Vechelde. Nadine Muthmann aus Vechelde, Julius Schneider aus Peine, Miriam Riedel-Kielhorn aus Ilsede und Hubertus Heil sind die Delegierten aus dem Kreis.

Die Brisanz ist enorm, das Medieninteresse ebenfalls, auch wenn eine Abstimmung über die Große Koalition und damit das (sofortige) Aus für die schwarz-rote Bundesregierung nun doch nicht zu erwarten sind: Rund 600 Delegierte werden an diesem Wochenende beim SPD-Bundesparteitag in Berlin dabei sein, darunter Nadine Muthmann aus Vechelde.

„Für mich ist es der erste Bundesparteitag – das ist total spannend“, fiebert die 25-jährige Delegierte dem Spektakel entgegen, bei dem die SPD wichtige Weichen stellen will. Seit drei Jahren gehört Nadine Muthmann dem Ortsrat Vechelde/Vechelade, dem Vechelder Gemeinderat und dem Peiner Kreistag an – das volle kommunalpolitische Programm. Kein Wunder, dass sie auch die bundespolitischen Fragen ihrer Partei bewegen. Und ebenfalls kein Wunder, dass sich die Sozialdemokratin Nadine Muthmann an der mitgliederweiten Online-Wahl des Bundesvorsitzes beteiligt hat – offen und ehrlich verrät die Vechelderin: Im ersten Wahldurchgang habe sie für das Duo Christina Kampmann (39/ Landtagsabgeordnete in Nordrhein-Westfalen) und Michael Roth (48/Bundestagsabgeordneter aus Hessen) gestimmt – die beiden sieht sie als junges Tandem an, das in der SPD für frischen Wind hätte sorgen können.

Doch Kampmann und Roth haben es nicht in die Stichwahl geschafft: Ins „Endspiel“ sind vielmehr Olaf Scholz (61/Bundesfinanzminister) und Klara Geywitz (43/Ex-Landtagsabgeordnete in Brandenburg) sowie Saskia Esken (58/Bundestagsabgeordnete) und Norbert Walter-Borjans (66/Ex-Finanzminister Nordrhein-Westfalen) gekommen. Wem hat Nadine Muthmann nun ihre Stimme gegeben? Keinem, lautet ihre etwas unerwartete Antwort, denn: „Ich habe mich enthalten.“ Wobei ihr Scholz/Geywitz doch noch etwas mehr zugesagt hätten. Klar ist aber für die Vechelderin, nun beim Bundesparteitag für Esken/Walter-Borjans zu votieren – gemäß dem Mitgliedervotum.

Heißt das, die SPD sollte raus der ungeliebten Großen Koalition (GroKo)? Mitnichten, ist die studierte Politologin überzeugt, die bei der „Allianz für die Region Braunschweig“ arbeitet. „Denn die GroKo ist in der Vergangenheit aus sozialdemokratischer Sicht durchaus erfolgreich gewesen“, ist Nadine Muthmann überzeugt und nennt als ein Beispiel die Grundrente des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil, der auch Peiner SPD-Bundestagsabgeordneter ist. Nach dem Bundesparteitag solle sich die SPD in Berlin auf die Sachthemen konzentrieren und bis zum Ende der Legislaturperiode im Herbst 2021 ihre Arbeit machen. „Wenn wir jetzt ausstiegen, würde die CDU beispielsweise die Grundrente alleine nicht hinbekommen“, ist sie überzeugt: „Ich finde es gut, wenn wir den Koalitionsvertrag nachverhandeln, auch wenn ich gegen einen Ausstieg aus der GroKo bin.“

Spannend dürfte beim Parteitag die Wahl der stellvertretenden Parteichefs werden. Für die drei Posten gibt es derzeit vier Kandidaten: Die saarländische SPD-Chefin Anke Rehlinger und Klara Geywitz sollen angeblich gesetzt sein – um den dritten Posten kämpft offenbar Bundes-Juso-Chef Kevin Kühnert ausgerechnet mit Hubertus Heil. Für Nadine Muthmann steht fest: „Delegierte sollten ihre eigene Region stärken“ – ein Bekenntnis also zu Heil. Zu Kühnert sagt Juso-Mitglied Nadine Muthmann: „Ich warte seine Rede ab, und höre mir an, welche Themen er setzt.“ Mit einer Rebellion, also dem Ausstieg aus der GroKo, könne man „auch vieles kaputt machen“.

Außer Nadine Muthmann sind noch drei weitere Delegierte aus dem Landkreis Peine dabei beim Bundesparteitag:

• Julius Schneider aus Peine: Er ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Peine-Kernstadt.

• Miriam Riedel-Kielhorn (36) aus Klein Ilsede: Die Diplom-Finanzwirtin ist Mitglied im Ortsrat Klein Ilsede, im Ilseder Gemeinderat und im Peiner Kreistag.

• Hubertus Heil (47): Der Peiner Bundestagsabgeordnete und Bundesarbeitsminister ist derzeit Mitglied bereits im Bundesparteivorstand.