Peine. Der Peiner Uwe Neubauer erinnert an die Gastronomie und die Firma Curt Rother (Druckerei, Bürobedarf und Buchhandel) in seiner Heimatstadt.

. In der neuen Folge der „Peiner Eule“ blickt der gebürtige Peiner Uwe Neubauer auf die Veränderungen rund um den Bahnhof in der Stadt und auf das einstige Peiner Traditionsunternehmen Rother:

Im Peiner Bahnhof und dessen Umfeld waren in den 1960er- und 1970er-Jahren sechs gastronomische Betriebe in dieser Stadtregion, allein im Peiner Bahnhof waren zwei davon. Im Keller war die Bahnhofsgaststätte viele Jahr zu Haus mit dem Geschwisterpaar Küpper – Ingrid und Klaus. In der oberen Etage hatte für Reisende der ersten Bundesbahnklasse Herr Schäfer sein Restaurant mit einer Biergartenterrasse. Hier bediente viele Jahre Herr Herz – ein flinker kleiner Ober – auf das Beste immer im schwarzen Anzug, Fliege und einem weißen Tuch am linken Unterarm die Gäste.

Kam man aus dem Bahnhof raus und auf den Bahnhofsvorplatz, war genau auf der Gegenüberseite ein kleiner Gasthausschatz: Hier gab es jahrelang nicht nur ein Frischgezapftes gegen den Durst, sondern machte der Gastwirt auch eine vorzügliche Currywurst. Im Volksmund wurde die Kneipe „Curry-Tempel“ genannt, und nicht nur Reisende der Bahn sind dort hingerannt. Später führte in dieser kleinen Gastronomie von Heinz Brummerhoff sein Sohn Rolf dort Regie. In dem langen Bahnhofskomplex, der bis zur Schranke ging, so manch ein Peiner viele Jahre dort am Zapfhahn hing.

In der kleinen Gastwirtschaft, die mal „Gleis 1“ hieß, so manch Peiner und Reisender sein Geld dort ließ. Diese Kneipe gehörte einst einem Gastwirt mit ganz besonderem Namen – Herr Kalaschnikow –, und er bediente seine Kunden in vielen Jahren. Gegenüber war, für viele Peine wegen des Frischgezapften in den 80-ern oberstes Ziel, die Gastwirtschaft von Werner Ebeling sein „Krokodil“. Nochmals gegenüber am Ende von dem Bahnhofs-Flachgebäude hatte „Ede“ Dominziak mit seinem Kiosk seine Freude. Und schließlich bei Diekmann-Kleidung nebenan war ein guter alter Gastwirtsmann: Dort führte Moritz Bartonek seine gemütliche „Stadtklause“. Ich höre heute noch überall das Lied: „Ein Prosit der Gemütlichkeit.“ Ach ja, es war eine schöne Zeit.

Zudem erzähle ich die Geschichte von einem alten Traditionsbetrieb, der leider vor einigen Jahren auf der Strecke blieb: die Firma Curt Rother (Druckerei, Bürobedarf und Buchhandel) bedauerlicherweise geopfert dem Zeitwandel. Damals Chef und Chefin – Erich und Irene – führten dort Regie, auch die Seniorchefin Luise war in den 70-ern noch mit von der Partie. Im Chefsekretariat saß viele Jahre Gaby Walther, dann Fräulein Gehrmann, später Manthey durch das Heiratsalter. In der Druckerei wirkte Otto Söchtig, das Urgestein vom Bürger-Jäger-Corps, und Herr Springmann hatte für seine Kundschaft ein „Ohr“. Später hatte die Druckerei mit der Kundenzahl so seine Not, Rother holte den Peiner Drucker Rudolf Busse mit in das Boot: Sie gründeten die Firma „Busse und Rother Druckerei“, und später war der Peiner Drucker Hans Brinkop mit dabei. Im Buchhandel stand viele Jahre Irene Rother ihren Mann und zog durch ihr umfangreiches Wissen ihre Kundschaft in den Bann. Der „Bücherwurm“ Herr Werner half ihr kräftig bei den Kunden mit dabei, Stefanie Quindel war später in der Abteilung die Nummer drei.

In der Bastelabteilung waren jahrelang am Ball die Damen Christel Schürmann und Ilse de Wall. In der Abteilung Bürobedarf und Papeterie führte viele Jahre Frau Helmboldt Regie. Zeitweise waren in der Abteilung Frau Hubert, Frollein Herde und Frollein Draschner auch vor Ort. Im Schreibgeräte-Verkauf kümmerte sich damals Frau Aselmann, Frau Radatz und Frau Düsterhöft um die Kunden fürsorglich. In der Abteilung Büromöbel, Büromaschinen und Zubehör verschafften sich Herr Neubauer, Herr Höttcher und Bettina Radtke bei den Kunden Gehör.

An der Kasse stand noch die Seniorchefin Luise Rother in den 70er-Jahren, später kümmerten sich Frau Böhm und Dorli Brandes in der Abteilung „Kassieren“ ums Bezahlen. Das Firmenfinanzielle blieb auch nicht auf der Strecke – dafür sorgten Frau Kummer, Frau Wilke und Frau Brennecke. Im mobilen Lieferdienst, um bestellte Waren an die Kunden auszufahren, waren Herr Vrieling, Erwin Rossoll und Bernhard Lies vor vielen Jahren. Als Hausmeister fungierte und hatte allerorts fleißige Hände Eduard „Eddie“ Rieger bis zur Jahrhundertwende. Um die Hauselektrik kümmerte sich Hans-Jürgen Werner fürsorglich.

Viele Lehrlinge und Auszubildende hatte es in dem Betrieb gegeben – er war der Ausgangspunkt für das weitere Berufsleben. Damals bei „Rother-data“ hielt in der Hand das Heft Bernd Meyer im anfänglichen PC-Geschäft. Als später dann die „alte Riege“ ins Rentner-Dasein seicht verschwand, übernahm Sohn Curt. Leider kam viel zu früh das Firmen-Aus für dieses Bürobedarfs- und Bücherhaus.