Wolfenbüttel. Die 2016 fusionierte Bank mit Hauptsitz in Wolfenbüttel wächst vor allem im Kreditgeschäft.

Mit dem ersten Geschäftsjahr nach der Fusion zeigte sich der Vorstandssprecher der Volksbank eG, Ernst Gruber, sehr zufrieden. „Wir sind deutlich über Plan gewachsen“, sagte er bei einem Pressegespräch in Wolfenbüttel. Die Bilanzsumme stieg 2017 um 5,5 Prozent auf 1,89 Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Volksbank eG wegen des anhaltend niedrigen Zinsniveaus ein geringeres Jahresergebnis. Zudem könnten auf die Kunden neue Gebühren zukommen – für die Annahme von Bargeld.

Gewachsen ist die Volksbank vor allem im Kundenkreditgeschäft sowie bei den Kundeneinlagen: Das Kreditvolumen erhöhte sich um 12,8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro – „und damit um das doppelte mehr, als ursprünglich geplant“, sagte der Vorstandssprecher. Das zeigt laut Gruber, dass die Privatkunden trotz steigender Immobilienpreise weiterhin am Häuslebau interessiert sind. Firmenkunden nutzten die gute Konjunktur ebenfalls für Investitionen. Die Kundeneinlagen erhöhten sich um 4,8 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. „Die Kunden bringen uns trotz Niedrigzins unverändert ihr Geld“, so Gruber. Das Kundenwertvolumen, das das Geldhaus 2017 insgesamt betreute, stieg um 6,8 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro.

Die Frontansicht der Volksbank in Wolfenbüttel.
Die Frontansicht der Volksbank in Wolfenbüttel. © Frank Wöstmann (Archiv)

Unterm Strich machte die Volksbank eG mit 22,32 Millionen Euro im vergangenen Jahr 6,84 Millionen Euro mehr Gewinn als im Vorjahr, eine Steigerung von 44 Prozent. „Ohne die Fusion hätten wir dieses Ergebnis nicht erreicht“, sagte Gruber. Die Volksbank fusionierte rückwirkend zum 1. Januar 2016 aus den Volksbanken Wolfenbüttel-Salzgitter, Vechelde-Wendeburg und Helmstedt. Mit diesem Betriebsergebnis konnte die Bank auch ihr Eigenkapital um sieben Prozent auf rund 201 Millionen Euro steigern. Damit weist sie für das Geschäftsjahr 2017 eine Eigenkapitalquote von 10,6 Prozent aus. Die Dividende blieb für die Mitglieder wie im Vorjahr bei 6,5 Prozent, in Summe schüttete die Bank 708 000 Euro aus.

Die wichtigsten Einnahmequellen der Genossenschaftsbanken, der Zins- und Provisionsüberschuss, hat sich ebenfalls positiv entwickelt. Der Zinsüberschuss stieg um 5,5 Prozent auf 46,7 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss um 8,3 Prozent auf 17,7 Millionen Euro. Rückläufig hingegen sind die Kunden- und Mitgliederzahlen des Finanzinstituts. Die Zahl der Kunden ging um rund 2300 auf 107 200 Kunden zurück, die Mitgliedschaften schrumpften 2017 von rund 30 600 auf 29 570. Grund dafür ist laut Gruber die demographische Entwicklung.

Die Volksbank mit Hauptsitz in Wolfenbüttel ist damit in unserer Region die zweitgrößte Genossenschaftsbank: Größer ist die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg mit rund 150 000 Kunden. Die Anfang Juni aus den Volksbanken Hankensbüttel-Wahrenholz, Wittingen-Klötze und Südheide fusionierte Volksbank Südheide-Isenhagener Land-Altmark ist mit 80 000 Kunden kleiner.

Die vor zwei Jahren fusionierte Wolfenbütteler Volksbank steckt derzeit noch mitten im Umbau. Seit Mai 2017 wird in der Innenstadt von Wolfenbüttel ein neues Verwaltungsgebäude hochgezogen, zudem wird eine angrenzende Villa umgebaut und restauriert. Sie soll künftig als Vorstandssitz dienen. Der Einzug in die neuen Gebäude ist für Ende dieses Jahres vorgesehen. Rund 100 Mitarbeiter, die derzeit noch auf mehrere Standorte verteilt sind, sollen dort zusammengezogen werden. Insgesamt investierte die Bank in ihren neuen Hauptsitz 15 Millionen Euro.

Die zurückliegende Fusion ist laut Gruber zum „genau richtigen Zeitpunkt“ geschehen. „In dieser Größe können wir uns zum Beispiel auf die Themen Digitalisierung und demographische Entwicklung besser einstellen“, so der Vorstandssprecher. Die Investitionen in die Digitalisierung des Bankgeschäfts seien „ordentlich“, allein die Einführung der elektronischen Aktenführung habe die Bank eine halbe Million Euro gekostet. Künftig sollten die Mitarbeiter als Multiplikatoren der Digitalisierung geschult werden, um etwa Kunden neue digitale Angebote wie Smartphone-Anwendungen nahe zu bringen.

Gruber zufolge kostet die Digitalisierung die Bank aber keine Arbeitsplätze. Zwar beschäftigte sie mit 461 Mitarbeitern 14 weniger als ein Jahr zuvor, doch sei dies durch Fluktuation zustande gekommen. „Wir suchen Mitarbeiter“ stellt Gruber fest. Zurzeit beschäftigt die Volksbank 36 Auszubildende. Die Ausbildungsquote will die Bank künftig von jetzt 8 auf 10 Prozent anheben.

Wegen des weiterhin schwierigen Marktumfelds – Stichwort Niedrigzins – rechnet die Volksbank für das laufende Geschäftsjahr 2018 mit einem geringeren Ergebnis. Sie ist derzeit in unserer Region mit 36 Filialen sowie 13 Selbstbedienungsstellen vertreten. Einen Blick in die Glaskugel wagt Gruber nicht. Er geht jedoch davon aus, dass weitere Filialen abgebaut werden. „Wir wollen weiterhin eine Flächenbank bleiben, das Kundenverhalten ändert sich allerdings dramatisch“, sagt Gruber. Er veranschaulicht das mit Zahlen: So gebe es pro Monat in den Filialen aktuell rund 32 000 Kundenkontakte, Smartphone-Apps würden 400 000 mal pro Monat genutzt, Tendenz steigend.

Außerdem müssen sich die Privat- und Firmenkunden offenbar auf neue Gebühren einstellen. So will die Volksbank eG Ende dieses Jahres entscheiden, wie sie die Annahme von Hartgeld bepreist. Zudem soll die Bargeldannahme künftig nicht mehr in allen Filialen möglich sein, für Nicht-Kunden möglicherweise sogar gar nicht mehr. Das hängt mit den Kosten zusammen, die für die Bank selbst entstehen. Sie muss das Hartgeld an die Bundesbank weiterreichen, so entstehen zum einen Transportkosten. Zum anderen ist jede Bank seit dem Inkrafttreten einer EU-Verordnung in 2015 dazu verpflichtet, Münzen auf Echtheit und Beschädigung zu überprüfen – das kostet.

Bundesweit haben viele Banken seit 2015 Gebühren auf Hartgeld-Einzahlung eingeführt. Auch in unserer Region: Die Landessparkasse nimmt etwa ab 50 Münzen bei Privatkunden eine Gebühr von sieben Euro, bei der Volksbank Brawo sind es bis zu sechs Euro bei Bareinzahlungen auf Girokonten. Bei der Volksbank eG steht bisher fest, dass zumindest am Weltspartag Münzen weiterhin gebührenfrei angenommen werden.