US-Präsident Barack Obama zeigte sich am Montagabend in Washington als erfolgreicher Spendensammler. Im Restaurant „Zaytinya“ in Chinatown redet er ganze 12 Minuten vor rund 65 Unterstützern, die für das Dinner jeweils 10 000 US-Dollar bezahlt hatten. Am Ende stimmt deshalb die Parteikasse.

Friedemann Diederichs
Friedemann Diederichs

Doch Stimmen dazugewinnen wird Obama durch diese täglichen Wohlfühl-Termine vor eingefleischten, gut betuchten Demokraten nicht. In den Straßen-Wahlkampf für die nur noch vier Wochen entfernten „Midterm-Elections“ – die Kongress-Zwischenwahlen – eingreifen will der US-Präsident aber nicht. Den Grund beschrieb ein Stratege der Demokraten in der New York Times jetzt so: „Es liegt am Namen Obama.“ Obama – was einst als Gütesiegel für Hoffnung und Wandel nach der Ära Bush gelten sollte, ist heute negativ besetzt. Nur noch 42 Prozent der Bürger sind mit seiner Amtsführung zufrieden. Und bei vielen Krisen steht der Präsident mit dem Rücken zu Wand.

Im Ukraine-Konflikt führte ihn Wladimir Putin vor, die lange von Washington unterschützten „IS“-Extremisten zwangen Obama zu einem neuerlichen Waffengang, den er unbedingt vermeiden wollte. Zudem droht auch noch Ebola – und der erneut zaudernde Obama muss entscheiden, wie dicht er die Grenzen für Reisende aus Afrika machen will.

Zwar ist offiziell die Zahl der Arbeitslosen in den USA gesunken – doch das liegt auch daran, dass viele Bürger sich nicht mehr als verfügbar melden. Das Durchschnittseinkommen der Amerikaner ist unter Obama gesunken, während die Wall-Street-Banken sich von der Finanzkrise gut erholt haben. Und dann ist da noch das Gesetz der Geschichte: Bei den „Midterms“ gewinnt gewöhnlich die Opposition dazu.

Für den „Yes we can“-Propheten könnte es deshalb nach der Wahlnacht am 4. November heißen: Nichts geht mehr. Erobern die Republikaner die Mehrheit im Senat zurück, der sich aus 53 Demokraten, 45 Republikanern und zwei Unabhängigen zusammensetzt, würde Obama zu dem werden, was in den USA als „lame duck“ beschrieben wird: eine lahme Ente. Die Republikaner, die im Repräsentantenhaus keine Macht-Probleme haben werden, hätten die unbegrenzte Macht auf dem Kapitol, und Obamas Entscheidungs-Optionen wären noch enger begrenzt als bisher.