Peine. Experten geben den Rat, aktiv gegen Mobbing vorzugehen. Sie diskutieren mit Zuhörern.

Konkrete Ratschläge für die Zuhörer gab es bei der Veranstaltung „Mobbing – nicht mit mir“ der Arbeitsgruppe „Seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ des Peiner „Bündnisses gegen Depression“ im Veranstaltungsraum der Stadtwerke. Peine. „Bei Mobbing Mut zur Kündigung – dieses Fazit wurde laut Pressemitteilung gezogen.

Nach kurzen Spielszenen, die die Gruppe selbst erarbeitet hatte, folgte eine Diskussion der Zuhörerschaft mit den Experten Dr. Uwe Gerecke (Betriebsarzt Enercity Hannover), Axel Reichinger (Gewerkschaftssekretär Verdi), Rechtsanwalt Joachim Meyer aus Peine sowie Nicole Werner Rinke (Mobbing-Beraterin aus Hannover).

„Mobbing als Straftatbestand ist nicht gesetzlich verankert“, so Rechtsanwalt Meyer. Zusätzlich seien die als Mobbing empfundenen Vorfälle oft mangels Zeugen nicht nachweisbar und überdies auch subjektiv empfunden. Trotzdem sei das Phänomen in kleinen wie in großen Betrieben verbreitet. Warte das Mobbing-Opfer zu lange damit, sich intern oder extern Hilfe zu holen, komme es zu einer Abwärtsspirale: Der Betroffene werde verunsichert und unweigerlich von Selbstzweifeln geplagt – eine Entwicklung, die gegebenenfalls auch in eine Depression führen könne, waren sich die Fachleute einig. „Die wichtigste Schaltstelle, um Mobbing in der Belegschaft entschlossen etwas entgegenzusetzen, ist es, in der Unternehmensführung ‚Flagge zu zeigen‘, beispielsweise mit einer fairen Unternehmenskultur und Dienstvereinbarungen“, so Dr. Gerecke, Fachmann und Arbeitsmediziner mit dem Schwerpunkt psychische Gesundheit in Unternehmen. Denn: „Mobbing ist oft ein strukturelles Problem, Führungskräfte nehmen ihre Fürsorgepflicht nicht wahr, ignorieren Mobbing oder sind laut Studien sogar mit zu 50 Prozent selbst daran beteiligt.“

„Hier sind auch Personal- bzw. Betriebsräte in der Pflicht“, so Mobbing-Beraterin Werner-Rinke: „Ein derart konfliktbelastetes Arbeitsumfeld verursacht nicht unerhebliche Kosten für ein Unternehmen, denn oft folgen Langzeit-Krankschreibungen, das Betriebsklima verschlechtert sich und die Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden liegt nicht auf der Arbeitsaufgabe.“

Aus dem Publikum wurde darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, unfair behandelten Kollegen beizustehen, anstatt durch Wegschauen oder Mitmachen ebenfalls zum Täter zu werden. Um für die eigene seelische Gesundheit zu sorgen, sei es oft der richtige Schritt, einen Schlussstrich zu ziehen und sich eine Arbeitsstelle zu suchen, auf der man erfüllend arbeiten könne.

Kontakt: Arbeitsgruppe „Seelisch gesund in der Arbeitswelt“ des Peiner Bündnisses gegen Depression: arbeit-peine@buendnis-depression-hildesheim-peine.de