Wahle. An der früheren Gaststätte „Zum Püttcher“ müssen die Fußgänger die viel befahrene Ortsdurchfahrt überqueren – dort macht die Straße eine Biegung.

Ein trauriger Niedergang einer Traditionsgaststätte, die einst weit über die Grenzen der Ortschaft hinaus ein Begriff gewesen ist und viele Kunden von außerhalb angelockt hat: Vor knapp neun Jahren – Ende Oktober 2010 – musste der Betreiber die Kneipe „Zum Püttcher“ an der Ortsdurchfahrt/Kreisstraße in Wahle schließen. Aus „wirtschaftlichen Gründen“, wie der Heimat- und Kulturverein Wahle mitteilt. Inzwischen zerfällt das Fachwerkgebäude zusehends – und beschäftigt die Behörden und die Ortsbevölkerung.

Der Grund: Der Landkreis – er ist als Bauordnungsbehörde zuständig für die Gefahrenabwehr – hat den öffentlichen Fußweg vor dem „Püttcher“ mit Baken sperren lassen. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Kreissprecher Fabian Laaß, vom jahrhundertealten Gaststättengebäude gingen „Gefahren“ – und zwar in Firm von „herunterfallenden Dingen“ wie Dachziegeln oder Steine, die die Passanten auf dem Fußweg gefährden könnten. Der Landkreis habe (vorerst) keine andere Möglichkeit gesehen, als den Gehweg für die Öffentlichkeit vorsichtshalber zu sperren.

Das wiederum sorgt für Kritik in der Wahler Einwohnerschaft: Die Fußgänger müssten vor dem „Püttcher“ den Fußweg verlassen und auf den Gehweg auf der anderen Fahrbahnseite wechseln; das sei aber gerade an dieser Stelle nicht ungefährlich, da die Straße wegen der Biegung schlecht einsehbar sei – so haben sich Wahler Bürger beim Ortschaftsabend unserer Zeitung beklagt.

Jörg Hollstamm, Ortsbürgermeister in Wahle, kann die Bedenken nachvollziehen. Nicht nur die Biegung mache das Wechseln auf die andere Straßenseite gefährlich, sondern auch der Verkehr. „Auf unserer Ortsdurchfahrt sind viele Fahrzeuge unterwegs – das ist sogar noch mehr geworden wegen der Sperrung der Ortsdurchfahrt (Bundesstraße 65) in Sierße“, beschreibt Hollstamm.

Was ist zu tun? Der Ortsbürgermeister schlägt einen Ortstermin am „Püttcher“ vor mit Ortsrat, Gemeinde Vechelde und Landkreis Peine – eventuell auch mit der Polizei –, um gemeinsam eine Lösung zu finden. „Solche Ortstermine sind in solchen Fällen der übliche Weg“, ist Sozialdemokrat Hollstamm überzeugt. „Ich denken, so ein Ortstermin wird kein Problem sein“, antwortet Laaß.

Gleichwohl erwartet Hollstamm nichts Bahnbrechendes: „Ich habe nicht die Erwartung, dass es dort auf der Ortsdurchfahrt bauliche Veränderungen wie eine weitere Querungshilfe geben wird.“ Denkbar seien aber frühzeitige Hinweisschilder auf die Sperrung, um über andere Wege zur vorhandenen Querungshilfe auf der Ortsdurchfahrt am Wahler Ortsausgang in Richtung Vechelde zu gelangen. Wie es in Sachen „Zum Püttcher“ weitergeht, ist noch völlig unklar. „Ich kann dazu keine Auskunft geben, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt“, bitte Fabian Laaß um Verständnis.

Knapp 200 Jahre hat es die Gaststätte „Zum Püttcher“ in Wahle gegeben, wie auf der Homepage des Heimat- und Kulturvereins nachzulesen ist. Diese direkt an der Grenze zwischen dem früheren Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Hannover gelegene urige Gaststätte war als Gespannabfertigung bekannt und diente zudem als Wasserstelle – im Plattdeutschen „Pütt“. Den Betreiber der Wasserstelle nannte man „Püttcher“: So erhielt die Gaststätte den Namen „Zum Püttcher“.