Fürstenau. Unternehmenssprecher Dennis Glanz weist im Interview zudem auf die Baumschäden in diesem Waldgebiet durch Dürre und den Borkenkäfer hin.

Wohnen am Wald mit Kaninchen und Reh als ständigem Gast im eigenen Garten: Diese Idylle bietet das kleine Dorf Fürstenau mit seinen rund 90 Einwohnern – dem angrenzenden Fürstenauer Holz sei Dank. Diese kreisweit größte zusammenhängende Waldfläche umfasst rund 350 Hektar Landeswald und etwa 250 Hektar Privatwald (überwiegend Forstgenossenschaften, etwas Kirchenwald und Kleinprivatwald). Zuständig für den Landeswald sind die Niedersächsischen Landesforsten mit Sitz in Braunschweig – deren stellvertretender Unternehmenssprecher Dennis Glanz durchleuchtet im Gespräch mit Redakteur Harald Meyer verschiedene Aspekte des Fürstenauer Holzes.

Herr Glanz, bevor wir zu den Bäumen kommen, etwas zur Tierwelt im Fürstenauer Holz: Welche Tiere sind dort heimisch, gibt es im Fürstenauer Holz auch den Wolf?

An bedeutenden Wildarten kommen im Fürstenauer Holz Damwild, Rehwild und Schwarzwild (Wildschweine) vor. In der gegenwärtig schwierigen Situation mit vielen Verjüngungsflächen bereiten Reh- und Damwild erhebliche Verbissprobleme, so dass die Bestände durch intensive Bejagung in engen Grenzen gehalten werden müssen. Das Schwarzwild wird im Landeswald aus Gründen der Landeskultur (Vermeidung von Schäden in der umliegenden Landwirtschaft) und der Seuchenprävention ebenfalls intensiv bejagt. Die Bejagung erfolgt teilweise gemeinsam mit den angrenzenden Privatrevieren. Einzelne Wölfe wurden in der Nähe des Fürstenauer Holzes gesichtet. Mit der Ansiedlung eines dauerhaft bleibenden Wolfs oder gar eines Rudels rechnen wir angesichts der Bevölkerungsdichte und der geringen Größe des Waldgebiets aber nicht.

Wie ist der Zustand der Bäume im Fürstenauer Holz zu beschreiben?

Die Waldbestände im Fürstenauer Holz wurden vor etwa zwei Jahren massiv durch Sturmereignisse geschädigt. Wie auch in vielen anderen Waldgebieten der Region leiden die Waldbäume auch dort sehr stark unter der Dürre im vergangenen und in diesem Jahr. Es gibt Schäden durch Borkenkäfer an Fichten und Lärchen, da diese Bäume kaum Widerstandskräfte aufbringen können. Der Harzfluss, der das Einbohren der Käfer in normalen Jahren verhindert, ist oft komplett versiegt. Wildschäden treten an gepflanzten, aber auch an natürlich verjüngten Jungpflanzen auf – daher wird ja auch so intensiv gejagt.

Wie sieht die Aufforstung aus? Welche Bäume kommen neu hinzu?

Die entstehenden Freiflächen im Wald werden auf Basis der umfassenden Konzeption „Langfristige ökologische Waldentwicklung“ (LÖWE-Programm) wiederbewaldet. Auf kleineren Flächen genügt häufig die Naturverjüngung. Auf größeren Flächen wird im Regelfall gepflanzt, mitunter auch gesät. Bei der Baumartenwahl werden aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen (Risikominderung) immer Mischbestände angestrebt. Wir berücksichtigen dabei insbesondere unsere flächendeckend vorliegende Standortkartierung und aktuellen Klimaprognosen. In den vergangenen Jahren wurden im Fürstenauer Holz vorwiegend Mischbestände aus Stieleiche, Roteiche, Buche und Douglasie gegründet. Seltene Baumarten wie Wildobst ergänzen die Bestände.

Welchen wirtschaftlichen Verlust gibt es beim Fürstenauer Holz? Könnte er zum Urwald werden (durch liegengelassenes Totholz)?

In Folge der Stürme und der folgenden Borkenkäfermassenvermehrung ist in ganz Deutschland und darüber hinaus eine hohe Menge an Schadhölzern zu beklagen. Das Überangebot führt zum Zusammenbruch des Nadelholzmarkts. Der Preis für Fichtenholz hat sich mittlerweile halbiert. Stürme und Borkenkäfer führen auch zu einem Verlust beim Holzvorrat. Gleichzeitig sind die Kosten für die Aufarbeitung der Schäden hoch, auch die Wiederaufforstung bedeutet erhebliche Investitionen. Durch das Belassen des Holzes im Wald würde kein Urwald entstehen; vor dem Hintergrund des Klimawandels wäre das auch eher kontraproduktiv, da Holz im Laufe seines Wachstums Kohlenstoff aus der Atmosphäre entzieht und dieser dann in Holzprodukten gespeichert wird. Mit Blick auf Fichte und Lärche ist es dringend erforderlich, vom Borkenkäfer befallenes Holz zu entnehmen, um bisher nichtbefallene Wälder vor ihnen zu schützen. Ziel der Landesforsten ist es, das Fürstenauer Holz zu einem artenreichen und klimastabilen Mischwald zu entwickeln, der auch unter künftig geänderten Klimabedingungen den Ansprüchen gerecht wird. Das heißt, dass der Wald auch künftig den Rohstoff Holz produzieren soll, dass er Lebensraum für eine große Anzahl verschiedenster Arten dienen, Wasser reinigen und speichern und als Erholungsraum zur Verfügung stehen soll.

Wie ist der Aktionsplan der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zur Rettung des Waldes zu bewerten?

Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass die Lage im Wald in der Politik angekommen ist, da sie nicht ohne die Unterstützung der Politik zu bewältigen sein wird. Wichtig ist, dass die Pläne nun auch umgesetzt werden. Gleichzeitig darf all das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das eigentliche Problem – die Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen wie Kohlendioxid – gemindert werden muss, um den weiteren Klimawandel abzumildern.

Information: Im Landeswald des Fürstenauer Holzes bilden Eichenbestände den größten Teil (rund 30 Prozent). Es folgen Buchen, Kiefern, Fichten und Lärchen mit jeweils rund zehn Prozent. Die übrigen 30 Prozent verteilen sich auf Erlen, Eschen, Ahorn, Kirsche, Pappel, Birke, Douglasie, Wildobst und weitere Baumarten.