Wendeburg . Peiner des Jahres – Leser nominieren Herbert Mundstock, den Pfleger der Weidenkirche in Wendeburg.

Kirchen müssen nicht immer mit massivem Stein oder mit Brettern aus totem Holz gebaut werden. Es gibt auch „Grünfinger“ unter den Architekten. Die nämlich pflanzen echte Weiden und konstruieren daraus Wände und Dach für ein außergewöhnliches Gotteshaus – eine Weidenkirche.

Die einzige dieser Art in der Region steht in Wendeburg, direkt neben dem Gemeindehaus. „Baumeister“ war im Jahr 2006 der frühere Peiner Kreisbaurat Wolfgang Gemba. Fast 100 Helfer bündelten seinerzeit abgeschnittene Weidenruten, pflanzten sie in den Boden und verschnürten die Stränge mit Hanfbändern zu einer Igluform.

Dass die acht Meter breite und 15 Meter lange Weidenkirche noch heute sattes Grün trägt, ist indes das Verdienst von Herbert Mundstock. Der 70-jährige Wendeburger hegt und pflegt das grüne Bauwerk wann immer es notwendig ist. Mundstock putzt die Naturkirche mit dem grünen Dach aus Blättern vor allem dann heraus, wenn in ihr Gottesdienste stattfinden, Hochzeiten gefeiert oder Kinder getauft werden.

„Wir haben extra eine große Klappleiter angeschafft“, erzählt Mundstock, der bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2013 mehr als 33 Jahre lang Hausmeister an der Wendeburger Aueschule war. Spricht er von ,Wir’, meint er seine Unterstützer Peter Krebs und Jürgen Rickmann, die ihm in luftiger Höhe helfen, ausschlagendes Astwerk zurückzuschneiden. Mitunter müsse er auch nachpflanzen, um zum Beispiel nach allzu großer Trockenheit entstandene Lücken zu schließen, erzählt der passionierte Jeep-Fahrer Mundstock.

Im Sommer greife er mitunter zur Gießkanne, um das Wurzelwerk der Weidenruten zu wässern, erzählt der 70-Jährige. Herrscht dauerhaft Hitze, komme auch schon einmal die Feuerwehr vorbei und halte die Wasserschläuche an das grüne Bauwerk. Im Winter werde das Naturgebäude sich selbst überlassen, einzig der eine Tonne schwere Altar aus Eiche werde abgedeckt, erzählt Mundstock.

Um den Fortbestand der Weidenkirche auch finanziell zu sichern, habe sich ein Verein gegründet: „Frünne vonne Wiehenkerke“, ein plattdeutscher Name, den sich Mundstock ausgedacht hat. „Ich wollte nicht irgendeinen gewöhnlichen Namen.“ Mundstock übernahm kurzerhand auch den Vorsitz dieses Fördervereins. Und weil er sich bereits seit der Weihe der Weidenkirche an Pfingsten 2006 um die Hege und Pflege kümmert und fast täglich rund um Kirche und Gemeindehaus zu tun hatte, habe ihn der damalige Wendeburger Pastor Otto Pfingsten gefragt, ob er sich nicht in den Kirchenvorstand wählen lassen wollte.

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Mundstock wollte. Seine Wahl sei „eine einfach Kiste“ gewesen, erinnert sich der 70-Jährige. „Ich war im Ort bekannt wie ein bunter Hund.“ Er begründet das mit seiner Zeit an der Aueschule. „Ich kannte in Wendeburg jedes Kind und die dazugehörigen Eltern.“

Bekannt sei er in Wendeburg nach wie vor, weiß Mundstock und nennt ein Beispiel: „Ich sitze gerne im Café im Einkaufszentrum am Kreisel.

Kürzlich fragte mich dort eine ältere Dame, ob ich der Bürgermeister sei“, erzählt Mundstock. Er verneinte, fragte aber nach, wie die Dame darauf komme. Sie habe gesagt: „Na, weil sie jeder grüßt, der ins Café kommt.“

In dieser Serie stellen wir die Kandidatinnen und Kandidaten für unseren Ehrenamts-Sympathiepreis „Peiner des Jahres 2018“ vor.

Die Aktion unserer Zeitung ist ein Dankeschön an all die Freiwilligen, die sich mit ihrem herausragenden bürgerschaftlichen Engagement für ihre Mitmenschen sowie für den Umwelt- und Naturschutz in unserem Peiner Land einsetzen.

Die Lesererinnen und Leser unserer Zeitung haben die Kandidaten vorgeschlagen, und am Ende der Vorstellung in dieser Porträt-Serie können sie in einer Abstimmung ihre Sympathie-Punkte vergeben.

Bereits in der Serie vorgestellt: Michaela Kunter aus Peine, Stadtjugendfeuerwehrwartin; Nancy Breitschädel aus Edemissen mit dem „Team Laura“ (Mukoviszidose); Klaus Jurczyk (Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Sierße).

In einer festlichen Gala zu Beginn nächsten Jahres werden die „Peiner des Jahres“ ausgezeichnet.