Bettmar. Der 14-Jährige Rollstuhlfahrer mit der seltenen Muskelkrankheit erobert bundesweit die großen Comedy-Bühnen und startet in TV und Internet durch.

Er kam aus dem Nichts. Im Mai 2019 tauchte er plötzlich auf. Eine Karriere im Schnelldurchlauf. Möglich macht dies das Internet, die neuen Medien verbreiten das, was Carl-Josef Statnik zu sagen hat im Click-Zeitalter in Windeseile. Der 14-Jährige aus Bettmar ist Comedian, ein Comedy-Neuling. Und was für einer. 5,4 Millionen Mal wurde sein sieben Minuten langer Auftritt in der Online-Comedy-Sendung „Nightwash“ aus einem Waschsalon in Kölner Stadtteil Zollstock bereits angeklickt, vier Millionen Clicks waren es Anfang Juni in der ersten Woche nach Ausstrahlung der Sendung. Der Junge aus Bettmar war nicht nur der jüngste Comedian, der bislang auf die Nightwash-Bühne durfte, an eine derart hohe Clickrate kam bislang kein Künstler, der in dem kleinen Kult-Waschsalon auftrat, in dem das Publikum auf oder vor den Waschmaschinen sitzt.

Das Ungewöhnliche: Carl-Josef Statnik sitzt im Rollstuhl, er leidet an einer muskulären Erbkrankheit, die nur Jungen bekommen. Seine Muskelkraft lässt immer mehr nach. Medizinisch heißt sie Muskeldystrophie, Typ Duchenne. „Aber mein Geist ist fit“, sagt er. Carl-Josef Statnik setzt sich auf seine Art mit seiner Krankheit auseinander. Er begegnet ihr und seinem Leben im Rollstuhl nicht klagend, sondern mit Humor. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, spricht über sein Single-Dasein, über Sex, darüber, dass nur Bordsteine ihn stoppen können. Alles geht, nichts muss. Oder, wie Carl-Josef Statnik es ausdrücken würde: Alles was nicht geht, sitzt im Rollstuhl. Genau das ist sein Humor.

Inzwischen hat Carl-Josef Statnik echte Markenzeichen. Was für Atze Schröder die lockige Haarpracht ist, sind für den 14-Jährigen Käppi, Goldkette und Turnschuhe. „Ohne Käppi wird man mich auf der Straße nie mehr sehen“, sagt er.

Comedian Carl-Josef Statnik aus Bettmar erobert die Bühnen

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    Doch wie kommt ein Junge aus dem beschaulichen Bettmar auf die großen Comedy-Bühnen? „Ich habe Nightwash im Internet gesehen“, erzählt Carl-Josef Statnik. Er schrieb einige Comedians einfach an. „Ich wollte schon immer mal auf die Bühne und die Leute zum Lachen bringen“, erzählt der Neuntklässler an der Vechelder Realschule. Jan Overhausen, ebenfalls ein Newcomer der Szene, reagierte. Kurze Zeit später rollte Carl-Josef Statnik im Mad Monkey Room im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg auf die Bühne. Seine Schwester Marie filmte den Auftritt, lud ihn bei Facebook hoch. 700.000 Aufrufe gab es Mitte Mai. Das Ende ist bekannt: Von Berlin ging es für den 14-Jährigen nach Köln.

    Bei einem zweiten „Nightwash“-Auftritt im September moderierte ihn Atze Schröder an, Luke Mockridge gab dem 14-Jährigen in „Die Greatnightshow“ (Sat1) eine Bühne. Vergangene Woche reiste Carl-Josef Statnik für zwei Tage nach Berlin, im Friedrichstadt-Palast war er Teil einer Folge für den „Quatsch Comedy Club“, die im Januar 2020 bei Sky One gezeigt wird.

    Das nächste Mal in einer TV-Sendung zu sehen ist Carl-Josef Statnik als Gesprächsgast von Günther Jauch im RTL-Jahresrückblick „Menschen, Bilder, Emotionen“. Sendetermin ist der 6. Dezember, 20.15 Uhr. In der Sendung erzählen Menschen auch über große Gefühle und spannende Geschichten jenseits aller Schlagzeilen.

    Zweites Highlight für den 14-jährigen Bettmaraner ist der Auftritt am 20. Dezember beim „Comedy Splash“ in Saarbrücken. Die Saarlandhalle ist mit mehr als 5000 Zuschauern ausverkauft – die ganz große Bühne für den Nachwuchs-Comedian, neben dem in der Szene bekannte Comedians wie Felix Lobrecht oder Maria Clara Groppler auftreten werden. In Saarbrücken präsentiert Carl-Josef Statnik sein neues Programm, er nennt es „Schul-Set“. Klar, wer darin sein Fett abbekommt.

    Der Anspruch an sich selbst sei gestiegen, lässt der 14-Jährige durchblicken. „Ich will zeigen, dass ich nicht nur Bordsteinkanten-Witze kann.“ Carl-Josef Statnik denkt über ein eigenes Youtube-Format nach, er plant weitere Live-Auftritte vor TV-Kameras. Einen Karriereplan habe er indes nicht, betont der Bettmaraner. „Ich weiß nur, dass ich nie für jemanden anderen arbeiten werde außer für mich.“