Braunschweig. Der Lehrstellenmarkt ist in seiner heißen Phase. Unter anderem werden Auszubildende zum Anlagenmechaniker händeringend gesucht.

Es sind nur noch wenige Wochen bis zum regulären Ausbildungsstart am 1. August und 1. September. Doch zahlreiche Stellen sind in unserer Region noch unbesetzt. Von Goslar bis Gifhorn, von Peine bis Helmstedt sind es insgesamt 3433 Lehrstellen. Das vermelden die Arbeitsagenturen unserer Region auf Anfrage.

Demgegenüber stehen insgesamt 2462 Bewerber, die Stand Juni 2018 noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Es ist also noch Musik im Ausbildungsmarkt. „Die Auswahlverfahren der Betriebe laufen seit geraumer Zeit auf Hochtouren und befinden sich derzeit im Endspurt“, sagt Ulf Steinmann, Leiter der Agentur für Arbeit Helmstedt. Insgesamt wurden den Agenturen 6564 Lehrstellen von Betrieben mitgeteilt, zudem meldeten sich 7064 Bewerber auf Ausbildungsplätze..

Die Chancen auf eine Lehrstelle stehen so gut wie noch nie

Nach Angaben von Gerald Witt, Leiter der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar, sind die Chancen auf eine Lehrstelle „so gut wie noch nie“. Auch Jan Hauberg, bei der IHK Braunschweig verantwortlich für die Berufsausbildung, stellt fest, dass sich der Ausbildungsmarkt zunehmend zu einem Bewerbermarkt entwickelt. Die Möglichkeiten für junge Menschen, noch dieses Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden, seien „sehr gut“. Witt sagt: „Es ist noch nichts zu spät.“

Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind bei der IHK Braunschweig bis dato 14,9 Prozent weniger Ausbildungsverträge eingegangen, insgesamt 1455. Besonders spürbar sei der Rückgang im gewerblich-technischen Bereich. Hier seien viele Plätze in der Metall- und Elektrotechnik noch nicht besetzt. Im kaufmännischen Bereich seien im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Verkehrs- und Transportwesen noch die meisten offenen Ausbildungsplätze vorhanden. Im Bezirk der IHK Lüneburg-Wolfsburg stieg die Zahl der Ausbildungsverträge um 6,3 Prozent auf 2337 Verträge. Allerdings seien noch nicht alle Verträge zum kommenden Ausbildungsjahr eingegangen.

Im Bezirk der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade wurden bis dato 2609 Ausbildungsverträge eingetragen, 7,4 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahresmonat. Günter Neumann, Leiter der Beruflichen Bildung, sagt: „Viele Betriebe haben verstanden, dass sie sich mittlerweile frühzeitig um neue Auszubildende kümmern müssen.“ Dennoch stellt auch die Handwerkskammer fest, dass Lehrstellen „zunehmend unbesetzt bleiben“, etwa die für angehende Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Grund: Es fänden sich keine geeigneten Bewerber. Auch bei einer Umfage der IHK Niedersachsen gaben 69 Prozent von 900 befragten Betrieben an, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben.

Volker Linde, Ausbildungsexperte der IHK Lüneburg-Wolfsburg, fordert deswegen einerseits die Betriebe auf, mehr in die Qualität ihrer Ausbildungen zu investieren. Andererseits fordert er von der Politik Taten: etwa bei der Sicherung von wohnortnahen Berufsschulangeboten. Steinmann von der Arbeitsagentur Helmstedt ermutigt die Unternehmen: „Geben Sie auch schwächeren Ausbildungssuchenden eine Chance.“Ratgeber