Berlin. Der Massentourismus auf Mallorca ist ein Problem für die Einheimischen. Tausende wollen das nicht länger hinnehmen und demonstrieren.

Tausende Menschen haben auf Mallorca gegen den Massentourismus demonstriert. Unter dem Motto „Sagen wir basta!“ versammelten sich die Menschen am Samstagabend im Zentrum der Inselhauptstadt Palma. Die Zahl der Teilnehmer habe die Erwartungen bei weitem übertroffen, schrieb die Zeitung „Diario de Mallorca“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien aus allen Teilen der Insel gekommen, hieß es. Eine Schätzung der Teilnehmerzahl lag aber vorerst nicht vor.

Ein anderes Motto des Protestes lautete „Mallorca steht nicht zum Verkauf!“. Zur Kundgebung rief die Organisation „Banc de Temps de Sencelles“, die die immer größer werdende Zahl der Besucher und der Ferienwohnungen für die Wohnungsnot auf Mallorca und für die „Zerstörung“ der spanischen Mittelmeerinsel verantwortlich macht.

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Die Demonstranten, darunter auch viele Familien mit Kindern, Schüler und Studenten sowie Rentner, skandierten beim Marsch über die Flaniermeile Passeig del Born Slogans wie „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht“. Es waren auch viele Plakate mit Aufschriften wie „Wenn sie uns ein Dach verweigern, verweigern sie uns die Zukunft“. Dem Protestmarsch schlossen sich Gewerkschaften, Umweltschutzgruppen und verschiedene Bürgerinitiativen an.

Auf mehreren Spanischen Inseln protestieren Menschen gegen Massentourismus (Symbolbild).
Auf mehreren Spanischen Inseln protestieren Menschen gegen Massentourismus (Symbolbild). © DPA Images | Emilio Rappold

Die Kundgebung stand unter dem Eindruck des Restaurant-Einsturzes am Donnerstagabend am Ballermann. Bei dem Unglück starben vier Menschen, darunter zwei junge Frauen aus Deutschland. Bewohner der vor allem von deutschen Touristen besuchten Playa de Palma sind überzeugt, viele Gebäude des Gebiets seien nicht geeignet für den Massentourismus.

Für die Wirtschaft der Insel ist Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung Mallorcas. Inzwischen gibt es aber kaum jemand, der die Notwendigkeit einer Begrenzung der Besucherzahlen infrage stellt.

Verkleidete Demonstranten nehmen teil an den Protesten gegen den Massentourismus in Spanien.
Verkleidete Demonstranten nehmen teil an den Protesten gegen den Massentourismus in Spanien. © AFP | JAIME REINA

Mallorca und die Balearen Region mit der zweithöchsten Touristenzahl

Spanien empfing laut offiziellen Statistiken im vergangenen Jahr 85 Millionen ausländische Besucher. Von diesen 85 Millionen landeten 14,4 Millionen auf den Balearen, der Region Spaniens mit der zweithöchsten Touristenzahl. Die Inselgruppe ist besonders bei deutschen, britischen und niederländischen Touristen beliebt.

Von den Balearen über die Kanarischen Inseln bis hin zu Barcelona und Málaga gibt es in Spanien immer mehr Bewegungen, die sich gegen den Übertourismus richten. Zu den von den Einwohnern vorgebrachten Beschwerden gehören der angespannte Immobilienmarkt, die Zunahme der touristischen Vermietungen, die viele Einwohner zur Flucht aus den Stadtzentren gezwungen hat, sowie die Lärm- und Umweltbelastungen.