Vechelde. Die Gemeinde hebt die Kinderbetreuung und den Kreuzungsumbau hervor, die Bürgerinitiative sieht die Anliegerbeiträge.

Was hat das zu Ende gehende Jahr für die Gemeinde Vechelde gebracht, und was wird das anstehende Jahr bringen? Die Antworten der Rathausverwaltung und der Bevölkerung auf diese Fragen könnten unterschiedlich ausfallen: Während zumindest in Teilen der Bevölkerung die Straßenausbaubeiträge/Anliegerbeiträge ein wichtiges Thema gewesen ist und noch sein wird, erwähnt Vecheldes Bürgermeister Ralf Werner diesen Punkt in seinen Ausführungen gar nicht – vielmehr stellt er fest: „Auf der Prioritätenliste ganz oben stand und steht die Kinderbetreuung.“

Zurück zur Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs), die nach Meinung der in diesem Jahr gegründeten „Bürgerinitiative (BI) Gemeinde Vechelde – Weg mit der Strabs“ abgeschafft werden müsse: Damit entfielen die Straßenausbaubeiträge/Anliegerbeiträge beim Ausbau von Gemeindestraßen. Vier Mal hat die BI in 2019 in der Gemeinde zu Demonstrationen gegen die Strabs aufgerufen; insgesamt hat es ihrer Überzeugung nach „600, 700 Teilnehmer“ gegeben. Der Grund für den Protest gegen die Anliegerbeiträge: „Sie sind unsozial, ungerecht und existenzbedrohend“, fasst BI-Initiator und BI-Sprecher Klaus Jurczyk zusammen, der an seinem Wohnhaus in Sierße auf einem Banner den Widerstand gegen diese Abgaben offenkundig macht. Erfolglos ist der für die Gemeinde Vechelde ungewöhnlich laute und auch breite Protest gegen die Anliegerbeiträge nicht: So hat die SPD – sie hat im Gemeinderat das alleinige Sagen – bereits angekündigt, die Straßenausbaubeiträge/Anliegerbeiträge senken und den Gemeindeanteil erhöhen zu wollen. Die Entscheidung fällt der Gemeinderat im nächsten Jahr, für die BI ist aber klar: Die Anlieger sollen gar nicht für den Ausbau von Gemeindestraßen zahlen; der Staat (Land oder Gemeinde) möge alles finanzieren – spannende Diskussionen sind noch zu erwarten.

Bürgermeister Werner hingegen hebt die Kinderbetreuung hervor und ist überzeugt: „Die Gemeinde leistet hier Vorbildliches.“ Zum Beweis nennt er die Millioneninvestitionen auch in 2019 für die neue Kindertagesstätte (Kita) an der Hildesheimer Straße in Vechelde (drei Krippengruppen) und im Neubaugebiet „In den Kühläckern“ in Wahle (drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen). „Mit diesen beiden Einrichtungen gibt es gemeindeweit rund 1000 Plätze in Kindergärten und Krippen“, rechnet der Verwaltungschef nicht ohne Stolz zusammen. Angesichts des gestiegenen Bedarfs an Kita-Plätzen wegen der Neubaugebiete wird die Gemeinde auch im nächsten Jahr Millionen Euro für die Kinderbetreuung ausgeben: Die neue Kita in Denstorf (drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen) und die Erweiterung der Kita in Wierthe (plus je eine Kindergarten- und Krippengruppe) sollen im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen. Darüber hinaus erhält die Grundschule Wedtlenstedt im nächsten Jahr einen Erweiterungsbau, um den Bedarf an allgemeinen Unterrichtsräumen/Fachunterrichtsräumen zu decken – ebenfalls ein Millionenvorhaben.

Die vielen neuen Wohnhäuser und Wohnungen im Gemeindegebiet dokumentieren nach Werners Überzeugung die „Attraktivität der Kommune als begehrter Wohn- und Lebensstandort“: „Im nächsten Jahr werden die Erschließungsarbeiten der Baugebiete ,Am Lindenberg Ost’ in Sonnenberg und ,Otto-Lages-Straße’ in Wierthe abgeschlossen“, blickt er voraus: „Ein Großteil der 40 Bauplätze ist bereits veräußert worden.“ Daher ist 2020 auch die Erschließung eines neuen Wohnbaugebiets im Nordosten Vallstedts geplant (etwa 40 Bauplätze).

Mit Blick auf den Brandschutz hat die Gemeindefeuerwehr im Juni ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser (TSF-W) erhalten – es ist in Sierße stationiert. „Ein weiteres TSF-Wasser ist bestellt und wird voraussichtlich Anfang 2021 ausgeliefert“, setzt Werner hinzu. Mit der Erweiterung des Feuerwehrhauses der Schwerpunktwehr Vechelde/Wahle könne Anfang 2020 begonnen werden. „Der Bau der Rettungswache für zwei Einsatzfahrzeuge des Rettungsdienstes schreitet planmäßig voran“, betont Werner: „Die Übergabe des Gebäudes an den Landkreis/den Rettungsdienstbetreiber kann voraussichtlich im Juni 2020 erfolgen.“

Verzögert hat sich der Anbau des Landkreises an die Kreissporthalle II in Vechelde, der nicht nur für den Schul-, sondern auch für den Vereinssport bereit stehen wird: Baubeginn ist laut Werner im nächsten Jahr, Fertigstellung solle bereits im Herbst 2020 sein. Baubeginn und Fertigstellung des Umbaus des ehemaligen Güterschuppens am Vechelder Bahnhof zur Gymnastikhalle solle ebenfalls im nächsten Jahr sein.

Ebenfalls in 2020 steht die Umgestaltung der Ampelkreuzung Hildesheimer Straße/Köchinger Straße in Vechelde an, die „die Leistungsfähigkeit der Kreuzung verbessern wird“, ist Werner zuversichtlich – zurzeit bilden sich dort zeitweise lange Staus. „Nach Abschluss dieses Vorhabens im Sommer soll an diesem zentralen Bereich auf den gemeindeeigenen Freiflächen mit einem Neubau ein städtebaulicher Akzent gesetzt werden“, kündigt Werner an: Um dafür eine „überzeugendes Bebauungskonzept“ zu erhalten, werde es einen Architektenwettbewerb geben.