Peine. Das Aufsichtsgremium läutet zudem den Verkauf des Peiner Klinikums ein – das Ergebnis des vorbereitenden Verfahrens soll Anfang 2020 vorliegen.

Es ist die erwartete Entscheidung geworden, und sie hat im Peiner Kreishaus für Zufriedenheit gesorgt: Einstimmig hat der Aufsichtsrat der Stiftung Allgemeines Krankenhaus (AKH) Celle am Freitag den Vorstand der AKH-Gruppe damit beauftragt, ein Verkaufsverfahren für das Peiner Klinikum einzuleiten und die Ergebnisse dem Aufsichtsrat vorzustellen – das berichtet AKH-Sprecher Ralf Kuchenbuch.

Eine Entscheidung über eine Veräußerung der Peiner Einrichtung, die seit 2003 zum Klinikverbund der AKH-Gruppe Celle gehört, soll damit aber noch nicht einhergehen – gleichwohl gehen Beobachter fest davon aus, dass es zum Verkauf kommt, wenn es auch nur einigermaßen passt. Denn das Verhältnis zwischen dem Peiner Klinikum und der Peiner Kreisverwaltung auf der einen sowie AKH auf der anderen Seite scheint nicht (mehr) zu passen: Dafür spricht auch, dass der Landkreis seinen beratenden, nicht stimmberechtigten Sitz im Aufsichtsrat am Freitag verloren hat.

Die Ergebnisse des Verkaufsverfahrens jedenfalls sollen Kuchenbuch zufolge den Aufsichtsrat „in die Lage versetzen zu entscheiden, ob das Klinikum Peine in der AKH-Gruppe bleibt oder an einen anderen Klinikträger übergehen wird“. Mit einem Ergebnis dieser Gespräche werde Anfang des kommenden Jahres gerechnet; eine Verkaufsentscheidung sollte also ebenfalls im nächsten Jahr möglich sein.

Der Verkauf des Klinikums wird auch als eine Möglichkeit im Sanierungsgutachten der international agierenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton gesehen, mit dem sich der Aufsichtsrat am Freitag in Celle befasst hat. Nach „eingehender Diskussion“ hat der Aufsichtsrat den Vorstand beauftragt, das „Gutachten umzusetzen oder wirtschaftlich vergleichbare Schritte zu ergreifen“ – so berichtet es Kuchenbuch.

Auf Nachfrage unserer Zeitung nennt der AKH-Sprecher die fünf bereits bekannten Kaufinteressenten: die Schweizer Ameos-Gruppe, Paracelsus, der Klinikkonzern Helios, Asklepios – sie betreiben zumindest teilweise bereits Krankenhäuser in unserer Region – und das städtische Klinikum Braunschweig.

Interessant in dem Zusammenhang: „Sowohl das AKH Celle, als auch das Klinikum Peine werden mit der Umsetzung der Gutachten voraussichtlich bereits im Jahr 2021 wieder schwarze Zahlen schreiben“, ist Kuchenbuch optimistisch. Stellt sich die Frage, warum die AKH-Gruppe angesichts dieser positiven Perspektiven überhaupt über einen Verkauf der Peiner Einrichtung nachdenkt? Darauf antwortet Kuchenbuch ebenfalls auf Nachfrage: „Je nach Ergebnis der Gespräche mit den Interessenten und den möglichen Verkaufserlösen könnte ein Verkauf die Liquiditätssituation gegebenenfalls mehr verbessern als ein Verbleib in der AKH-Gruppe.“

Notwendig für diese schwarzen Zahlen sind aber einem der Gutachten zufolge schmerzhafte Schritte: So müsse die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser in Celle und Peine unter anderem durch „Personalanpassungen, die Ausgliederung oder durch die Aufgabenübertragung von Teilbereichen – insbesondere Reinigung, Logistik und Küche – in andere Gesellschaften sowie durch neue Abläufe in der Leistungsabrechnung“ verbessert werden.

Zur Erinnerung: Im Peiner Klinikum ist bereits Personal abgebaut worden – unter anderem durch die Schließung der Fachabteilung Frauenheilkunde im April (wir berichteten). Zurzeit sind im Peiner Klinikum etwa 800 Mitarbeiter beschäftigt, im Celler rund 1200 – diese Zahlen nennt Kuchenbuch.

Die Frage, nach welchen Kriterien die AKH-Gruppe entscheiden werde, an wen sie verkaufe, beantwortet der Sprecher (derzeit) hingegen nicht: „Die Kriterien wird der Aufsichtsrat besprechen und auf dieser Basis auch entscheiden“, kündigt Kuchenbuch lediglich an. Auch zu einer eventuellen Preiserwartung der AKH-Gruppe zum Peiner Klinikum „werden wir uns nicht öffentlich äußern“.

Fabian Laaß, Sprecher der Peiner Kreisverwaltung, kommentiert das Votum des AKH-Aufsichtsrats: „Mit der Entscheidung haben wir gerechnet und werden im Verkaufsverfahrens zusammen mit der Stadt Braunschweig die Möglichkeit und Rahmenbedingungen für ein gemeinsames Angebot prüfen. Im Zusammenschluss mit dem Klinikum Braunschweig sehen wir eine gute und zukunftsfähige Perspektive für das Peiner Krankenhaus.“

Zu den Verkaufsüberlegungen ist es gekommen, weil die beiden AKH-Klinikstandorte Celle und Peine im vergangenen Jahr einen Verlust von insgesamt 16,5 Millionen Euro vermeldet haben (wir berichteten): Deshalb hat der Landkreis (zunächst) der AKH-Gruppe vier Millionen Euro als Darlehen gewährt. „Zu wenig“, hat der Landkreis Celle moniert. Und so hat der Aufsichtsrat am Freitag beschlossen, den Landkreis Peine aus diesem Gremium rauszuschmeißen. Dem Aufsichtsrat gehören somit künftig zehn stimmberechtigte Mitglieder an: außer dem Celler Landrat Klaus Wiswe acht Celler Kreistagsmitglieder und neuerdings der Wirtschaftsprüfer.