Vechelde. Gerade in größeren Ortschaften wie Vechelde und Wahle finden solche Veranstaltungen nicht statt. Bodenstedt gilt hingegen als „Feierhochburg“.

Der Sommer – er ist traditionell auch kreisweit die Zeit der Volks- und Schützenfeste. Das gilt aber nicht unbedingt für die Gemeinde Vechelde: In etlichen Ortschaften der Ostkreiskommune finden zumindest in diesem Jahr – teilweise auch schon seit längerer Zeit – solche Dorfveranstaltungen nicht statt. Interessant: Auf Volks- und Schützenfeste verzichten in der Gemeinde nicht nur kleine Ortschaften, sondern auch große.

Mit rund 1450 Einwohnern befindet sich Wahle bereits auf dem „Treppchen“, ist die drittgrößte Ortschaften der Kommune – Tendenz steigend angesichts des weiteren Neubaugebiets „In den Kühläckern“ am Ostrand. Doch ein Volks- oder Schützenfest: Fehlanzeige in diesem Jahr, wie schon teilweise in der Vergangenheit.

Jörg Hollstamm, Ortsbürgermeister in Wahle, bedauert den Verlust des Volks- oder Schützenfestes in seinem Heimatort, denn: „Solche Veranstaltungen sind wichtig, um Neubürger zu integrieren – Wahle hat ja einen Zulauft wie wohl kein anderer Ort. Schade, dass es nicht stattfindet.“ Andererseits könne der Ortsrat keine Volks- und Schützenfeste „erzwingen“; es sei auch nicht Aufgabe der Kommunalpolitik, solche Aktivitäten zu organisieren und auszurichten. Der Schützenverein wolle zwar sein Jubiläum feiern, das werde aber erst 2022 stattfinden – bis dahin sieht es düster aus in Wahle. „Es braucht immer jemanden, der solche Aktivitäten in die Hand nimmt“, ist Hollstamm überzeugt: „Für das Organisieren von Volks- und Schützenfesten ist Herzblut und Leidenschaft erforderlich – so etwas bedeutet auch viel Arbeit.“

Das nächste Problem: „Es stellt sich die Frage, wo in Wahle ein Volks- oder Schützenfest stattfinden kann“, meint Hollstamm – auf dem Standort für das Feuerwehrjubiläum vor einiger Zeit entstehe gerade das Baugebiet „In den Kühläckern“; in der „Kuhle“ seien die Geräte des Spielplatzes so mittig aufgebaut, dass dort wohl zu wenig Platz für solche Veranstaltungen sei.

Allerdings: Der Heimat- und Kulturverein lädt in Wahle regelmäßig zu Events ein, auch andere Veranstaltungen wie 50 Jahre Propsteijugend gebe es im Ort. Wenn aber etwas wie das Volks- oder Schützenfest erst einmal eingeschlafen sei, sei „es schwer, das wieder aufzubauen“, ist Hollstamm überzeugt.

In „bester Gesellschaft“ befindet sich Wahle: In Vechelde – mit knapp 6100 Einwohnern die mit Abstand größte Ortschaft der Gemeinde – gibt es schon seit Jahrzehnten kein Volks- oder Schützenfest mehr; der der Schützenverein hat sich bereits aufgelöst, das Schützenheim in der Böttcherkuhle ist abgerissen.

Die heutige Generation betrachte Volks- und Schützenfeste eben nicht mehr als „integrationsstiftende Gesellschaftsereignisse“, stellt Olaf Marotz fest – er ist Ortsbürgermeister in Vechelde/Vechelade. Die Ortschaft Vechelde sei kleinstädtisch geprägt: „Veranstaltungen wie die Schlossparktage und verkaufsoffene Sonntage kommen hier gut an.“ Andererseits vermisse in Vechelde offenbar niemand ein Volks- oder Schützenfest – anders als in Vechelade, wo der Sportverein MTV Mitte September das Volksfest zu seinem 100-jährigen Bestehen veranstaltet: In dem Dorf sehen sie dieses Fest als guten Anlass, sich zu treffen.

Als „Feierhochburg“ in der Gemeinde Vechelde gilt Bodenstedt: Volks- und Schützenfest, Oktoberfest, Fastnachtsumzug – all das ist angesagt in Bodenstedt mit seinen 665 Einwohnern, und zwar Jahr für Jahr. Für solche Veranstaltungen braucht es jeweils „mindestens eine Handvoll Organisatoren, am besten zwei Handvoll“, betont Benno Schünemann, Ortsbürgermeister in Bodenstedt, Liedingen und Köchingen. Der Sportverein, der Schützenverein, die Feuerwehr und die Junggesellschaft – sie sind Schünemann zufolge die „tragenden Säulen“, was diese dörflichen Veranstaltungen anbelangt. Klar sei aber: „Die Resonanz bei diesen Festen hat auch in Bodenstedt nachgelassen, letztlich kann man froh sein, wenn man mit einer ,schwarzen Null’ herauskommt.“

In Liedingen und Köchingen hingegen sieht es – was örtliche Veranstaltungen aussieht – schon deutlich schlechter aus: „Das liegt nach meiner Überzeugung gar nicht mal in erster Linie daran, dass es kleine Dörfer sind“, mutmaßt Schünemann: Es liege vor allem daran, dass „es hier diese eine Handvoll, zwei Handvoll Menschen für die Organisation nicht gibt".

Noch mal zurück nach Bodenstedt: „Wer in dem Ort sein Haus bauen will, soll dafür auch einen Bauplatz bekommen“ – diese Zielsetzung hat Schünemann nach eigenen Worten praktisch immer umsetzen können. Wer sich also mit Bodenstedt identifiziert, bleibt dort wohnen – kein Nachteil für ein intaktes Dorfleben.