Bodenstedt. Johanna Lies berichtet von den Ess-Spezialitäten in dem asiatischen Land und erlebt auch das Drachenbootrennen.

Johanna Lies ist eine Weltenbummlerin – das lässt sich mit Fug und Recht sagen. Zuletzt hat die Bodenstedterin von ihrer aufregenden Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland und China sowie von ihrem Besuch in Marokko (Nordafrika) berichtet, nun schildert sie ihre Erlebnisse in Taiwan (Asien) – dies ist der erste Teil, ein zweiter folgt:

„,Made in Taiwan’: Ich bin da, wo deine Klamotten herkommen. Doch hätte mir nicht jemand vom Fleck auf der Weltkarte erzählt, wüsste ich wohl bis heute nicht, wo sich dieses Land befindet – eines meiner Favoriten-Länder, denn selten habe ich so angenehme Kontraste erlebt.

Yin und Yang (aus der chinesischen Philosophie) wäre die perfekte Beschreibung, insbesondere weil diese Symbolik genauso wie Taiwan selbst chinesischen Ursprung besitzt: In der Hauptstadt Taipeh beginnt meine Rundreise durch den urbaniserten (verstädterten) Westen. Tagsüber erkunde ich die Städte, vor allem die Tempel. Überall sind sie – von kleinen Gebetsstätten bis riesigen Anlagen. Kein Tempel gleicht dem anderen, und wenn man die Rituale mit den Räucherstäbchen und Spenden für die Götter erst einmal verinnerlicht hat, fühlt man sich mitten in dieser gläubigen Gesellschaft angekommen.

Durch das viele Lobpreisen sind die Götter mir wahrscheinlich wohl gesonnen, denn durch Zufall darf ich das wichtigste Event im ganzen Jahre miterleben: das Drachenbootrennen. In dieser Zeit zerbrechen in Taiwan Freundschaften wie bei uns während der Fußballweltmeisterschaft. Abends streune ich auf einen der vielen „NightMarkets“ herum: Diese Märkte kann man mit dem Oktoberfest in München vergleichen, mit dem Unterschied, dass die „NightMarkets“ täglich und das ganze Jahr über stattfinden, tagsüber ein leerer Platz sind und sich erst ab 17 Uhr mit Ständen von Essen über Klamotten bis zu Spielautomaten füllen.

Statt Plastikenten kann man auf dem „NightMarket“ lebende Fische in Aquarien angeln, die dann für dein Abendessen zubereitet werden. Ich genieße aber lieber meine frischen Smoothies und esse mich einmal durch die kulinarischen Nationalgerichte. Zum Beispiel: „Sticky Tofu“ – geschimmelter Tofu, paniert, frittiert und mit Sauerkraut und Sojasoße serviert: eine Delikatesse.

Wer zum Abendessen nicht auf einem „NightMarket“ speist, den verschlägt es wohl in ein HotPot-Restaurant: Die gesunde Form von Fondue – Fleisch/Käse/Gemüse/Tofu – wird in Brühe „frittiert“. Grundsätzlich ist festzuhalten: Abends kommen alle Menschen aus ihren Verstecken vor der Sonne. Dann versammeln sie sich entweder im Tempel, auf den Märkten oder in Restaurants. Diese Geselligkeit macht die Menschen in Taiwan wohl so glücklich und ausgeglichen, wie ich sie kennen lernen darf.

Eine Klamottenfabrik habe ich im Westen des Landes noch nicht gefunden, dafür eine geballte Packung Gastfreundschaft. Von den Städten und Reisfeldern führt meine Reise mich weiter in den östlichen Teil Taiwans. Die Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent und die Hitze ändern sich nicht, doch vielleicht werde ich dort eine Fabrik finden?“