Denstorf. Elke und Heinz Förster haben den gebürtigen Berliner mehrmals getroffen – er hat ein Modell für eine futuristische Aufzugskabine erstellt.

Bekleidet mit weißem Mantel, Rollkragenpullover und Klocks, ausgestattet mit einer „unheimlichen Ausstrahlung“: Luigi Colani hat Eindruck hinterlassen beim Ehepaar Elke und Heinz Förster aus Denstorf, das mit dem nun gestorbenen Stardesigner über den Bau einer futuristisch anmutenden Aufzugskabine verhandelt hat.

„Uns gegenüber hat sich Luigi Colani nie herablassend verhalten“, erinnert sich Heinz Förster an die Begegnungen, die mehr als 15 Jahren zurückliegen, und seine Frau Elke Förster setzt beeindruckt hinzu: Ein „toller Mann“ sei Colani gewesen. Toll ist auch die Geschichte, die das Denstorfer Ehepaar mit diesem genialen und fortschrittlichen „Meister der runden Form“ zusammengebracht hat.

Rückblick ins Jahr 2002: Seinerzeit hat Heinz Förster in Braunschweig eine Aufzugsbau-Firma gehört – sie hatte auch eine Niederlassung in Berlin, der Heimatstadt von Luigi Colani, der eigentlich Lutz geheißen hat. „Irgendwie sind wir in Berlin auf die Idee gekommen, Luigi Colani einfach mal anzusprechen und um ein Design für eine Aufzugskabine zu bitten“, schildert Heinz Förster. Kurzerhand habe er den Stardesigner angeschrieben – per Brief. „Ich habe ihn vorher noch nie getroffen, kannte aber immerhin seinen Lebenslauf“, schildert der 77-Jährige. Vier Monate später habe sich Colanis Ehefrau, zugleich seine Sekretärin, in Försters Unternehmen gemeldet. „Ich habe schon gedacht, die Sache hätte sich längst erledigt“, spricht der Denstorfer von einer faustdicken Überraschung.

Nichts hat sich erledigt: Zusammen mit einem Mitarbeiter hat Förster einen Termin bei Colani in dessen Büro in Köln erhalten. „Wir sind dort nett empfangen worden“, so der Denstorfer. Zwei Stunden hätten sie sich unterhalten – und dann habe Colani zusagt, für Förster eine Aufzugskabine zu konzipieren. „Möglicherweise auch deshalb, weil er zuvor bei einem deutschen Konzern mit seinen Designvorschlägen für Aufzugskabinen keinen Anklang gefunden hat“, mutmaßt Förster.

Jedenfalls hätten sie sich „gleich geduzt“, und auch beim Honorar sei Colani dem Braunschweiger Unternehmen von Heinz Förster entgegengekommen. „Wir sind doch nur ein kleiner mittelständischer Betrieb mit 45 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von fünf, sechs Millionen Euro – wir haben es schwer, uns gegen die Großen zu behaupten“, hat Förster auf die Tränendrüse gedrückt – erfolgreich.

Denn statt der zunächst vereinbarten Summe hatte das Unternehmen letztlich weniger zu zahlen. „Ich glaube, Luigi Colani hat uns gemocht“, meint Heinz Förster, der über das Berlinerische des Designers sagt: „Jedes seiner Worte hatte Sinn und Verstand.“ Im Oktober 2002 hat der Meister die Firma in Braunschweig besucht.

Dessen Modell für die Aufzugskabine sticht heraus: Colani hat eckige Formen gehasst, die normalerweise auf solche Objekte abonniert sind. „Bei ihm war die Kabine hingegen überall rund und abgerundet“, beschreibt Förster das Modell, das „vermutlich seine Studenten nach Colanis Vorgaben entwickelt haben“. Gemäß dieses Prototyps hat Försters Firma eine Kabine entwickelt, aus Edelstahl und in Blau. Bei der Fachmesse für Aufzüge in Augsburg ist diese Aufzugskabine der „Renner“ gewesen. „Colani macht Aufzüge zum Kunstwerk“, jubelt die Presse. „Eigentlich wäre er vertraglich nur verpflichtet gewesen, an einem Messetag dabeizusein, er war aber alle vier Tage dort – es hat ihm offenbar sehr gefallen“, sind Elke und Heinz Förster überzeugt: „Die Messe stand ganz unter dem Zeichen von Luigi Colani – und wir waren der Mittelpunkt.“ Später – im Oktober 2003 – hat sich auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff in der Braunschweiger Firma mit Colani getroffen: „Aus einer halben Stunde sind für Wulff zweieinhalb Stunden in unserem Unternehmen geworden.“

Nebenbei: Colanis Aufzugskabine ist – wie geplant – nie in die Produktion gegangen, weil „sie einfach zu teuer gewesen wäre“, sagt Heinz Förster. 2005 hat er aus gesundheitlichen Gründen seine Firma an einen finnischen Konzern verlauft. „Ich gehe davon aus, dass die einzige Colani-Aufzugskabine, die wir gebaut haben, noch heute am Hauptsitz des Konzerns in Helsinki steht.“ Zum Meister selbst hat das Ehepaar seitdem keinen Kontakt mehr gehabt – nun ist er mit 91 Jahren gestorben. Die Erinnerungen bleiben.