Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei wächst die Sorge vor einer Überreaktion von Präsident Recep Tayyip Erdogan. In Berlin mahnte Kanzlerin Angela Merkel (CDU), im Umgang mit dem Umsturzversuch „sollte sich der Rechtsstaat beweisen“.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), sagte in der ARD, „wir dürfen als Europäer nicht zum Komplizen der autoritären Machtansprüche von Erdogan werden. Das ist die klare rote Linie.“ Die Kanzlerin war beim europäisch-asiatischen Gipfel (Asem) in der Mongolei, als sie von den Nachrichten aus der Türkei erfuhr. Faktisch war sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. In der Hauptstadt Ulan Bator verurteilte sie den Putschversuch. Zu dem Zeitpunkt war der Ausgang noch offen.

Nach der Rückkehr ging sie am Samstag im Kanzleramt dann vor die Kameras: „Panzer auf den Straßen und Luftangriffe gegen die eigene Bevölkerung sind Unrecht.“ Die Linie hatte sie noch in Ulan Bator mit ihren EU-Kollegen und in Berlin mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) abgestimmt. Merkels Zwiespalt: Sie ist zwar erleichtert, weil der Putsch gescheitert ist. Aber zugleich befürchtet sie, dass Erdogan jedes Maß verlieren könnte. Merkel machte klar, dass die Solidarität nicht ihm gelte: „Deutschland steht an der Seite all derjenigen in der Türkei, die die Demokratie und den Rechtsstaat verteidigen.“ Sie stellte klar, „uns leitet die Solidarität mit allen politischen Kräften in Regierung und Opposition, die sich genau diesen Werten verpflichtet fühlen“.

Den deutschen Urlaubern in der Türkei legte sie nach eigenen Worten dringend ans Herz, sich umsichtig zu verhalten. Gleichzeitig versicherte sie, dass das Verteidigungsministerium „in enger Verbindung“ mit den in Incirlik stationierten Bundeswehrsoldaten stehe, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Die Türkei sei ein Land, mit dem man eng verbunden sei, „vor allem durch Millionen von Menschen, die in Deutschland leben und familiäre Wurzeln in der Türkei haben“.