Hildesheim. Die beiden Männer benannten die Drogen Marihuana und Kokain nie in ihren Nachrichten und gingen sehr konspirativ vor.

Spannende Einblicke in die mühsame Polizeiarbeit gab es im Prozess gegen zwei 34-Jährige aus Peine, die sich zurzeit vor dem Landgericht wegen des Handels mit Drogen in nicht geringen Mengen verantworten müssen. Nach einem Hinweis waren die Beamten im Sommer 2018 auf die Spur der Männer gekommen. Es hatte aber auch andere Erkenntnisse gegeben, wie am dritten Verhandlungstag deutlich geworden ist.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch: Personenkontrollen an einer Sicherheitsschleuse, ein halbes Dutzend Justizmitarbeiter im Gerichtssaal und weitere Kräfte vor der Tür. Die beiden Männer befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Als Zeugen waren die ermittelnden Polizisten geladen.

Bei den Aussagen zeigte sich, wie schwierig es ist, Tätern auf der Spur zu bleiben, wenn diese nur genug kriminelle Energie aufbringen: So haben sich die Angeklagten bei ihren Verabredungen zum Dealen stets sehr konspirativ verhalten. Offenbar waren die Drogen Kokain und Marihuana nie offen benannt worden. Allein aus der Telefonüberwachung haben sich zwar Erkenntnisse zu möglichen Treffen ergeben, nachvollzogen werden konnten diese aber nicht.

Deshalb hakten die Anwälte der Männer mehrfach nach: Die Polizei hatte zwar aus der Überwachung der Telefone Kenntnisse von Verabredungen zum Handel mit Rauschgift, konkrete Belege dafür können die Beamten aber nicht vorweisen. Erst im Zusammenspiel der Zeugen ergab sich an diesem Verhandlungstag ein Bild.

Dafür musste aber auch die Aussage einer Ex-Freundin herangezogen werden, die bereit war, gegen einen der Angeklagten auszusagen. Sie war mit dem Mann nach islamischen Recht verheiratet, hat diese Ehe, die in Deutschland als Verlobung gilt, inzwischen aufgelöst. An einem vorherigen Verhandlungstag war sie bereits vom Gericht befragt worden.

Die Frau befindet sich in einem Opferschutzprogramm. Auch am Dienstag kam zur Sprache, dass sie von der Familie des Ex-Freundes bedroht werde. Einige der Angehörigen waren offenbar im Saal als Zuhörer. Sie quittierten diese Aussagen mit Gelächter.

Ein weiteres Puzzleteil könnten die Mietwagen sein, die sich der Haupttäter immer wieder besorgte und damit größere Strecken zurück legte. Dafür zahlte der Mann zum Teil hohe Rechnungen, wie der Polizist vor Gericht aussagte. Zudem war eines der Fahrzeuge des Mannes schon einmal vor längerer Zeit mit dem Angeklagten in Verbindung mit einem Drogendelikt aufgetaucht. Auch das führte die Polizei aktuell auf die Spur der Männer.

Letztlich zeigte sich, dass die lange Überwachung ohne Aussage der Ex-Freundin nur wenig Fruchtbares zutage gefördert hatte, weil sich die konkreten Daten der Treffen nicht belegen ließen. Darauf hoben auch die Anwälte in ihren Fragen ab.

Einen kurzen Schlagabtausch gab es zwischen einem der Anwälte und dem Staatsanwalt, als der Verteidiger nachhakte, was denn mit der Zeugin passiert sei, nachdem sie sich einem der ermittelnden Beamten anvertraut habe.

Ob die Frau jetzt bei diesem Polizisten wohne, wollte der Verteidiger wissen. Das brachte den Ankläger auf die Palme und er verwies den Verteidiger zurecht, dieser wissen ganz genau, dass die Zeugin in einem Schutzprogramm sei und die Frage nichts zur Sache beitrage.