Peine. Etwa 250 Demonstranten stören die Europawahlkampfveranstaltung dieser Partei am Freitagabend in Peine.

Begleitet von einer Protestkundgebung vor dem Forum in Peine sprach am Freitagabend AfD-Spitzenpolitiker Alexander Gauland bei einer Europawahlkampf-Veranstaltung seiner Partei. In der mit rund 200 Zuhörern längst nicht ganz gefüllten Forum wurde der 78-jährige Bundessprecher und Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Partei von den lautstark applaudierenden AfD-Anhängern empfangen wie ein Popstar.

Vor der Halle demonstrierten derweil rund 250 Mitglieder und Freunde des Peiner „Bündnisses für Toleranz – bunt statt braun“ gegen die AfD. Sie hatten sich um 17.15 Uhr vor dem Gewerkschaftshaus getroffen und waren Richtung Forum spaziert. Um 17.40 kam der Tross der Protestler am Forum an. Rund 20 Meter vor dem Eingang zum Veranstaltungsort hatte die Polizei – rund 25 Beamte riegelten den Platz in alle Richtungen ab – Standbarrieren aufgebaut. Hinter den Hindernissen bauten sich Demonstranten auf – Gewerkschafter, Kirchenvertreter, Mitglieder von Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und anderer politischer Parteien. Mit Trillerpfeifen, Rufen und lauter Musik aus Bass-Anlagen verschafften sie ihrem Unmut Luft. „Eine Sauerei, dass dieser Veranstaltung stattgegeben wurde“, schimpfte Winfried Hennemann (Betriebsrat Salzgitter Flachstahl), ehe er die Protestler über das Mikrofon zu weiteren Rufen animierte. „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ oder „Ganz Peine hasst die AfD“ skandierten die Demonstranten.

Zwischen sich ließen die Protestler Spaliere, denn – so die Auflage der Polizei – der Weg zur Halle musste frei bleiben. Nur wenige AfD-Sympathisanten nutzten indes diese Gasse, und wer es doch tat, für den wurde der Gang durch den Spalier zu einem Spießrutenlauf inklusive ohrenbetäubender Schimpftiraden. Hennemann sah das mit Genugtuung: „Mir gefällt sehr gut, dass das Bündnis so gut zusammenhält.“

Lautstarker Protest gegen AfD-Chef Gauland in Peine

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    Viele AfD-Anhänger wussten offensichtlich von den Protesten. „Ach, diese Buntmenschen“, sagte etwa ein Besucher der AfD-Veranstaltung. Er war wie viele andere AfD-Freunde frühzeitig angereist, nutzte den Weg durch die Tiefgarage Wallstraße zum Forum, andere betraten die Halle durch Hintereingänge. Das Abtasten durch Sicherheitspersonal, das Scannen von Jacken und Taschen mussten auch sie am Eingang über sich ergehen lassen. Das Forum glich einem Hochsicherheitsgebäude.

    Den Hintereingang wählte auch Gauland. Er mied den (Sicht)-Kontakt zu den Demonstranten. Um 18.40 Uhr betrat er die Halle, Applaus brandete auf. Gauland war verspätet – ein Stau auf der A2 hielt den von BKA-Beamten geschützten Politiker auf –, musste aber nicht lange auf seinen Auftritt warten. Der Peiner AfD-Kreischef Oliver Westphal war als Grußredner eingesprungen, machte auf der Bühne sofort Platz für seinen Bundeschef.

    Die Besucher hörten, wie Gauland die Unterschiede zwischen der Europäischen Union (EU) und Europa sieht, er geißelte das Schweigen der „kanzleramtsnahen Medien“ zur „Massenmigration“, er sprach über „das Gezerre um den Brexit“, denn, so Gauland, das solle anderen Ländern die Lust nehmen, jemals die EU zu verlassen. Gauland redete, ohne groß engagiert zu wirken. Der Saal fand es dennoch super. Applaus für den 78-Jährigen.