Braunschweig. Der Bundesvorsitzende Kühn sagt: Wir brauchen dringend Anreize, um die Helferzahlen zu steigern.

Wehrpflicht, Dienstpflicht – die Debatte darüber ist voll entbrannt. Für Klaus-Dieter Kühn steht fest: Wir brauchen die Dienstpflicht unbedingt. Der Braunschweiger ist Bundesvorsitzender des Verbandes der Arbeitsgemeinschaften der Helfer des kommunalen Katastrophenschutzes.

Die Mitgliedszahlen der freiwilligen Feuerwehren sinken, die Anforderungen steigen. Kann die Dienstpflicht Abhilfe schaffen?

Für die Arbeit bei der Feuerwehr ist eine anspruchsvolle Ausbildung notwendig. Ein Verbleib von nur einem Jahr ist nicht zielführend. Ich könnte mir aber vorstellen: Wer sich dem THW oder der Feuerwehr mehrere Jahre lang anschließt, sollte von der Dienstpflicht befreit werden.

Die Kommunen halten die Debatte für überflüssig. Ist sie das?

Das ist sie sicher nicht. Wir sind gerade dabei, die Konzepte bei der gemeinsamen Gefahrenabwehr von innen und von außen zu überdenken. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe leitet Arbeitskreise, bei denen sich sämtliche deutschen Hilfsorganisationen und die Länder beteiligen. Die Lage hat sich verändert, das sehen wir aktuell wieder. Es gibt mehr Hitzeperioden oder Hochwasser, die Helferzahlen aber sind rückläufig. Wir brauchen dringend Anreize, um die Helferzahlen zu steigern.

Reicht es nicht, für die Feuerwehr oder den Katastrophenschutz massiver als bisher zu werben?

Das tun wir ja schon. Das Bundesinnenministerium zeichnet mit seinem Förderpreis „Helfende Hand“ Ideen aus, um das Engagement im Bevölkerungsschutz zu steigern. Es geht um Konzepte, um freiwillige Helfer zu gewinnen.

Welche Aufgaben könnten die Helfer über die Dienstpflicht bei der Feuerwehr oder dem Katastrophenschutz übernehmen?

Beim Katastrophenschutz geht es unter anderem um die Bereiche Betreuung, Brandschutz, technische Hilfe, die Abwehr chemischer, biologischer, nuklearer oder radiologischer Gefahren. Das sind sensible Bereiche, bei denen es auch aus dem Ehrenamt heraus einer gewissen Professionalität bedarf.

Sie sprechen es an: Brauchen wir nicht wie bei der Bundeswehr oder in der Pflege auch bei der Katastrophenhilfe Profis statt Leuten, die ein Jahr lang reinschnuppern?

Das Fachpersonal bei den Katastrophenschutzbehörden in den kreisfreien Städten und Landkreisen ist in den 90er Jahren zurückgefahren worden. Da ist viel Wissen verloren gegangen. Wir stellen die Weichen über innovative Konzepte neu. Die Dienstpflicht wäre eine wichtige Ergänzung. Die Anforderungen steigen, wir haben extremere Wetterlagen. Wir müssen neu denken.