Peine. Auf Einladung der Grünen diskutiert der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft mit der Landwirtschaft und anderen Organisatoren.

Wasserqualität und Nitratwerte – um diese viel diskutieren Themen ging es in der Podiumsveranstaltung zur Frage „Wasser ist Leben: Wie geht es unserem Wasser?“, zu der der Kreisverband der Grünen eingeladen hat. Gut 100 Zuhörer waren dabei, kein Platz blieb unbesetzt. Claudia Wilke, Sprecherin des Kreisverbands, meint: „Es ist deutlich geworden, wie ernst die Sorgen um unser wichtigstes Lebensmittel genommen werden“.

Zunächst geht Thorsten Hartung vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz auf die Nitratwerte (NO3) beim Grundwasser im Landkreis Peine ein: In der Wurzelzone (bis zu 1,2 Meter unter der Erdoberfläche) liege der Durchschnittswert für NO3 bei 110 Milligramm/Liter, in der Sickerwasserzone (zwei bis fünf Meter tief) bei 90 Milligramm, in der Grundwasserzone (bis 15 Meter) bei 70 Milligramm und im Rohwasser (tiefer als 30 Meter) bei unter fünf Milligramm. „Diese Werte sind alarmierend“, beklagt Claudia Wilke. Nur in den Rohwasserbeständen seien die Werte wegen der Denitrifikation – dabei bauen Bakterien Nitrat ab – noch unbedenklich. Dieser Prozess sei jedoch endlich. „Derzeit kann niemand vorhersagen, ab wann das Nitrat ungehindert in die niedrigen Bodenschichten durchtreten kann und die Nitratwerte in unserem Trinkwasser deutlich ansteigen werden“, fasst die Grüne aus Bettmar Hartungs Vortrag zusammen.

Im Landkreis Peine werden 42 Grundwassermessstellen regelmäßig beprobt, wobei die meisten Messstellen rund um das Wasserwerk in Wehnsen liegen: Nach den Untersuchungen schwanken die Nitratdurchschnittswerte im Landkreis von 2009 bis 2018 zwischen 52 und 75 Milligramm/Liter, der empfohlene Grenzwert liege bei 50 Milligramm.

Zur Grundwassergüte führt Hartung aus, fast im gesamten Gebiet des Landkreises sei der chemische Zustand mit Blick auf Nitrat schlecht: Er weist darauf hin, dass die auf Drängen der Europäischen Union (EU) geänderte Düngeverordnung ab 2020 eine Reduzierung um 20 Prozent Nitrat bewirken werde. Nach seiner Überzeugung hat die Landwirtschaft „den größten Einfluss auf die Nitrateinträge in den Boden“; anderweitige Erklärungen könne die Landwirtschaft „nicht belegen“.

Wilfried Henties vom Landvolk entgegnet, Landwirte seien in Aufruhr, da viele Dinge „fachlich vollkommen aus dem Ruder“ liefen. Ausführlich erklärt der Oberger die Probleme, vor die Landwirte durch die reduzierten Mengen an Dünger künftig gestellt würden. Michael Wittemann vom Wasserverband Peine unterstreicht, die Wasserqualität im Landkreis sei bisher gut und gesichert, da das „geförderte Wasser aus 50 Metern Tiefe kommt“. Sollte künftig keine Denitrifikation mehr stattfinden, müsse allerdings in tieferen Schichten gebohrt werden, was sicher zu einem deutlichen Preisanstieg führen werde.

Hans-Joachim Janßen, Vorsitzender des Grünen-Landesverbands, betont: Seine Partei stehe sowohl hinter der konventionellen als auch hinter der ökologischen bäuerlichen Landwirtschaft, wobei „die agrarindustriellen Entwicklungen mit Sorge zu betrachten sind“. Hier sieht Janßen besonders die intensive Viehhaltung als großes Problem an, die allerdings im Landkreis Peine keine große Rolle spiele.

Heiko Sachtleben, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Peiner Kreistag, erklärt, dass er die Gelassenheit vieler Diskussionsteilnehmer nicht teile und dass schon in der Global 2000-Studie, die in den 1970er-Jahren vorgelegt worden sei, auf die Problematik des potenziell gefährdeten Grundwassers eingegangen worden sei, jedoch keine Konsequenzen gezogen würden. Genauso bestätigten sich aktuell alle anderen Prognosen in Bezug auf Klima und Umwelt. Es sei höchste Zeit, nun die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. „Die Frage nach Wasser darf keine soziale Frage werden“, warnt Sachtleben.

Im Anschluss wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet und auch nach Veranstaltungsschluss wurde in Kleingruppen lebhaft diskutiert. „Offensichtlich haben wir hier einen sehr wunden Punkt getroffen“, resümiert Claudia Wilke den Abend: „Wir werden weiter an den aktuellen Themen dranbleiben, denn nicht nur die Zukunft unserer Wasserversorgung steht derzeit auf dem Spiel“.