Peine. Sally Perel beeindruckt 200 Schüler in Peine mit seiner Lesung zu seiner Autobiographie „Ich war Hitlerjunge Salomon“.

. Sally Perel zieht die Schüler in seinen Bann. Aufmerksam verfolgen 200 Jugendliche in der Aula der Burgschule die mehr als zweistündige Lesung aus der Autobiographie „Ich war Hitlerjunge Salomon“ des 93-jährigen Peiners über seine Kindheit im Dritten Reich. Mit dabei waren in Peine Schüler der neunten und zehnten Klasse der Burgschule, der Gunzelin-Realschule sowie des Ratsgymnasiums.

Als Mitglied der Hitlerjugend in Braunschweig war es dem Juden Perel während der NS-Diktatur gelungen, seine Identität zu verbergen und den Nationalsozialismus zu überleben. Erst nach 40 Jahren hat er das Geheimnis seiner doppelten Identität preisgegeben und das Buch geschrieben. „Doch ich möchte gleich an die Aktualität anknüpfen“, sagt Perel am Donnerstag und wendet sich schon am Anfang der Lesung an die jungen Gäste. Dabei erzählt er von den Ereignissen und verbindet auf spannende und packende Weise Vergangenheit mit Gegenwart und Zukunft. „Ich bin kein Geschichtslehrer“, sagt er: „Aber Geschichte ist der beste Lehrmeister. Wir müssen lernen, was damals schiefgelaufen ist. Das waren Fehler aller Parteien.“

Wer heute nicht wisse, was damals passiert sei, sei ein Dummkopf: „Wer es weiß und es leugnet, der ist ein Verbrecher.“ Perels Familie und er sind aus Peine vertrieben worden. Nach Flucht durch Polen und die Sowjetunion kam Perel nach Braunschweig, nahm die Identität eines Hitlerjungen an und wurde zu Jupp Periell.

Wiederholt wendet sich der Autor an die Schüler: „Die Jugend ist nicht schuldig und verantwortlich. Schuld erbt man nicht.“Heute mache er in Peine die Schüler zu Zeitzeugen: „Ihr habt aus erster Quelle gehört, was damals passiert ist. Ihr könnt das Geschehene an eure Kinder und Kindeskinder weitergeben.“ Immer wieder stellt er fest, wie sehr sich die jüngere Generation für die Geschichte interessiere.

Auf eigene Weise haben die Peiner Schüler ihr Interesse gezeigt, als Perel die Aula betritt: Sie haben Informationsmaterial zum Beispiel über den Nationalsozialismus und Konzentrationslager an Schautafeln angebracht. Aufwändig und eindringlich ist das große Modell eines Viehwaggons – auf Schienen und Schotter aufgestellt, führen aus ihm heraus Fußstapfen in Beton zu großen Steinblöcken: ein Symbol für das Leiden der Juden und den Weg in die Vernichtung.

Die Schüler zeigten noch mehr Engagement und stellten Perel zahlreiche Fragen: „Was empfinden Sie, wenn sie nach Peine kommen?“ Perel: „Es sind immer wieder schöne Gefühle. Peine ist meine Heimat. Hier habe ich meine Kindheit erlebt, zum Beispiel auf der Straße mit Murmeln gespielt.“

Die Stadt hat ihm den Ehrenring verliehen, den er zu dieser Veranstaltung trägt, sagt er nicht ohne Stolz. Auch sei sein Geburtshaus schön hergerichtet. Eine ganz besondere Ehrung und Freude für ihn sei es gewesen, als ihm zu Ehren vor kurzem eine Schule in Braunschweig nach ihm benannt wurde.