Bodenstedt. Johanna Lies hat bei ihrer Tour mit der Transsibirischen Eisenbahn die beiden russischen Millionenstädte besucht.

. Sie stammt aus Bodenstedt, hat im vergangenen Jahr ihr Abitur am Vechelder Gymnasium abgelegt: Johanna Lies. Die 20-Jährige ist seitdem viel unterwegs – so auch mit der Transsibirischen Eisenbahn (Transib). Mit 9288 Kilometern ist dies die längste Eisenbahnstrecke der Welt, an ihr liegen mehr als 400 Bahnhöfe zwischen Moskau und Wladiwostok am Pazifik. In ihrem zweiten Bericht erzählt Johanna Lies von ihren Erlebnissen in Sankt Petersburg und Moskau:

„Die Reise ins Ungewisse beginnt mit dem Flug nach Sankt Petersburg. Russland ist kein typisches Reiseland und eher mit schlechten Vorurteilen belastet. Doch schon am Flughafen haben mir die Menschen bewiesen, dass sie hier in Russland ein warmes Herz haben.

Mitten in der Nacht lande ich auf dem 40 Kilometer außerhalb von Petersburg liegenden Flughafen. Ein Taxifahrer bringt mich für den halben Preis direkt zur Tür meines Hostels. Auf dem Weg dorthin probiert er, mir Wichtiges über die Stadt zu erzählen: „Iss keinen Döner, laufe links die ,Street NO.1’ lang, rechts sind nur Touristen“ – doch Einiges habe ich nicht verstanden. Denn wenn die Russen etwas nicht können, dann ist es Englisch.

Auf der Reise stoße ich immer wieder auf große Verständigungsschwierigkeiten – selbst in den russischen Großstädten ist das ein Problem. Sankt Petersburg und Moskau sind aber ein guter Start, um mit der Kultur, dem Essen und der Mentalität des Landes warm zu werden.

Ich probiere viel Kuchen, entdecke die Spezialitäten mit Cottage Cheese, beiße in eine ganze eingelegte Knoblauchzehe, esse mich durch den Suppenreichtum und stöbere über die Märkte, die in Deutschland wohl keine Hygienekontrollen bestanden hätten. Die beiden Städte sind voll mit „Kàfe“, was soviel bedeutet wie ein günstiges Restaurant, das von Frühstück bis Abendessen alles anbietet.

Im Vergleich zu Deutschland kommen mir die Preise hier günstiger vor – könnte an den geringen Gehältern und dem schwachem Rubel liegen. Die Städte selber sind penibel sauber und die Menschen stilvoll gekleidet. Manchmal habe ich mich in Sankt Petersburg gefragt, wie lange man bräuchte, um auf jeder Brücke ein Foto aufzunehmen, denn alleine im Stadtkern sind knapp 500 Brücken zu finden. Die nächtlichen Brückenöffnungen sollte man auch nicht verpassen: Besonders gerne laufe ich durch die Seitenstraßen, bewundere die Hausfassaden und stöbere in den kleinen Innenhöfe.

In Moskau dagegen werden die Straßen durch Lichter und Deko aufgehübscht. Viele Plätze in der Städten werden für den 9. Mai, dem wichtigsten Nationalfeiertag in Russland, vorbereitet: Dann wird der Sieg gegen das nationalsozialistische deutsche Regime mit vielen Militärparaden zelebriert.

Eine Probe bekomme ich hautnah mit: Alles ist gesperrt und selbst der Metroverkehr zeitweise still gelegt worden.

Apropos Metro: Das „M“ von Moskau steht eindeutig für seine Metro-Stationen. Sie sind von historisch bis künstlerisch-modern bestaunenswert. Da verpasse ich gerne mal die Metro.

Abends beim Sonnenuntergang kommen alle Straßenkünstler aus ihren Verstecken. Sie präsentieren von Musik über Tanz bis Shows ihre Talente, und ich genieße das stundenlange Beobachten. Warm werde ich mit den Menschen jedoch nicht: Es beschränkt sich bis jetzt auf den abendlichen Smalltalk und witzige Aktionen mit den Leuten aus meinem Hostel.

Deshalb freue ich mich, das erste Mal mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren, dort zu schlafen und für mehr als einen Tag darin zu leben. Doch ich habe Aufregungsangst: Die letzten Stunden vor der Abfahrt sind eine Achterbahn der Gefühle. Zum Halt kam sie erst, als der Zug aus Moskau die Fahrt in Richtung der weiten Landschaften Sibiriens startet.“

Weitere Berichte von Johanna Lies folgen.