Wolfsburg. . Der angekündigte verschärfte Sparkurs mit einem weiteren Stellenabbau dürfte das bestimmende Thema bei der Betriebsversammlung am Mittwoch in sein.

Da haben sich zwei gefunden. Wenn am nächsten Mittwoch Joachim Löw, Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, und deren Manager Oliver Bierhoff die eigentlich nicht öffentliche Betriebsversammlung im VW-Stammwerk Wolfsburg besuchen, vereinen sich im übertragenen Sinn zwei Gewitterfronten. Rund um die Nationalmannschaft kriselt es wegen fehlender sportlicher Erfolge und Löws Personalentscheidungen. Bei VW sorgen der geplante Abbau von 5000 bis 7000 Arbeitsplätzen in der Verwaltung, kritische Aussagen des Aufsichtsratsmitglieds und Großaktionärs Wolfgang Porsche sowie ein neuer Konflikt zwischen Betriebsratschef Bernd Osterloh und dem Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess gleichermaßen für Sorgenfalten und schlechte Laune. Um es kurz zu sagen: Es dürfte reichlich rund gehen am Mittwoch.

Dabei wird wohl der Auftritt von Löw und Bierhoff vor dem Länderspiel zwischen Deutschland und Serbien in der Wolfsburger VW-Arena am Mittwochabend allenfalls unterhaltenden Charakter haben. Jetzt, da VW Sponsor des Deutschen Fußballbundes und damit der Nationalelf ist, ist ein Besuch hochrangiger DFB-Vertreter in Wolfsburg sozusagen ein diplomatisches Gebot. Schließlich wird das Geld, das der Autobauer den Kickern zur Verfügung stellt, in den Fabriken erarbeitet.

Weniger diplomatisch dürfte es dagegen zugehen, wenn VW-Chef Diess und vor allem Betriebsratschef Osterloh zu den Mitarbeitern sprechen. Beide werden nach Informationen unserer Zeitung Redner auf der Veranstaltung sein, zu der bis zu 20.000 Beschäftigte erwartet werden. Nachdem Ralf Brandstätter, der das operative Geschäft der Marke VW leitet, in der vergangenen Woche den Abbau von bis zu 7000 Stellen in der Verwaltung angekündigt hat, ließ Osterloh das nicht unwidersprochen.

Er betonte, dass der Betriebsrat erst in Verhandlungen mit dem Vorstand einsteige, wenn der zunächst Fragen der Arbeitnehmervertreter zu Managementfehlern beantworte. Als ein Beispiel nannte Osterloh einen Milliardenverlust, der VW im vergangenen Jahr durch die Umstellung auf das neue Verbrauchs- und Abgas-Prüfverfahren WLTP entstanden sei.

Das wichtigste Instrument für den Stellenabbau soll wie schon in der Vergangenheit die Altersteilzeit sein. Osterloh forderte, dass die jedoch in dem neuen Programm nicht auf die Mitarbeiter in der Verwaltung beschränkt werden dürfe, sondern auch für Beschäftigte in der Produktion gelten müsse.

Außerdem machte Osterloh deutlich, dass der Betriebsrat einem Stellenabbau nur dann zustimme, wenn die mit dem Arbeitsplatz verbundene Arbeit tatsächlich entfalle. Damit will er eine Auslagerung von Tätigkeiten vermeiden. Und nicht zuletzt forderte der Betriebsratschef, dass mehr Stellen in sogenannten Zukunftsarbeitsplätzen aufgebaut werden als bisher zugesagt. Brandstätter hatte von rund 2000 neuen Stellen gesprochen. Zu den Zukunftsarbeitsplätzen gehören IT-Tätigkeiten, aber auch die Produktion von Batterien und Elektro-Autos.

All diesen und vermutlich weiteren Forderungen wird sich Vorstandschef Diess auf der Betriebsversammlung stellen müssen. Er hatte im Vorfeld schon eingeräumt: „Wir haben WLTP nicht optimal hinbekommen.“

Doch dürfte dieses Eingeständnis nicht ausreichen, um den Betriebsrat zu befrieden. Ohnehin hat Diess aktuell einen schweren Stand. Er muss nicht nur den enorm aufwendigen Umbau des Konzerns zu E-Mobilität und Digitalisierung und die internen Querelen managen. In der vergangenen Woche hat sich Diess zudem mit der Aussage „Ebit macht frei“ auf einer VW-internen Veranstaltung angreifbar gemacht. Der Satz erinnert an das zynische Nazi-Motto „Arbeit macht frei“ und hat ein international negatives Presse-Echo provoziert. Ebit ist übrigens das englichsche Kürzel für „Earnings before Interests and Taxes“ – Gewinn vor Zinsen und Steuern. In Deutschland wird von Vorsteuergewinn gesprochen.