Vechelde. Der halbjährige Schwimmunterricht in der dritten Klasse reicht nicht immer, um den Kindern den Freischwimmer zu bescheren.

Gleich nach dem Laufen lernen heißt es für die Kinder: Schwimmen lernen. So mag es früher gang und gäbe gewesen sein; so ist es heute aber nicht mehr. „Wir haben immer weniger Erstklässler bei uns in der Schule, die bereits Schwimmen können“, stellt Jessica Saalfeld, Leiterin der Vechelder Grundschule mit mehr als 400 Kindern, fest.

Das heißt: Den Freischwimmer (Deutsches Jugendschwimmabzeichen Bronze) können immer weniger Kinder bei ihrer Einschulung vorweisen, selbst den Frühschwimmer (Seepferdchen) haben dann längst nicht alle Mädchen und Jungen – ein Trend, der nicht nur an der Vechelder Grundschule zu beobachten ist, sondern bundesweit. So hat auch schon das Kreissportbund (KSB) Peine deswegen Alarm geschlagen.

Vor diesem Hintergrund hat die Vechelder Grundschule längst reagiert: In der dritten Klasse haben alle Kinder ein Schulhalbjahr Schwimmunterricht. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Kinder das Schwimmen beizubringen“, betont Jessica Saalfeld. Die Schulleiterin verweist aber auch auf den glücklichen Umstand, dass es in Vechelde das (kreiseigene) Hallenbad gibt, wo dieser Unterricht unabhängig von der Jahreszeit und dem Wetter stattfinden kann: „Das ist schon ein Luxus.“ Viele andere Grundschulen haben eine solche Badeanstalt vor Ort eben nicht, gibt die Rektorin zu bedenken.

An diesem Pflichtunterricht nehmen alle Kinder teil – egal, wie ihre Schwimmfähigkeiten sind. Für die Schule ist dieser Unterricht allerdings eine besondere Herausforderung: „Die Aufsicht in einem Klassenzimmer kann eine Lehrkraft übernehmen“, beschreibt Jessica Saalfeld: „Beim Schwimmen mit 20 bis 25 Kinder benötigen wir hingegen zwei, drei Aufsichtspersonen.“ Dabei handele es sich um Lehrer und pädagogische Mitarbeiter.

Anspruch der Vechelder Grundschule ist es, dass jedes Kind nach dem halbjährigem Unterricht den Freischwimmer schafft. „Wenn die Mädchen und Jungen aber zuvor noch nicht mal das ,Seepferdchen’ haben, wird es schwer, in dem halben Jahr den Freischwimmer hinzubekommen“, beschreibt die Rektorin: „Eine 100-prozentige Erfolgsquote gibt es also leider nicht.“ Der Schwimmunterricht findet ein Mal in der Woche statt für jeweils zwei Schulstunden (also zwei Mal 45 Minuten). Immerhin: „Die Kinder sind in aller Regel mit Freude dabei und haben ihren Spaß im Wasser“, weiß Jessica Saalfeld. Wer allerdings von den Acht-, Neunjährigen bis dato noch keine oder nur wenige Erfahrungen im Wasser gemacht habe, der „hat Angst vor dem Wasser“ – diese müsse ihnen im Schwimmunterricht erst noch genommen werden.

Zum kommenden Schulhalbjahr plant die Grundschule, darüber hinaus eine Nicht-Schwimmer-Arbeitsgemeinschaft in das Ganztagsangebot aufzunehmen: Die Teilnahme ist – andern als beim Schwimmunterricht für die Drittklässler, der weiterhin bestehen bleibt – freiwillig, aber kostenlos.

„Das Erlernen der Schwimmfähigkeit können die Eltern aber nicht nur auf die Schulen abschieben“, macht der Peiner KSB-Vorsitzende Wilhelm Laaf deutlich: „Sobald ein Kind seine ersten Schritte macht, fertigen Eltern und Großeltern davon Fotos und Videoaufzeichnungen an. Kann das nicht auch beim Erlernen der Schwimmfähigkeit so sein?“ Laafs Appell: „Eltern oder Großeltern sollten möglichst frühzeitig mit Kindern zum Schwimmen gehen, um sie an das Element Wasser heranzuführen.“ Denn jedes Kind solle schwimmen können. „Mädchen und Jungen, die es nicht können, wird die Freude an der Bewegung im Wasser vorenthalten.“

Anforderungen:

• Frühschwimmer (Seepferdchen): Sprung vom Beckenrand und 25 Meter Schwimmen; Heraufholen eines Gegenstands mit den Händen aus schultertiefem Wasser.

• Deutsches Jugendschwimmabzeichen Bronze (Freischwimmer): ein Mal etwa zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen eines Gegenstandes; Sprung aus einem Meter Höhe oder Startsprung; Sprung vom Beckenrand und mindestens 200 Meter Schwimmen in höchstens 15 Minuten. Die theoretische Prüfung umfasst die Kenntnis von Baderegeln.