Vechelde. Eltern halten das Losverfahren für verbesserungswürdig, zudem kritisieren sie fehlende vorausschauende Planung. Die Verwaltung weist das zurück.

. Die Vergabe der Plätze in Kindertagesstätten (Kita) – sie bleibt ein Streitpunkt. Daran hat auch die im vergangenen Jahr vom Gemeinderat beschlossene Neuregelung nichts geändert. Stellvertretend melden sich Eltern aus Bodenstedt und Groß Gleidingen zu Wort, deren Kinder – so der Familienwunsch – die Kitas in Wierthe oder Vallstedt besuchen sollten: Doch daraus ist in diesen Fällen nichts geworden.

Während ihr Sohn Jonte im Garten spielt, dreht sich im Gespräch mit Jennifer Reck aus Bodenstedt alles um den fast Dreijährigen. Da die Kitas in Wierthe und Vallstedt momentan voll belegt sind, hat die Gemeindeverwaltung Jonte einen Kindergartenplatz in der Kita Wahle II („In den Kühläckern“) zugewiesen. „Diese Einrichtung wollen wir am 1. Oktober eröffnen“, kündigt Vecheldes Bürgermeister Ralf Werner an.

Gleiches gilt für Karen Funke aus Bodenstedt: Auch ihr Kind hätte nach „Wahle II“ kommen sollen, wird aber durch besondere Umstände doch woanders aufgenommen. Katharina Haus aus Groß Gleidingen hätte ihren dreijährigen Sohn Finn ebenfalls gerne in den Kitas Wierthe oder Vallstedt gesehen: „Die Gemeindeverwaltung hat uns aber einen Platz in der Kita ,Köchinger Straße’ in Vechelde zugelost.“

Das Problem aus Sicht der Eltern: Die Kinder aus Bodenstedt, Groß Gleidingen und anderen Südortschaften der Gemeinde Vechelde besuchen (in der Regel) die Kitas in Wierthe oder Vallstedt – dort finden sie ihre Spielkameraden aus dem jeweiligen Ort an, und später gehen sie dann gemeinsam auf die Vallstedter Grundschule. Für Kitas gebe es aber keine solche vorgegebenen Einzugsbereiche, betont Werner an dieser Stelle – niemand habe eine Anspruch, für sein Kind einen Platz in einer bestimmten (wohnortnahen) Kita zu bekommen.

Dennoch: Jonte und Finn sind in den Kitas in Wahle und Vechelde nach Überzeugung der Eltern nicht mit ihren Kameraden aus ihren Heimatorten zusammen, müssen sich in ein neues Umfeld einfinden, um dann mit dem Grundschulbeginn in Vallstedt wieder auf andere Kinder zu treffen. Dass die Kitas in Wierthe und Vallstedt nicht ausreichen, „das hätte die Gemeindeverwaltung doch eher erkennen können“, glaubt Jennifer Reck. Zwar wird die Wierther Kita erweitert – doch die Inbetriebnahme ist laut Werner erst für nächstes Jahr geplant: „Unsere Kita-Planung kann nicht ortschaftsbezogen sein, wir müssen vielmehr gemeindeweit den Bedarf decken.“

Jennifer Reck macht der Verwaltung einen Vorschlag: „Ich könnte auf den Kita-Platz in ,Wahle II’ verzichten – allerdings nur mit der Zusage, dass Jonte im Sommer 2020 in die Kita Wierthe oder Vallstedt kommt.“ Doch das lehnt Werner mit Blick auf die gemeindliche Vergabesatzung ab: Sie sieht in der ersten Stufe bei der reinen Kita-Platzvergabe eine Bevorzugung von Kindern vor, wenn bei ihnen soziale Kriterien (etwa alleinerziehende Eltern) greifen; in der zweiten Stufen, bei der Vergabe der Wunsch-Kita-Plätze, gibt es eine Bevorzugung von Geschwisterkindern (sie sollen in ein und dieselbe Einrichtung kommen) – ansonsten gilt das Los, falls „es mehr Wünsche für eine Kita gibt als freie Plätze“. Wenn also Jennifer Reck verzichte, lande sie – wie andere auch – im Lostopf, ohne eine Garantie, im nächsten Jahr den gewünschten Platz zu erhalten. „Wir können sie nicht bevorzugt behandeln“, meint Werner – das Losen stehe für „Gleichbehandlung“ und damit für „Gerechtigkeit“.

Des Weiteren schlagen die Eltern eine „Tauschbörse“ vor, bei der Eltern gemeindeweit Kita-Plätze für ihre Kinder tauschen können, um die jeweiligen Wünsche besser zu berücksichtigen. Auch das lehnt Werner mit Verweis auf die Vergabesatzung ab – es müsse letztlich beim Losverfahren bleiben, zumal auch die Wartelistenplätze für die Kinder gelost würden.

Katharina Haus würde es begrüßen, außer den bisherigen Kriterien – soziale Aspekte (Alleinerziehung) und Geschwisterkinder – noch andere bei der Kita-Platzvergabe einzubauen. „Ich habe kein Auto“, sagt sie mit Blick auf die acht Kilometer von Groß Gleidingen nach Vechelde: „Auch die Wohnortnähe sollte berücksichtigt werden.“ Werner hält das nicht für notwendig – er verweist auf das „freiwillige Angebot“ der Gemeinde, Kita-Kinder mit dem Bus abzuholen. „Wir holen jedes Kind ab und bringen es wieder zurück nach Hause – das geht aber leider nicht zu jeder beliebigen Zeit“, stellt der Verwaltungschef fest. Die einfache Busfahrt koste 25 Euro pro Monat, hin und zurück seien es 50 Euro.

Bei der Auslosung der Kita-Plätze solle die Bevölkerung (Eltern) dabei sein dürfen, um Transparenz zu schaffen: Auch diesen Wunsch weist Werner zurück: Ein gewisses Vertrauen in die Gemeinde – „wir sind Amtsträger“ – dürfe man wohl erwarten, antwortet der Bürgermeister. Zudem sei es „nicht praktikabel“, wenn „mehr als 300 Eltern bei der Auslosung dabei wären, die sich über mehrere Tage hinzieht“.

Werner zieht dieses Fazit: „Bei uns in der Gemeinde erhält jedes Kind einen Kita-Platz sogar mit der gewünschten Betreuungszeit – das ist mehr, als der Rechtsanspruch vorsieht, und mehr als andere Kommunen – auch im Kreis Peine – bieten.“ Darüber hinaus erhielten die Kinder „weit überwiegend“ sogar ihren Wunsch-Kita-Platz. Zum nächsten Kita-Jahr habe die Verwaltung „mehr als 220 Kindergartenplätze“ vergeben, insgesamt seien es „mehr als 300 Krippen und Kindergartenplätze“ gewesen.

Karen Funke, Jennifer Reck und Katharina Haus sprechen hingegen von einer „großen Unzufriedenheit“ unter den Eltern wegen der Kita-Platzvergabe. Jennifer Reck ist nach eigenen Worten in der Angelegenheit mit einem Anwalt im Kontakt: Eine Klage gegen die Vergabepraxis der Gemeinde sei „eine Möglichkeit“. In jedem Fall hat sich die Bodenstedterin vorgenommen, gemeindeweit eine Zufriedenheitsabfrage unter den Eltern in Sachen Kita-Plätze vorzunehmen. Das Thema wird die Gemeinde Vechelde also noch lange beschäftigen.