Vechelde. Vecheldes Bürgermeister Ralf Werner sieht vor allem die Völkerverständigung. In einer Umfrage in der Bevölkerung gibt es Kritik an der EU.

. Die Gemeinde Vechelde profitiert von Europa – dieser Überzeugung ist Bürgermeister Ralf Werner und sieht dabei gar nicht so sehr die finanziellen Aspekte. Allerdings: In einer – nicht repräsentativen – Umfrage unserer Zeitung zu der Wahl am Sonntag ist von Europa-Euphorie nicht wirklich etwas zu entdecken.

Die Europäische Union (EU) – sie steht für Ralf Werner auch für ein „grenzenloses Europa“, ist für ihn eine völkerverbindende und damit friedenserhaltende Errungenschaft. Für die Gemeinde Vechelde bedeutet das: Seit 1976 unterhält sie partnerschaftliche Beziehungen mit der finnischen Stadt Valkeakoski und seit 2006 mit der polnischen Stadt Niemodlin (ehemals Falkenberg). „Mit den Bewohnern aus beiden Partnerstädten treffen wir uns regelmäßig – daraus sind im Laufe der Zeit Freundschaften entstanden“, berichtet Ralf Werner – er nennt nicht nur die (offiziellen) Zusammenkünfte der Delegationen aus den jeweiligen Kommunen, sondern auch gemeinsame Veranstaltungen etwa der Sportvereine und der Feuerwehr. Ohne die EU wären insbesondere die Treffen mit den Menschen aus Niemodlin schwieriger bis unmöglich. Als gutes Beispiel für die Völkerverständigung nennt Werner das Jugendfußballturnier in der Gemeinde, an dem auch Mannschaften aus Valkeakoski und Niemodlin teilgenommen haben. Nach beiden Städten – Niemodlin und Valkeakoski – sind in Vechelde Straßen benannt.

Und dann geht es doch ums Geld: Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde den neuen Veranstaltungsraum in der kommunalen Ausstellungs- und Begegnungsstätte „ZeitRäume“ in Bodenstedt eröffnet, der aus dem ehemaligen Kuhstall entstanden ist. Die Kosten belaufen sich auf 380.000 Euro – 280.000 Euro von der EU, 100.000 Euro aus der Gemeindekasse.

Umfragen zufolge ist die Bedeutung der Europawahl am Sonntag für die Bundesbürger gestiegen. Bei Gerald Mattner ist das aber nicht der Fall: „Für mich ist das keine wichtige Wahl.“ Ein „einiges Europa“ existiere doch gar nicht, weil „jedes Land seine eigene Gesetze hat, seine eigene Sache macht“. Bei der Umfrage im Vechelder Einkaufszentrum spricht der Woltorfer von „Kleinkrämerei“: Viel zu viel wolle die EU regeln, obwohl das Unsinn sei – „eine Kartoffel ist und bleibt eine Kartoffel.“ Zum Erstarken der Rechten sagt Mattner: „Die anderen Parteien tun nichts dagegen.“

Bernd Brandes aus der Gemeinde Vechelde hält zwar „nichts vom europäischen Parlament“, will aber zur Wahl gehen: „Wählen sehe ich als meine Pflicht an.“ Die EU verbrenne allerdings Geld; aus Ländern wie Deutschland würden „Politiker dorthin abgeschoben“.

„Im EU-Parlament sitzen die Falschen – oft sind das Leute, die dort ihr Gnadenbrot erhalten“, meint auch Wolfgang Daeder. Es gelinge den Politikern nicht, die Politikverdrossenheit zu mindern – „auf die Wähler zuzugehen“. Der Vechelder vermisst bei den Politikern auch die Überzeugung im Handeln. Im Übrigen führten Deutschlands Alleingänge „uns ins Mittelalter“, ist er überzeugt: So wolle die Bundesrepublik die Verbrennungsmotoren in den Autos „weghaben“, dabei seien auch die Batterien für die Elektro-Autos umweltschädlich. Gleichwohl: Er sehe es als seine „Pflicht“ an, wählen zu gehen – nicht zu wählen, sei nicht die Lösung.