Peine. An der Einrichtung Schillstraße erkennen die Jugendlichen, dass der Nationalsozialismus direkt vor der Haustür stattgefunden hat.

Der Nationalsozialismus und seine Verbrechen haben nicht irgendwo stattgefunden, sondern direkt vor der Haustür: Das haben die Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Peine bei ihrem Besuch der Gedenkstätte Schillstraße in Braunschweig erfahren.

„Diese Gedenkstätte ist gleich in zweifacher Hinsicht Ort des historischen Erinnerns“, betont IGS-Lehrer Andreas Hellmann: „Einerseits erinnern schon der Name und vor allem das Schilldenkmal an Major Ferdinand von Schill, der 1809 im Zuge eines von ihm gegen die französische Herrschaft initiierten gewalttägigen Aufstands gefallen ist.“ Darüber hinaus sei das Denkmal 1955 den im Zweiten Weltkrieg gefallenen Wehrmachtssoldaten gewidmet.

Andererseits gebe es die erst im Jahr 2000 eingerichtete Gedenkstätte, die an das KZ-Außenlager, das im August 1944 errichtet wurde, und dessen Opfer erinnert. „Die hier unter unmenschlichen Bedingungen lebenden rund 2000 KZ-Häftlinge mussten in den nahe gelegenen Büssing-Werken Zwangsarbeit leisten – viele fanden hier den Tod“, erinnert Hellmann.

Vor allem der regionale Bezug sorgte bei den IGS-Schülern des zwölften Jahrgangs dafür, das Geschehene noch einmal auf andere Art und Weise wahrzunehmen, während sie die unterschiedlichen Facetten der Gedenkstätte bearbeiteten. Hellmann: „Nicht wenige Schüler reflektierten im Anschluss, dass sie die Auseinandersetzung mit der Thematik emotional ergriffen und dafür sensibilisiert habe, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht nur in Auschwitz oder Buchenwald stattgefunden haben.“ Zur Veranschaulichung des Geschehenen beigetragen haben die Interviewaufnahmen von Zeitzeugen, die unter anderem in den Außenlagern in Braunschweig und Vechelde Arbeit leisten mussten.

„Für Irritation sorgte bei den Jugendlichen, dass dort, wo früher die Baracken des KZ-Außenlagers standen, heute ein Einkaufszentrum beziehungsweise dessen Parkplatz zu finden ist“, meint Hellmann: „Bis auf zwei unauffällige Denkmäler finden sich hier keine weiteren Zeugnisse des Geschehenen – eine Tatsache, die bei den Schülern für deutliche Kritik gesorgt hat.“