Vechelde. Die Aktion des Vechelder Bauhofs am Wallbewuchs an der Peiner Straße in Vechelde sorgt für Anliegerprotest; die Rathausverwaltung hält dagegen.

. Die Anwohner sprechen von einem „Kahlschlag“, die Vechelder Rathausverwaltung hält es hingegen für einen notwendigen und fachmännischen „Rückschnitt“: In jedem Fall hat der gemeindliche Bauhof den Bewuchs des Lärmschutzwalls an der Peiner Straße in Vechelde in Höhe des Pflegewohnstifts sehr verändert. Etliche Anlieger, darunter Bernd Schock, sind – diese Wortspiel sei erlaubt – sehr geschockt von dem Anblick, der sich ihnen bietet.

Ortstermin an dem meterhohen Wall: Acht Anlieger sind zusammengekommen, wollen ihrem Ärger Luft machen. Vor über 35 Jahren sei der Lärmschutzwall entstanden – damals noch wegen der vielbefahrenen Peiner Straße (Bundesstraße 65). Und in der Zeit habe sich die Wallbepflanzung zu einem ökologischen Kleinod entwickelt – doch davon sei nun nichts mehr zu sehen. In der Tat: Der Bauhof scheint ganze Arbeit geleistet zu haben – statt der Hecken, Sträucher und Gebüsche ist nun blanker Erdboden zu sehen.

Bernd Schock nennt das einen „Kahlschlag“ und liefert gleich eine Definition hinterher: „Als ,Kahlschlag’ wird bezeichnet, wenn auf einer bestimmten Fläche sämtliche Gehölze zurückgeschnitten werden.“ Da spiele es auch keine Rolle, ob die „Gehölze eine Handbreit über dem Boden abgeschnitten werden“. Also: Das, was hier auf der Straßenseite des Walls geschehen sei, das sei ein „Kahlschlag“ – da sind sich die acht Anwohner einig.

Einer von ihnen – Gernot Schaper – ist ebenfalls der Meinung, von einem „Rückschnitt“ könne hier nicht mehr die Rede sein; der Bauhof sei bei dieser Aktion deutlich übers Ziel hinausgeschossen – mit fatalen Folgen für die Tierwelt. „Viele Vögel haben hier in der Wallbepflanzung gelebt und gebrütet – das ist nun vorbei“, sagt er und zählt auf: „Zaunkönig, Nachtigall ...“

Schock nimmt das zum Anlass für weitere Ausführungen: „Die Hecken und Gebüsche waren nicht nur wichtige Lebensräume für Vögel, sondern auch für Kleinlebewesen (Insekten) und für Säugetiere wie Igel.“ Nun sei das alles zerstört – „unfassbar“. 30 Jahre könnte es dauern, bis sich dieser kahlgeschorene Bereich wieder zu dem Lebensraum für Tiere entwickelt haben werde, der er einst gewesen sei, ergänzen Schock und Schaper. Jedenfalls sei es hier nicht darum gegangen, für (mehr) Verkehrssicherheit auf der Peiner Straße zu sorgen. Das Wort von einer „ökologischen Katastrophe“ macht die Runde. Kurt Steffens aus Vechelde spricht von einer „Vernichtung des gesamten Wallbewuchses, der in ökologischer und biologischer Hinsicht sehr bedeutsam gewesen ist (Vögel, Insekten, Lärmschutz )“.

Vecheldes Bürgermeister Ralf Werner versteht die ganze Aufregung nicht; er spricht mit Blick auf den Wall von einer „Pflegemaßnahme“, die „alle paar Jahre erforderlich ist“. Der Wallbewuchs so weit zurückgeschnitten worden, dass er „kraftvoll wieder austreiben kann“ – „das kommt wieder“. Dabei seien dann auch gleich Windbruch und tote Gehölzer entfernt worden. Nebenbei seien mit dieser Aktion nun auch die Parkplätze dort an der Peiner Straße wieder frei und einsehbar.

In ein, zwei Jahren werde zudem ein weiterer Abschnitt in dem Bereich an der Peiner Straße in Richtung Cachanring zurückgeschnitten. „Wir haben das mit Rücksicht auf die Tierwelt jetzt nicht sofort getan“, setzt der Bürgermeister hinzu: „Ähnliches nehmen wir in diesem Winter auch an einem Wall in Vallstedt vor.“ All diese Maßnahmen seien abgesprochen mit der ausgebildeten Biologin im Vechelder Rathaus.