Peine. Bei diesem Spezialpflegekursus lernen die (berufstätigen) pflegenden Angehörigen alles über diese Krankheit, tauschen aber auch Erfahrungen aus.

Als Rentner auf einmal wieder die Grundschulbank drücken zu wollen oder permanent nach dem Haustürschlüssel zu fragen: Die Pflege von Demenzkranken ist für die Angehörigen eine alltägliche Herausforderung. Deshalb bieten der Senioren- und Pflegestützpunkt im Landkreis Peine sowie die Kreisvolkshochschule (KVHS) im März den kostenlosen Spezialpflegekursus „Versorgung von und Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen im ambulanten Bereich“ an. Das Besondere dabei: Dieser fünftägige Kursus ist als bezahlter Bildungsurlaub anerkannt – er wird gleichzeitig von der Pflegekasse Barmer und vom jeweiligen Arbeitgeber der Teilnehmer finanziert.

Demenz – das ist inzwischen so etwas wie eine Volkskrankheit, denn statisch gesehen ist in Deutschland jeder Zehnte ab 65 Jahren davon betroffen: Demnach gäbe es im Landkreis Peine exakt 2864 Demenzkranke. „Sie erfordern einen speziellen Umgang und eine spezielle Versorgung – damit sind Angehörige oft überfordert“, weiß Katarzyna Galuszka-Stolz vom Pflegestützpunkt aus vielen Gesprächen mit Betroffenen. Allen Beteiligten müsse aber klar sein, dass Demenz eine Krankheit sei – die Erkrankten handelten nicht in böser Absicht, sondern „weil sie nicht anders können“.

Diese Vergesslichkeit, die sogar dazu führen kann, dass Demenzerkrankte selbst Familienangehörige nicht mehr erkennen oder in ihrer eigenen Wohnung den Weg zur Toilette nicht mehr finden, führt bei den pflegenden Angehörigen nicht selten zum Frust und Ohnmachtsgefühl: „Wichtig ist, die Biografie des Erkrankten zu kennen, um auf seine Fragen und Erinnerungen eingehen zu können“, ist Katarzyna Galuszka-Stolz überzeugt. Als Angehöriger mit Gelassenheit zu reagieren und seinen Stress abbauen zu können, das wäre gerade bei einer solchen Pflege ein guter Weg, ergänzt die studierte Pflege- und Familienberaterin. Zur Entlastung der Angehörigen gibt es im Übrigen Tages- und Kurzzeitpflegeplätze für Demente.

In dem Seminar gibt es zum einen um umfangreiche Informationen zum Thema Demenz – vom Krankheitsbild bis hin zu den Begleiterscheinungen wie Depressionen und Inkontinenz. Darüber hinaus werden Besonderheiten wie die Ernährung und das Wohnumfeld besprochen. „Wichtig ist uns aber auch der Erfahrungsaustausch unter Betroffenen“, hebt Katarzyna Galuszka-Stolz hervor: „Die pflegenden Angehörigen sollen zudem die Gewissheit bekommen, mit ihren Problemen nicht alleine zu sein – es gibt Hilfsangebote und Lösungen.“ Auch Tabuthemen wie Schamgefühle bei den Familienangehörigen sowie Gewalt in der häuslichen Versorgung können angesprochen werden.

„Jede Demenzerkrankung verläuft anders“, ruft die Pflege- und Familienberaterin in Erinnerung, denn: „Jeder Mensch reagiert anders auf diese Krankheit.“ Charakteristisch sei aber bei der Demenz ein „Rollentausch“. „Die Kinder der Erkrankten übernehmen im Laufe der Zeit die Pflege ihrer Eltern – das ist psychologisch nicht immer einfach.“

Der Spezialpflegekursus „Versorgung von und Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen im ambulanten Bereich“ unter der Leitung von Katarzyna Galuszka-Stolz findet statt von Montag, 2. März, bis einschließlich Freitag, 6. März im Werksforum in Peine, Herner Platz (Stahlwerkstraße 2/Raum 128): Der Kursus umfasst insgesamt 40 Stunden und wendet sich insbesondere an berufstätige pflegende Angehörige, aber auch an andere Interessierte. Von den 15 Plätzen sind jedoch bereits neun vergeben. Anmeldung bei der KVHS unter (05171) 4013043 oder unter www.kvhs-peine.de auf der Homepage. Beim Beantragen des Bildungsurlaubs hilft Ingrid Knobbe von der KVHS. Darüber hinaus findet dieser Kursus im Juni auch als Wochenendseminar (an vier Samstagen) statt im Senioren- und Pflegestützpunkt in Peine, Winkel 31: Anmeldung und Infos über den Stützpunkt unter (05171) 4019100.