Vechelde. Die beiden Geistlichen Hans-Peter Kinkel und Harald Welge müssen bis Ende April 2020 in den Ruhestand gehen – es sei denn, sie verlängern.

. Sie gehören in ihrer jeweiligen Kirchengemeinde und damit auch in der Propstei Vechelde seit Jahrzehnten einfach dazu: die beiden Pastoren Hans-Peter Kinkel (Kirchengemeinde Vechelde/Vechelade) und Harald Welge (Kirchengemeinde Sonnenberg/Timmerlah). Beide sind Jahrgang 1954, beide haben einst gemeinsam auf der Schulbank gesessen in dem Braunschweiger Gymnasium Martino-Katharineum, beide könnten demnächst in den Ruhestand gehen – könnten.

Üblicherweise verabschieden sich Pastoren mit 65 Jahren aus dem Berufsleben: Demnach müssten Kinkel und Welge spätestens Ende April 2020 in den Ruhestand gehen. Doch die beiden 64-Jährigen – eine weitere Gemeinsamkeit – sind Pastoren mit Leib und Seele, wie man so schön sagt: Sie lieben ihre Tätigkeit, die für sie mehr ist als ein Beruf, und sie sind im positiven Sinne „Überzeugungstäter“. Lange Rede, kurzer Sinn: Für Pastoren gibt es auch die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis um zwei Jahr – bis maximal 67 Jahre – zu verlängern, die Landeskirche Braunschweig hat das auf Antrag zu genehmigen. Was Kinkel und Welge mit Blick auf ihren Ruhestand vorhaben, das beantworten die beiden Pastoren (noch) nicht. „Es ist alles völlig offen“, hält sich Welge bedeckt und spricht von „verschiedenen Möglichkeiten“, die denkbar seien. Auch Kinkel äußert sich zu diesem – sehr privaten – Thema (noch) nicht.

Klar ist aber: Beide – sowohl Kinkel, als auch Welge – hinterlassen ihren Nachfolgern riesige Fußspuren. Kinkel, seit dem 1. Dezember 1988 Pastor in der evangelischen Kirchengemeinde Vechelde/Vechelade – hat „seine“ Gemeinde geprägt: mit seinen Gottesdiensten, seiner Konfirmandenarbeit und dem Familienzentrum, um nur einige Punkte zu nennen. Welge wiederum, seit Herbst 1997 Pastor in Sonnenberg/Timmerlah, ist nicht nur Gemeindepfarrer, sondern auch Geschäftsführer der Stiftung „Ökumenisches Lernen“ mit Sitz in Timmerlah und Landessynodaler.

Apropos Landessynode: Ab 2020 wird es – gemäß einem Beschluss der Landessynode aus dem Jahr 2010 – eine neue Organisation in der Landeskirche Braunschweig geben. Im Zuge der Regionalisierung wird die Propstei Vechelde – zu ihr gehören die (politischen) Gemeinden Vechelde und Wendeburg sowie einige Braunschweiger Ortschaften – in die Regionen Nord, Mitte und Süd aufgeteilt (wir berichteten). Die Pastoren in diesen Regionen sollen sich dann – entsprechend ihren Neigungen – auf bestimmte Aufgaben spezialisieren: So könnten Geistliche in der jeweiligen Region beispielsweise die Seelsorge übernahmen, andere den Konfirmandenunterricht. Könnten, denn: „Noch steht überhaupt nicht fest, wie die Arbeit in den Regionen später einmal konkret aussehen wird“ , meint Kinkel. Welge wiederum sieht in dieser Regionalisierung für die Pastoren eine „Chance“.

Hintergrund ist aber auch, dass die Landeskirche Braunschweig mit diesem Schritt Pfarrstellen – also Personalkosten – sparen will. Momentan sieht die Situation in den Landeskirchen – also auch in der Braunschweiger – so aus: Die Mitgliederzahlen sinken, aber die Kirchensteuereinnahmen steigen (angesichts der bundesweit boomenden Wirtschaft mit höheren Löhnen/Gehältern und weniger Arbeitslosen). Welge spricht hier allerdings von einer „temporären“ Erscheinung, die Kirche könne nicht darauf setzen, dass die Wirtschaft auch weiterhin so floriere – deshalb sei es auch angebracht, Grundlegendes wie die Regionalisierung zu planen.

Nebenbei: Wer ist denn eigentlich der bessere Schüler gewesen – Hans-Peter Kinkel oder Harald Welge? „Er“, antwortet Kinkel prompt.