Wahle. Bei der Veranstaltung unserer Zeitung in der nächsten Woche kann jeder Bürger, aber auch jeder Verein und jede Organisation das Wort ergreifen.

Ihre Meinung ist gefragt: Beim Ortschaftsabend unserer Zeitung in der nächsten Woche in Wahle kann die Bevölkerung ihre Sorgen vorbringen und Anregungen geben. Das gilt selbstverständlich auch für die örtlichen Vereine und Organisation – wobei bemerkenswert ist: Den Heimat- und Kulturverein, den Sportverein TSV Sierße/Wahle und den Schützenverein „Freischütz Wahle“ scheinen zurzeit keine größeren Probleme zu drücken – und doch sind von dieser Seite nachdenkliche, kritische Töne zu hören.

Reiner Pape ist in Wahle geboren, ist dort aufgewachsen und fühlt sich als „Wahler“, auch wenn er seit drei Jahren in Vechelde wohnt. Das Maibaumfest und der Dämmerschoppen – das sind die beiden wichtigsten Veranstaltungen, die der Wahler Heimat- und Kulturverein mit Pape als Vorsitzendem organisiert; beim Ortschaftsabend steht der 64 Jahre alte Ingenieur im Ruhestand Rede und Antwort. Wobei Pape gar nicht lange um den heißen Brei herumredet: „Es ist schwierig, die Menschen in Wahle zu erreichen.“ So seien zum vergangenen Dämmerschoppen zwar „reichlich Einwohner aus den umliegenden Ortschaften“ gekommen, aber nur sehr wenige Wahler. „Das ist nicht motivierend, das ist sogar frustrierend“, stellt Pape fest. Für ihn sei es „verwunderlich“, wenn sich die Wahler einerseits beklagen – „es ist doch nichts los im Ort“ –, andererseits aber nicht zu den hiesigen Veranstaltungen hingehen. Freuen würde er sich, wenn die Bevölkerung beim Ortschaftsabend ihre Wünsche zu den dörflichen Aktivitäten vorbrächten. Ein anderer Punkt: Der 73 Mitglieder starke Heimat- und Kulturverein sei überaltert – „uns fehlen Leute, die mit anpacken wollen.“

Der „Freischütz Wahle“ gehört zu den Schützenvereinen, die – anders als andere im Umkreis – nicht aufgelöst worden sind, sondern „leben“. Für den Vorsitzenden Heinz-Jürgen Schulz, der ebenfalls beim Ortschaftsabend dabei sein wird, ist es ganz wichtig, als „Freischütz“ in Wahle „Flagge zu zeigen“: „Wir veranstalten das Schweinepreis- sowie das Dorfpokalschießen und sind beispielsweise beim Lampionumzug dabei.“ Um als Verein „attraktiver“ zu werden, sei investiert worden: neue Gewehre, Ausweisgerät, elektronische Schießanlage und eine Zentralheizung im Schützenheim, zählt Schulz auf. Die Jugendarbeit wollen sie verstärken – so hat „Freischütz“ auch ein Lichtpunktgewehr für Kinder unter zwölf Jahren. Doch ganz wichtig seien auch „Menschen im Alter von 30/35 bis 45/50 Jahren, die Aufgaben übernehmen können“, ist der 67 Jahre alte Pensionär überzeugt, der bei der Stadt Braunschweig gearbeitet hat. Vom nächsten Jahr an will „Freischütz“, der sich zunächst als Schießclub Wahle gegründet hat, sein Oktoberfest für die gesamte Bevölkerung öffnen; 2023 feiert der Verein sein 70-jähriges Bestehen mit einem Schützenfest im Ort. Schulz, gebürtiger Denstorfer, ist seit 1987 Mitglied im „Freischütz“ und seit zehn Jahren Vorsitzender.

Gelassenheit strahlt Heinz Eggeling aus, dabei ist es schon eine ungewöhnliche Situation: Die Sporthalle und der Fußballplatz befinden sich in Sierße, in Wahle gibt es keine Sportstätte. Der stellvertretende Vorsitzende des Sportvereins TSV Sierße/Wahle betrachtet diese Situation aber „völlig entspannt“; Sportstätten in seinem Heimatort Wahle zu fordern, kommt für Eggeling nicht in Frage. „Wir sind schon als Kinder die zwei Kilometer von Wahle nach Sierße zum Sport geradelt – das ist für uns normal gewesen“, erinnert sich der 58 Jahre Rechtsanwalt in Braunschweig, der beim TSV in der Herrengymnastik mitmischt. Ein anderer Punkt bewegt Eggeling viel mehr: „Wir wollen beim TSV wieder eine Fußball-Herrenmannschaft auf die Beine stellen, auch wenn das immer schwieriger wird.“ Könnte also gut sein, dass der Vize-Vorsitzende den Ortschaftsabend dazu nutzt, für die Fußballabteilung zu werben. „In die Neubaugebiete in Wahle ziehen doch viele junge Familien – leider bedeutet das nicht automatisch, dass sich die Neubürger auch an den Sportverein binden“, hat Eggeling festgestellt. Rund 250 Mitglieder hat der Verein – je zur Hälfte, so schätzt er, Wahler und Sierßer. Apropos das Verhältnis zwischen beiden Ortschaften: Am Samstag, 21. September, steigt das Sommerfest auf dem Sierßer Sportplatz. In lustigen Spielen treten die Sierßer auf der einen und die Wahler auf der anderen Seite im Ortsvergleich gegeneinander an. Die Siegerortschaft darf von sich behaupten, „vor der Bahn“ zu wohnen – das letzte Mal 2013 hat Wahle gewonnen. Jeder aus beiden Dörfern kann mitmachen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich – der Vergleich steigt an dem Samstag von 14.30 Uhr bis 22 Uhr.

Beim Ortschaftsabend unserer Zeitung am Donnerstag, 19. September, ab 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus (DGH) in Wahle, Schulstraße 5, sitzen außer Pape, Schulz und Eggeling der Wahler Ortsbürgermeister Jörg Hollstamm, der Vechelder Bürgermeister Ralf Werner und der Wahler Ortsheimatpfleger Dr. Hartmut Hoppenworth auf dem Podium. Jeder aus der Bevölkerung kann sich aber zu Worte melden, auch andere Vereine und Organisationen aus Wahle. Der Eintritt ist frei. „Freischütz“ verkauft Getränke.