Es war ein seltener Augenblick des sorgenfreien Lachens: Barack Obama gibt der vom Ebola-Virus genesenen Krankenschwester Nina Pham am letzten Freitag eine Umarmung im „Oval Office“. Dann würdigt der US-Präsident die Verdienste all jener, die sich um Ebola-Patienten innerhalb und außerhalb der USA kümmern. Und das inszenierte Treffen sollte wohl auch ein optisches Signal sein, das sagt: Meine viel kritisierte Seuchenpolitik produziert doch positive Resultate.

Als Wunderheiler für die eigene Partei taugt der Präsident allerdings nicht. Im Gegenteil: Er meidet die Wahlkampfbühnen, weil es die meisten Bewerber für die wichtigen Kongress-Zwischenwahlen in einer Woche am 4. November so wollen. Wer kann, distanziert sich von ihm. Wie kürzlich die demokratische Senats-Kandidatin Alison Lundergan Grimes aus Kentucky. Seit Wochen weigert sie sich beharrlich zu sagen, ob sie bei den letzten Wahlen für Obama gestimmt hat. Das sei ihre „Privatsache“, verteidigt sie sich. Senator Mark Begich, der in Alaska um seinen Sitz kämpft, geht sogar noch weiter: Obama sei nicht mehr relevant und in zwei Jahren ohnehin von der politischen Bühne verschwunden, sagte er jetzt in einem Interview. Hörbarer kann man eine „lahme Ente“, wie US-Präsidenten oft in ihrer zweiten Amtszeit genannt werden, nicht abschießen. Manchmal sind es aber auch Szenen aus dem politischen Alltag, die den wahren Status Obamas offenbaren, der einer aktuellen Umfrage der Quinnipiac-Universität zufolge mittlerweile als schlechtester Präsident seit dem Zweiten Weltkrieg gilt und dessen Politik trotz anziehender Konjunktur und guter Wall Street-Kurse nur noch bei 41 Prozent der Bürger Zustimmung findet. Vor allem Frauen versagen sich seiner Gefolgschaft. Bei der überall zulässigen frühen Stimmabgabe stand Obama letzte Woche in Chicago am Wahlautomaten neben einer jungen attraktiven Schwarzen, als ihm deren Freund zurief: „Fass meine Freundin nicht an!“ War es ein brüsker Scherz, wie der Mann hinterher – im Verhör der Medien – behauptete? Oder eine subtile Anspielung auf außereheliche Abenteuer, die dem Präsidenten in Washington nachgesagt werden und die zur endgültigen Zerrüttung der einstigen „Traum-Ehe“ geführt haben sollen? Obama fasste sich schnell und entgegnete: „Das hatte ich auch gar nicht vor.“ Doch der mangelnde Respekt, der ihm hier entgegen gebracht wurde, war unüberhörbar.

Bei seinem ersten großen Wahlkampfauftritt in Maryland, in der „Barack Obama“-Grundschule, hatten die Veranstalter kürzlich auf Nummer sicher gehen wollen und das Auditorium mit fast ausschließlich Schwarzen besetzt.

Von denen unterstützen ihn immer noch 84 Prozent. Und dennoch verließen bereits zur Halbzeit seiner Rede Hunderte den Saal. Ein Exodus, der vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Obama und seine politischen Initiativen als Ballast: Und das zu einem Zeitpunkt, wo es um die Macht im Kongress und die Kernfrage geht, ob die Republikaner den 100-köpfigen Senat zurückgewinnen können und damit in beiden Kammern auf dem Kapitol das Sagen haben.