Essinghausen. Hunderte kommen zu der Feier im und am Grundschulgebäude, das im nächsten Jahren einem Neubau weicht.

Sara, Nadine, aber auch Martin, Max und unzählige andere – sie alle haben sich mit ihrem Namen in weißer Kreide verewigt auf dieser guten alten grünen Schultafel in einem Klassenraum: „Ich war dabei“ – steht dort noch. Dabei bei der Abrissparty für die zweizügige Grundschule Essinghausen.

Zu Hunderten sind sie gekommen, haben sich ihre „alte Penne“ – „das war früher mein Klassenraum“ – noch mal angeguckt, haben das eine oder andere Mal vielleicht auch in Erinnerung geschwelgt. Wobei die Grundschule schon – was die Ausstattung anbelangt – ziemlich leergeräumt ist: In einen Klassenraum ist für die Party stattdessen eine Bierzeltgarnitur mit Tischen und Sitzbänken aufgebaut, in einem anderen eine Ausstellung zur Geschichte der Schule mit vielen alten Klassenfotos. Anfang des nächsten Jahres wird das 1902 eröffnete Schulgebäude abgerissen – es weicht einem Neubau, den die Mädchen und Jungen aus Essinghausen und Duttenstedt im Sommer 2022 in Beschlag nehmen sollen.

Draußen vor der Schule gibt es Gegrilltes und Getränke – Feierstimmung. Doch wer nachfragt, der bekommt auch Traurigkeit zu spüren. Traurigkeit deshalb, weil die alte Schule – zunächst Volksschule für die Klassen eins bis acht, zuletzt Grundschule für Erst- bis Viertklässler – dem Erdboden gleichgemacht wird. „Es wäre schöner, wenn unser Schulgebäude erhalten bliebe“, steht für Nadine Reiche fest – sie spricht gar von einer „Trauerfeier“. 1983 sei sie dort in die erste Klasse gekommen. War die Grundschulzeit ihre schönste Zeit? „Definitiv“, antwortet Nadine Reiche – und Sven Mücke, 1983 mit ihr eingeschult, pflichtet ihr bei. Aber es gibt dann doch eine neue Grundschule in Essinghausen? „Das ist aber nicht mehr unsere Schule“, kontert Mücke.

Noch ein Blick zurück: Jürgen Bleischwitz ist 1966 in der Essinghausener Grundschule eingeschult worden. „Total traurig“ sei er wegen des Abrisses; jetzt wieder in dem Gebäude zu sein, sei „berührend“. Auf unzähligen Holzwäscheklammern hat er ein letztes Bild von der „Penne“ aufgeklebt – diese Andenken finden rasenden Absatz bei Jung und Alt. Der Erlös kommt dem Grundschulförderverein zugute. So hat der Abriss auch sein Gutes.

Ortsheimatpfleger Hans-Jürgen Fricke hat maßgeblichen Anteil an der „Abrissparty“: In seiner Ausstellung zeigt er anhand alter Bilder, dass es vor dem jetzt abzureißenden Gebäude nacheinander bereits zwei Schulen im Ort gegeben hat – und zwar beide nahe dieser Schule von 1902. Der erste – für die Nachwelt dokumentierte – Schulunterricht in Essinghausen habe 1843 stattgefunden. „Ich bedaure diesen Abriss“, gibt er zu – auch er hat in diesem Gebäude einst die Schulbank gedrückt.

Gleiches gilt für Ortsbürgermeister Günter Schmidt. Er sagt klipp und klar: Eine neue Grundschule zu bekommen in Essinghausen und die alte zu erhalten – das sei politisch im Rat der Stadt Peine nicht durchzusetzen gewesen. Die Kinder aus Essinghausen und Duttenstedt besuchen nun die alte Stederdorfer Grundschule; dort gibt es bereits einen Neubau. Im Sommer 2022 soll die neue Essinghausener Grundschule auf dem Standort der alten als Ganztagsschule ihren Betrieb aufnehmen.

Immerhin: Die Bilder, die die Besucher der Abrissparty in einem im alten Klassenzimmerstil nachempfundenen Raum von sich haben machen lassen können, bleiben erhalten. Das gilt für die Schultafel mit all den Namen hingegen nur, wenn dieses Schulutensil nicht mehr gebraucht wird für den Unterricht – ansonsten werden die Namen eben weggewischt.