Peine. Der Wasserverband Peine bekommt die Energiekrise zu spüren. Was sie tut, um Kosten möglichst niedrig zu halten.

Der der Vorstand des Wasserverbands Peine hat sich am 9. Dezember zu seiner Jahresabschlusssitzung getroffen. Darüber berichtet der Verband in einer Pressemitteilung. „Ein anspruchsvolles Jahr liegt hinter uns, aber wir haben die vielfältigen Herausforderungen dank der engagierten Arbeit unserer Mitarbeiter erfolgreich gelöst“: So fasste Verbandsvorsteher Lutz Erwig der Mitteilung zufolge seinen Rückblick zusammen. Weiter erklärte er: „Uns als Wasserwirtschaft hat nach der Corona-Welle Anfang des Jahres dann der Ukrainekrieg mit den Folgen der Energiekrise und der Materialknappheit gefordert. Die hohen Kosten werden sich in der Zukunft leider noch weiter bemerkbar machen und schlagen deutlich auf die Gebührenhöhen durch.“

Umso wichtiger sei es, weiter nachhaltig mit gezielten Investitionen in die Infrastruktur den ländlichen Raum in Südostniedersachsen und Nordhessen fit für die zukünftigen Herausforderungen zu machen, vom Klimawandel bis zur Digitalisierung. „Unser Wirtschaftsplan 2023 mit geplanten Investitionen von rund 10,5 Millionen Euro im Trinkwasserbereich und 34,5 Millionen Euro im Abwassersegment ist der Beweis dafür, dass wir unsere nachhaltige Strategie weiterverfolgen.“

Der Wasserverband Peine habe trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Jahr 2022 massiv in die wassertechnische Infrastruktur investiert. „Der Jahresabschluss steht noch aus, aber laut derzeitigem Stand haben wir wieder über 30 Millionen Euro für diese Infrastrukturprojekte geschafft, die eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten haben“, sagte Michael Wittemann, Technischer Leiter und stellvertretender Geschäftsführer.

Die Baubranche sei gut ausgelastet, und die steigenden Materialpreise hätten sich bemerkbar gemacht, das zeige sich auch bei Projekten des Wasserverbands. „Vor allem im Elektroniksektor gibt es nicht nur steigende Preise, sondern auch besonders lange Lieferfristen. So verzögern sich solche wichtigen Projekte, etwa Pumpwerkmodernisierungen, um bis zu zwölf Monate“, so Wittemann.

Energiekrise und Materialbeschaffung belasten weiterhin

Steigende Materialpreise und Betriebsmittelknappheit hätten auch dieses Jahr schon ihre Spuren hinterlassen, wird in der Mitteilung geschildert. „Sie prägen sich durch. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Fällmittel für Kläranlagen, die seit Herbst sehr knapp oder schlichtweg nicht mehr zu bekommen sind, so dass wir auf Ersatzprodukte zurückgreifen müssen“, erläuterte Ingenieur Wittemann.

Besonders prägend sei für eine energieintensive Branche wie die Wasserwirtschaft aber die Entwicklung der Energiepreise, führte Wittemann aus: „Der Energiepreis hat sich auch für kommunale Dienstleister wie uns trotz Ausschreibung drastisch erhöht – und eine Trendwende zeichnet sich derzeit nicht ab. Das bedeutet zum Beispiel für das Trinkwasser-Solidargebiet, dass sich der Strompreis 2023 verdoppeln wird, von 926.500 Euro in diesem Jahr auf 1,8 Millionen Euro 2023. Das hat Auswirkungen auf die Gebührenhöhen. Diesen Mehraufwand müssen wir einpreisen, das können wir nicht an anderer Stelle einsparen.“ Somit sei der gestiegene Energieaufwand einer der maßgeblichen Faktoren für Entgelterhöhungen.

Positive Effekte könne das Solidarmodell sichern, das zeige etwa der Blick auf die Abwasser-Solidargemeinschaft. In ihr haben sich der Mitteilung zufolge zehn Mitgliedskommunen zusammengetan, die nach einer fünfjährigen Integrationsphase ab 2023 erstmals alle die gleichen Abwassergebühren zahlen werden. „Hier konnten wir gegenüber den prognostizierten Entgelthöhen sogar senkende Effekte sichern, so dass für einige Kunden trotz schwieriger Rahmenbedingungen sogar Gebührensenkungen 2023 erfolgen können. Gerade im ländlichen Raum mit langen Netzstrukturen und gegenüber dem städtischen Bereich geringeren Zahlen an Nutzern, die die Kosten tragen müssen, ist das Solidarmodell ein Erfolgskonzept, das trotz hoher Investitionen die gute Infrastrukturleistung für alle bezahlbar hält“, beschreibt Wittemann.

Solarmodule und mehr Effizienz

Der Wasserverband Peine achte weiterhin mit seinen Energiemanagement-Maßnahmen auf eine Steigerung der Energieeffizienz, etwa bei der Erneuerung von Kläranlagenbelüftern oder Steuer- und Regelungstechnik, doch solche Synergien können den Mehraufwand nicht auffangen. „Und so schließt sich der Kreis, für energieeffizienzsteigernde Maßnahmen sind wir häufig auf Modernisierungen auf Elektrotechnik angewiesen, die sehr lange Lieferzeiten hat.“

Nicht nur angesichts der hohen Energiepreise, sondern auch weil sich dank geänderter Gesetzgebung für den Verband nun die Möglichkeit der Nutzung regenerativer Energien abzeichnet, ohne damit gleich gewerbesteuerpflichtig zu werden, sei die Energieerzeugung eines der herausragenden Projekte, dem sich der Wasserverband Peine ab 2023 widmen werde, so Wittemann. „Mögliche Flächen für Photovoltaik oder kleinere Windräder hätten wir auf unseren dezentralen Anlagen. Auch die Möglichkeit von Solarmodulen auf den Dächern unserer Gebäude werden wir intensiv prüfen.“

Der Wasserverband werde sich zudem in Abstimmung mit den Kommunen auch weiter im Rahmen des Niedersächsischen Wasserversorgungskonzepts engagieren. „Mit unseren Investitionen in die Leitungsnetze halten wir bereits bewusst auch die Wasserverluste gering. Wir werden weiter mit anderen Partnern aus Politik und Gesellschaft ausloten, wie wir bei der nachhaltigen Nutzung der Ressource Wasser zur Klimafolgenanpassung mitgestalten können – von Informationskampagnen zur Wassernutzung in heißen Sommern bis zur Weiterentwicklung von Wasserrechtsverfahren bringen wir uns gern mit ein“, betonten Verbandsvorsteher Lutz Erwig und Technischer Leiter Wittemann.

Zudem bleibe die Digitalisierung ein wichtiges Feld. Die beiden erklären: „Wir haben bereits weitere digitale Anwendungen für Kunden sowie in der Verwaltung in Betrieb nehmen können. Mit unserem Digitalisierungsprojekt haben wir weitere Maßnahmen für die kommenden vier Jahre benannt – von Datenmanagementsystemen bis zu Spezialsoftware für einzelne Arbeitsfelder. Dabei gilt für uns als kritische Infrastruktur natürlich immer ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der Anwendungen zu legen.“

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