Ich bleibe dabei: Das 8:1 von Lengede habe ich genossen – trotz des Kunstrasens.

Diesig, schmuddelig, oft auch nass: typisch November, eben. Herbstwetter, das oft zu Spielausfällen im Fußball führt. Am Sonntag allerdings bin ich Zeuge gewesen dieses unglaublichen Fußballspiels in Lengede, dieses wunderbaren 8:1 des heimischen Sportvereins gegen den SV Reislingen-Neuhaus in der Landesliga. Ein Spiel zum Genießen – trotz des Wetters.

Aber darf ich so ein Spiel in der heutigen Zeit eigentlich so unbeschwert genießen? Anderswo im Kreis Peine sind Fußballspiele ausgefallen an diesem Sonntag – ausgefallen, weil es Rasenplätze sind. Und nicht alle Rasenplätze sind an dem Tag bespielbar gewesen wegen der Nässe.

Doch in Lengede haben sie einen Kunstrasenplatz – deshalb das Fußballspiel am Sonntag, deshalb dieser Genuss für die Zuschauer. In der Gemeinde Vechelde – genauer gesagt: bei Arminia Vechelde – blicken sie neidvoll in die Nachbarkommune auf diese Kunstrasenanlage.

So wie es aussieht, werden sie das aber nicht mehr lange tun müssen: Denn aus dem Schacht-Konrad-Fonds gibt es Geld für das Objekt der Begierde, einen Fußballplatz aus Kunststoff-Rasen in Vechelde. Und auch die Gemeinde Vechelde will einen Zuschuss geben – allerdings hat es dazu eine Diskussion in der Politik gegeben.

Eine typische Diskussion der Politik, möchte man meinen: Denn wir wissen ja (fast) alle, dass es in puncto Klima und Umweltschutz eigentlich schon fünf nach Zwölf ist, dass wir Plastik und Kunststoff eigentlich verbieten müssten. Eigentlich, denn das Wort „Verbotspartei“ ist nach wie vor ein Schimpfwort – verwendet von der einen Partei, um die andere verächtlich zu machen. Abgesehen davon kann die Vechelder Gemeindepolitik natürlich Kunstrasenfußballplätze nicht verbieten – sie kann höchsten den Zuschuss für solche Anlagen ablehnen.

Hat sie aber nicht: In der Sitzung des Fachausschusses hat es nur eine Nein-Stimme zur sechsstelligen Zuwendung aus dem Gemeindesäckel für den Kunstrasenplatz gegeben – von der CDU. Wenn es Politik ernst meinte mit ihrem Kampf für eine saubere Erde, hätte sie auf breiter Front Nein sagen müssen. Denn nur der Kunststoff, der nicht produziert wird, ist ein guter Kunststoff – ganz unabhängig davon, ob die in Vechelde geplante Anlage ökologische Aspekte berücksichtigt oder nicht.

Passend zum Thema ist am Freitag wieder die „Fridays-for-Future-Bewegung“ in Peine auf die Straße gegangen – junge Leute, die der Politik gerne vorhalten, wie langsam und inkonsequent sie handelt.

Andererseits – auch das ist kein Geheimnis mehr – hat der Sport eine Lobby, kein Politiker will es sich mit dem Sport verscherzen. Und so bleibt die nicht einfache Suche der Politik nach einem Kompromiss, denn die positiven Seiten des Sport (seine verbindende Wirkung) ist ebenfalls nicht außer Acht zu lassen. Ich jedenfalls bleibe dabei: Das 8:1 habe ich genossen – trotz des Kunstrasens.