Peine. Muslime und Christen feiern gemeinsam im Stadtpark und setzen ein Zeichen für ein friedliches Miteinander.

Der Sprung von der Braunschweiger Straße in den Peiner Stadtpark zum traditionellen Fastenbrechen der muslimischen Gemeinden ist mehr als nur ein Ortswechsel: Dieser Schritt hat eine große Symbolkraft, leben viele Muslime doch südlich der Bahnlinie – im Bereich Braunschweiger Straße –, so dass der Umzug den Integrationswillen widerspiegelt.

Zum vierten Mal haben die drei Peiner Moscheevereine am Samstag zum öffentlichen Fastenbrechen eingeladen – und erneut ist es ein riesiger Erfolg: Die Organisatoren haben mit rund 2000 Besuchern gerechnet, doch es werden weit mehr Gäste. Obwohl die Besucher allenthalben zusammenrücken, reichen die Plätze nicht aus. Pragmatisch organisieren die Gäste Decken, das abendliche Fastenbrechen wird am Samstag zum Picknick nach Sonnenuntergang.

Im für Muslime heiligen Monat Ramadan fasten die Gläubigen von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang: Kinder, Kranke und Greise sind von der religiösen Pflicht ausgenommen. Eine starke Rede hält Adem Tatli von der Takva-Moschee am Samstag: Er schlägt einen Bogen zum deutschen Grundgesetz, das vor 70 Jahren in Kraft getreten ist. „Wir können stolz sein auf diese Verfassung“, sagt Tatli und ruft seinen Glaubensbrüdern und -schwestern zu: „Lassen Sie uns für die Werte dieser Verfassung eintreten. Deutschland ist unsere Heimat, auch wenn viele von uns wichtige Verbindungen in ihre Herkunftsländer oder die Länder ihrer Eltern und Großeltern pflegen.“

Tatli spricht sich gegen rechtes Gedankengut aus, das weltweit an Bedeutung gewinne. Er mahnt: „Rechten Gedanken kann man sich nicht erwehren, indem man sie sich in abgeschwächter Form zu eigen macht.“ Er kritisiert, dass der globale Rechtsruck schreckliche Taten hervorrufe wie jüngst in Neuseeland.

Über die Bedeutung des Ramadans und den religiösen Gedanken referieren Tamar Karahan von der Ditib-Moschee und Scheich Mohamad Hammouda von der Al Hidaia-Moschee. Bruder Maher rezitierte die 185. Sure aus dem Koran, die sich mit dem Ramadan beschäftigt.

Im hinteren Teil des Parks und am Wasserbecken toben an diesem Abend die Kinder und erleben das Fastenbrechen auf ganz andere Art – aber auch im philosophischen Gedanken des Miteinanders. Für musikalische Unterhaltung sorgt die Almaschari-Gesangsgruppe der Al Hadaia Moschee.

Scheich Mohamad Achmad spricht vor dem Essen ein Bittgebet: Dann ist die Sonne untergegangen, und es ist Zeit, das Essen zu eröffnen, das viele fleißige Helfer inzwischen verteilt haben. „Wir haben mehr als 2000 Portionen“, sagt Türkes Tosun von der Takva-Moschee.

Bei intensiven Gesprächen vergeht die Zeit wie im Flug: Im Anschluss brechen viele Gäste rasch auf. Denn am Sonntag müssen viele wie Adem Tatli gegen 3.30 Uhr aufstehen, um noch vor der Morgendämmerung wieder etwas zu essen. Am Montag ist der letzte Tag des Ramadan, anschließend wird das Zuckerfest gefeiert: Damit endet die Fastenzeit der Muslime.