Wolfsburg. Die Konzerntöchter Audi und Porsche gehen Kooperationen ein, um die Entwicklung von Brennstoffzelle und Elektro-Mobilität zu beschleunigen.

Audi, Porsche und Volkswagen selbst haben am Mittwoch Kooperationen mit externen Partnern angekündigt. Das Ziel: Kostenersparnis, Know-how-Gewinn und eine größere Marktmacht. Der größte Fisch in diesem Kooperationsteich: die geplante Zusammenarbeit von VW und Ford.

Beide Unternehmen bestätigten am Mittwoch, was am Dienstag bereits als Gerücht gehandelt wurde. Sie wollen eine Zusammenarbeit prüfen. Allerdings sei keine einseitige oder Überkreuz-Beteiligung geplant. Beide wollen und sollen also eigenständig bleiben. Bis Ende des Jahres sollen konkrete Ergebnisse der Prüfung einer Allianz vorgestellt werden. Beide Autobauer haben in der Vergangenheit bereits zusammengearbeitet: So waren die ersten Generationen des ab 1995 gebauten Familienvans VW Sharan, Seat Alhambra und Ford Galaxy baugleich. Man kennt sich also, zumindest die älteren Semester.

Bislang ist bekannt, dass der Fokus bei der neuen VW-Ford-Allianz zunächst auf dem Geschäft mit leichten und mittelschweren Nutzfahrzeugen liegen soll. Dabei spielen gleich mehrere Aspekte eine Rolle. Ford und VW könnten sich erstens mit ihren Modellen ergänzen und so Lücken im eigenen Angebot schließen. Ford ist zum Beispiel stark bei Pick-ups, VW im hochwertigen Kleinbus-Segment. Zweitens könnten durch die gemeinsame Entwicklung und Produktion eines neuen Transporters erhebliche Kosten gespart werden. Dadurch erhoffen sich beide einen Wettbewerbsvorteil, weil für die Käufer von Transportern Nutzwert und Preis für die Kaufentscheidung meist entscheidender sind als ein markenspezifisches Image. Auf die inneren und wirtschaftlichen Werte kommt es an, weniger auf Optik und Markenlogo. Der Kostenfaktor gilt drittens auch für die Vorbereitung der Transporter auf die in diesem Segment ab 2020 geltenden neuen Abgas-Vorschriften. Um sie zu erfüllen, muss ein immer größerer technischer Aufwand betrieben werden, der entsprechende Kosten verursacht. Werden sie gemeinsam getragen, könnten beide Seiten wirtschaftlich profitieren.

Allianzen im Nutzfahrzeug-Segment sind alles andere als ungewöhnlich. VW hat zum Beispiel seinen Transporter Crafter bis 2016 von Daimler fertigen lassen. Seitdem baut VW das Fahrzeug in Eigenregie in einem neuen Werk in Polen. Ein weiteres Beispiel: Opel, Renault, Nissan und Fiat verkaufen unter ihrem jeweiligen Markennamen einen baugleichen Transporter, der bei Opel Vivaro heißt, bei Renault Trafic, bei Nissan NV 300 und bei Fiat Talento.

Hauptakteur in der neuen Allianz wäre auf VW-Seite die Hannoveraner Konzerntochter VW-Nutzfahrzeuge. Dort zeigt sich die Betriebsrat grundsätzlich, aber nicht grenzenlos offen für eine neue Partnerschaft. In einer Mitteilung an die Belegschaft führte die Hannoveraner Betriebsratsvorsitzende Bertina Murkovic nach Informationen unserer Zeitung aus, dass es bei einer Partnerschaft darauf ankomme, Stärke zu gewinnen und der Belegschaft eine Perspektive zu bieten. Um die Allianz-Pläne final beurteilen zu können, müsse aber zunächst eine Prüfung erfolgen, die erst am Anfang stehe. Ohnehin müsse gelten, dass das Produktionsvolumen nicht zurückgefahren werde.

Ebenfalls am Mittwoch hat die VW-Premiumtochter Audi angekündigt, künftig mit dem südkoreanischen Autobauer Hyundai bei der Entwicklung der Brennstoffzelle zusammenarbeiten zu wollen. Diese Technik ist eine Variante der Elektro-Mobilität, bei der der Strom für den Antrieb nicht aus einem Batteriesystem kommt, sondern an Bord erzeugt wird – von der Brennstoffzelle.

Wie Audi mitteilte, wollen beide Unternehmen Patente austauschen und sich den Zugang zu nicht wettbewerbsrelevanten Bauteilen ermöglichen. Das Ziel der Kooperation: Die Großserienreife für die Brennstoffzelle soll schneller und günstiger erreicht werden. An der Entwicklung dieser Technik ist auch das VW-Motorenwerk Salzgitter beteiligt, das Komponenten zuliefert.

Die dritte Kooperation einer VW-Tochter kündigte am Mittwoch der Sportwagenbauer Porsche an. Dabei handelt es sich sogar um eine Beteiligung. Porsche hält nun 10 Prozent am kroatischen Unternehmen Rimac Automobili. Das stellt einerseits elektrisch angetriebene Sportwagen und andererseits Komponenten für die E-Mobilität her. Nach Porsche-Angaben verfügen die Kroaten über besonderes Know-how unter anderem für die Batterie-Technik und die E-Antriebe. Porsche plane mit Rimac eine Entwicklungspartnerschaft.