Vechelde. Peter Poser hat mit seinen 78 Jahren in den zurückliegenden zwölf Monaten mehr als 11.500 Kilometer mit seinem Pedelec zurückgelegt.

„Immer diese Radfahrer“ – genauso wie in dieser Filmkomödie mit Heinz Erhardt gibt es etwas zu lachen, wer sich mit Peter Poser unterhält – über das Radfahren. Allerdings: Der Ruheständler aus Vechelde kann bei dem Thema auch ganz nachdenkliche Töne anschlagen.

Es ist grau, hat einen Aluminiumrahmen, eine Carbongabel und diese breiten Ballonreifen, damit „ich auch auf Feldwegen fahren kann“ – das sagt Poser über sein Pedelec: So heißen die Fahrräder heute – es ist ein Rad mit Elektroantrieb. „So brauche ich nur halbe Kraft“, meint der 78-Jährige und zeigt nebenbei auf den Kilometerzähler an seinem Fahrrad: 11.517 Kilometer ist dort zu lesen – und das in einem Jahr. „Da kann man gar nicht schummeln“, versichert er und setzt noch hinzu: „Ich fahre mehr mit dem Fahrrad als mit meinem Auto.“ Am Rahmen des Pedelec befindet sich die Steckdose – in kurzer Zeit ist der Akku voll.

Jeden zweiten Tag, betont Poser und im Unterton klingt durchaus ein bisschen Stolz mit, fährt er „75 bis 90 Kilometer“ mit Fahrrad – durch den Landkreis Peine, aber auch beispielsweise im Braunschweiger und Gifhorner Beritt. Klar, das passt gut in Zeiten des Klimaschutzes, dem sich heute jeder verpflichtet fühlt. Aber Poser ist bereits mit großer Freude geradelt, da war von Klimaschutz noch gar keine Rede – in den 1950er-Jahren hat es wohl angefangen. „Ich hätte vielleicht Radrennfahrer werden können“, sagt Poser rückblickend, doch für ein Rennrad hätten er und seine Familie kein Geld gehabt. Die Freude am Radfahren ist geblieben – seine Frau Heidi Poser spricht von einer „Sucht“. Zweimal – ergänzt ihr Ehemann wie zur Bestätigung – sei er mit dem Fahrrad schon auf den Brocken gefahren.

Ob nun Sucht oder nicht: In seinem Berufsleben – Poser ist gelernter Klavierbauer, hat als LKW-Fahrer gearbeitet und später einen Kohlen- und Ölhandel in Vechelde betrieben – ist das Radfahren ein guter Ausgleich zum Job gewesen. Immer wieder kommen ihm im Gespräch über sein Hobby lockere, auch selbstironische Sprüche über die Lippen – „aber schreiben Sie das bloß nicht", wehrt der drahtige, durchtrainierte Typ immer wieder ab.

Seine Eindrücke von den vielen Radtouren – oft zusammen mit seinem Nachbarn Jens Bode – gehören aber unbedingt in die Zeitung. „Das Radwegenetz im Landkreis ist wunderbar“, lobt Poser. Und wenn an einer Straße – etwa an der Bundesstraße 65 von Sierße nach Dungelbeck – der Radweg fehle, dann „gibt es Ausweichstrecken mit Radweg“, ist der (Un)-Ruheständler überzeugt: „Die Leute sollten nicht meckern, sondern lieber mehr mit Fahrrad fahren.“

Und wie sieht es mit Unfällen aus? Interessanterweise berichtet Poser vor allem von Vorfällen, bei denen ihm andere Radfahrer die Vorfahrt genommen hätten. Trotz der „Prellungen und Blessuren“ bei den Stürzen – die Freude am Radfahren kann ihm das nicht nehmen. „Radfahrer sollten aber unbedingt einen Helm auf haben“, weiß er aus Erfahrung und glaubt: „Autofahrer achten in der Regel besser auf den Verkehr als manch ein Radfahrer.“

Für nicht erforderlich hält Poser allerdings den geplanten Radschnellweg an der Bundesstraße 1 von Vechelde nach Braunschweig: „Wir haben dort doch bereits einen Radweg – in beide Richtungen.“