Berlin. Ein Boeing-Flug endete zuletzt für einen Passagier tödlich. Der Grund: Turbulenzen. Die könnten künftig noch heftiger auftreten.

Der Schock saß tief, als am Dienstag bei einem Flug von London nach Singapur ein Mensch ums Leben kam. Der Flieger war in heftige Turbulenzen geraten. Zwar sind Details noch nicht bekannt, klar ist aber, dass in der Folge mehrere Menschen verletzt wurden und ein 73-jähriger Brite starb – mutmaßlich an einem Herzinfarkt.

Die Maschine des Typs Boeing 777-300ER war mit 211 Passagieren und 18 Besatzungsmitgliedern unterwegs, als sie über der Westküste von Myanmar plötzlich um 6000 Fuß, knapp 2000 Meter, absackte. Sie musste in Bangkok notlanden. Derartige Vorfälle sind eher selten. Doch sie könnten in Zukunft häufiger auftreten. Davor warnte jedenfalls Paul Williams, Professor für Atmosphärenwissenschaften an der Universität Reading in England, gegenüber dem US-Sender CNN.

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Unsichtbare Gefahr beim Fliegen: Klarluftturbulenzen

Williams stellte bereits 2022 eine Studie vor, die davon ausgeht, dass sogenannte „clear air turbulences“ weltweit aufgrund des Klimawandels zunehmen könnten. Den Höhepunkt des Phänomens errechnete er für die Jahre 2050 bis 2080 – betroffen wären auch die beliebtesten Flugrouten weltweit. Was steckt hinter dem Phänomen? Und was bedeutet es für die Zukunft des Fliegens?

Clear Air Turbulence, auf Deutsch Klarluftturbulenz, ist ein besonders tückisches Ereignis. Denn im Gegensatz zu normalen Turbulenzen tritt es meist völlig unerwartet auf. „Diese Art von Turbulenz ist besonders gefährlich für die Luftfahrt, da sie im Gegensatz zu anderen Wetterphänomenen, wie zum Beispiel Gewittern oder Vereisung, weder mit dem bloßen Auge noch mit Radar geortet werden kann“, schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD).

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Klarluftturbulenzen werden durch das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Luftmassen verursacht, die sich mit stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten in Höhen von mindestens sechs Kilometern bewegen. „Durch den ungleichen Charakter der Luftmassen entsteht an der Zone des Zusammentreffens ein Bereich erhöhter Windgeschwindigkeiten, auch Jetstream genannt“, erklärt der DWD. Diese seien zwar meist zu schwach, um Verkehrsflugzeuge ernsthaft zu beschädigen, in der Vergangenheit seien jedoch Passagiere verletzt worden.

Atmosphärenwissenschaftler Williams glaubt jedoch nicht, dass künftig Flugzeuge reihenweise vom Himmel fallen werden. Allerdings sagte er CNN: „Normalerweise rechnet man bei einem Transatlantikflug mit zehn Minuten Turbulenzen. Ich denke, dass dies in ein paar Jahrzehnten auf 20 Minuten oder eine halbe Stunde ansteigen könnte. Das Anschnallzeichen wird viel häufiger eingeschaltet sein, zum Leid der Passagiere.“