Wipshausen. Im Jahr 1962 wurde geheiratet - Helga und Joachim Schüller feiern am heutigen Mittwoch die Diamantene Hochzeit.

60 Jahre glücklich verheiratet – das ist für viele nur schwer vorstellbar. Doch Helga und Joachim Schüller feiern am heutigen Mittwoch ihre Diamanthochzeit und blicken gerne auf die Zeit zurück.

Zwei Flüchtlingsgeschichten

„Wir sind beide Flüchtlinge“, erzählt der schlanke 85-Jährige. Helga sei in einem Dorf bei Breslau, er selbst in Leipzig geboren. Als Kinder hätten sie den zweiten Weltkrieg mit seinen Bombenangriffen erlebt, sich aber nicht groß gesorgt, es war das normale Leben. „Wir mussten wohl um 17 Uhr ins Bett, um noch Schlaf abzukriegen, weil um 22 Uhr der Alarm losging. Dann hieß es: ab in den Keller oder Bunker“, erinnert sich der Senior. Doch seiner Frau läuft es heute noch kalt den Rücken herunter, wenn bei Probealarm die Sirenen heulen.

Für Joachim Schüller ging es mit neunzehn Jahren im Jahr 1955 in den Westen: „Damals war das modern, man machte weg, wie das bei uns hieß“. Und so kam der gelernte Maschinenschlosser, der bei der Reichsbahn gearbeitet hatte, nach Braunschweig. Dorthin zog es auch die Familie von Helga (81) nach der Vertreibung aus dem schlesischen Breslau: „Wir waren als Flüchtlinge in einem Bunker untergebracht, ich hab heute noch den unangenehmen Geruch in der Nase“, erinnert sie sich.

Nachdem sie drei Jahre lang in Schweden eine Ausbildung zur Kontoristin gemacht hatte, kam sie zurück nach Braunschweig. Hier lernte sie 1959 ihren zukünftigen Mann kennen: „Wir waren tanzen in der Gaststätte Birkholz in der Kasernenstraße (heute Bundeszollamt). Ich war 18 und durfte zum ersten Mal ohne Eltern weg. Aber meine ältere Schwester Inge war als Anstands-Wauwau immer dabei“, sagt sie schmunzelnd.

Hochzeit in Braunschweig

1962 wurde standesamtlich und am selben Tag kirchlich in der Dankeskirche in der Schuntersiedlung geheiratet. Ein Jahr später kam Sohn Frank zur Welt, im Jahr 1966 folgte Tochter Carola.

Auch ins Ausland ging es immer mal wieder: weil Joachim Schüller für seine Firma BMA (Braunschweigische Maschinenbauanstalt) zum Kundendienst in rund 50 Länder geschickt wurde, begleitete ihn die Familie unter anderem nach Schweden, Finnland und Italien.Wie kommt es, dass die Ehe so lange hält? „Wir haben unterschiedliche Ansichten, aber irgendwie einigen wir uns dann doch“ sagt Helga Schüller. Wie das aussieht, zeichnete sich schon beim ersten gemeinsamen Urlaub ab. Eigentlich sollte es nach Norwegen gehen, doch die Wetterprognose in der Braunschweiger Zeitung, die sie seit 59 Jahren lesen, sagte Dauerregen voraus. Also ging es mit dem Motorrad nach Österreich an den Achensee. Noch auf der Autobahn sagte Joachim zu seiner Frau: „Bis zur nächsten Ausfahrt musst du dich entschieden haben, ob wir weiterfahren oder runter“.

Unermüdliche Globetrotter

Die passionierten Kreuzfahrer sind auch per Schiff schon überall gewesen. „Aber im Urlaub verzichten wir wenn möglich auf die organisierten Fahrten und fahren lieber alleine mit dem Taxi los“, sagen sie.

Beide verbindet der Sport: seit 30 Jahren geht es zum Abfahrtsskilauf nach Sankt Kassian in Südtirol, als Stammgäste immer in das gleiche Haus. Und im Sommer sind Radtouren angesagt, seit einem Jahr mit dem E-Bike.

Aber auch das Tanzen gehört für die sportlichen Jubilare immer noch dazu, entweder auf den Schiffsreisen oder beim Feiern im Partykeller in Wipshausen, wo die Familie seit 1985 wohnt. Fit hält sich der Jubilar mit der Gartenpflege, seine Frau nicht nur sich selbst, sondern auch andere Damen: seit 50 Jahren leitet sie einen Gymnastikkurs in Groß Schwülper.

Sie sind ein eingespieltes Team: „Wir sind beide Nichtraucher. Wenn einer Magenschmerzen hat, essen wir beide Haferschleim. Und wenn einer weg muss, stehen beide auf, und Joachim macht wie immer das Frühstück. Er ist der Frühstücksdirektor“, berichtet Helga.

Ihr Jubiläum feiern sie am Samstag mit der Familie und den drei Enkeln. Im Sommer wird die große Feier aber nachgeholt mit einem Zelt im Garten für die zahlreichen Freunde, Nachbarn und Verwandten. Dann wird bestimmt auch wieder getanzt… Barbara Jonczyk