Berlin. Wer fastet, verliert nicht nur an Gewicht. Wie eine chinesische Studie zeigt, soll Intervallfasten auch zu mehr Disziplin führen.

Der Mensch isst eigentlich immer, es sei denn, er schläft. Dabei täte es den meisten Menschen gut, auch einmal auf den Genuss zu verzichten, denn übermäßiges Essen hinterlässt seine Spuren: von Übergewicht über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu Diabetes und Krebs.

Eine chinesische Studie, die in der Fachzeitschrift „Frontiers“ veröffentlicht wurde, hat die Gefahr von Adipositas zum Anlass genommen, um die gesundheitlichen Folgen einer Diätform zu untersuchen, die als Intervallfasten bezeichnet wird. Bei dieser Ernährungsform wird nur in einem bestimmten Zeitfenster gegessen und in der übrigen Zeit gefastet. Das Ergebnis könnte aus zwei Gründen zum Fasten motivieren.

Die Autoren der Studie wollten herausfinden, wie sich Fasten auf den menschlichen Körper auswirkt. Dazu setzten sie 25 übergewichtige Männer und Frauen aus China auf eine strenge Diät, die zwischenzeitlich so weit reduziert wurde, dass die Probanden nur 25 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs zu sich nahmen. Dann wurde die Diät etwas gelockert und die Teilnehmer erhielten für 30 Tage eine Liste mit empfohlenen Lebensmitteln.

Intervallfasten wirkt sich auch auf das Gehirn aus

Wie erwartet verloren die Probanden nach den 62 Testtagen an Gewicht, auch der Körperfettanteil und der Taillenumfang nahmen ab. Überraschender war jedoch das Ergebnis, dass der Nahrungsverzicht die Darmflora und bestimmte Hirnregionen beeinflusste, die an der Regulation von Appetit und Suchtverhalten beteiligt sind. Das Ergebnis könnte also bedeuten, dass es möglich ist, den Verzicht auf das suchtähnliche, übermäßige Essen zu trainieren.

Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass bestimmte Darmbakterien und das Gehirn während und nach einer Gewichtsabnahme miteinander verbunden sind. „Es wird angenommen, dass das Darmmikrobiom in einer komplexen, bidirektionalen Weise mit dem Gehirn kommuniziert“, wird Xiaoning Wang, einer der Autoren der Studie, in der Fachzeitschrift zitiert. Ob die Darmbakterien die Veränderungen im Gehirn beeinflussen oder umgekehrt oder ob gar ein unbekannter Faktor die Wechselwirkung beeinflusst, ist noch unklar.

Forschung dringend nötig: Fettleibigkeit nimmt weltweit zu

Liming Wang, einer der Autoren der Studie, rät daher künftigen Forschern, die Bereiche des Gehirns und des Darms zu untersuchen, die „eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Gewichtsabnahme und der Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts spielen“.

Die Antwort auf den genauen Kommunikationsmechanismus könnte helfen, Übergewicht zu bekämpfen. Laut der Fachzeitschrift „The Lancet“ hat sich der Anteil der Fettleibigen seit 1990 mehr als verdoppelt, bei Jugendlichen zwischen fünf und 19 Jahren sogar vervierfacht. Im Jahr 2022 waren weltweit mehr als eine Milliarde Menschen von Adipositas betroffen.