Berlin. Vor 900.000 Jahren entgingen die Frühmenschen nur knapp der völligen Auslöschung. Eine Studie fand nun heraus, wie sie überleben konnten.

Beinahe wäre es vor 900.000 Jahren mit der Menschheit vorbei gewesen. Der Meeresspiegel sank dramatisch, Afrika und Asien trockneten aus. Um Wasser und Nahrung führten Menschen und Tiere einen existenziellen Kampf. Ein dramatischer Klimawandel brachte unsere Vorfahren an den Rand der Auslöschung.

Laut früheren Erkenntnissen überlebten die Katastrophe wohl nur etwa 1300 Individuen. Von ihnen stammen alle Menschen ab. Forscher haben nun herausgefunden, wie sie die extremen Umweltbedingungen überleben konnten.

Demnach seien die Frühmenschen aus Afrika ausgewandert, um dem sogenannten genetischen „Flaschenhals“ zu entkommen. Das ergab eine neue Studie, die im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ erschien. Sie bestätigt damit frühere Untersuchungen, wonach es zu dieser Zeit zu einem starken Rückgang der menschlichen Populationen kam

Klimawandel vor 900.000 Jahren zwang Frühmenschen zur Auswanderung nach Europa und Asien

Vor der neuen Studie konnten Wissenschaftler nur wenige Beweise für die große Migration der Frühmenschen während der Erdepoche des mittleren Pleistozäns finden. Zu dieser Zeit fielen unzählige Arten dem Klimawandel und seiner zerstörerischen Trockenheit zum Opfer. Archäologen fanden in Afrika Knochen und Steinobjekte, die sie mit der Wanderung nach Europa und Asien in Verbindung brachten, letztendlich aber nur schwer zu datieren seien.

Um den Zeitpunkt der Klimakrise und der menschlichen Wanderung genau einordnen zu können, untersuchten die Forscher die frühen Fundstätten von Besiedelung durch die Gattung Homo auf der Strecke der mutmaßlichen Migration. Sie halfen, die Welle der Auswanderung auf die Zeit vor etwa 900.000 Jahren einzugrenzen.

Auch kam es zu mehreren Wellen, in denen sich die Menschenarten Richtung Asien und Afrika bewegten. Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um den Homo erectus, der der gemeinsame Vorfahre späterer Menschenarten wie den Neandertalern und den modernen Menschen ist.

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Sinkender Meeresspiegel öffnete Landbrücken nach Europa und Asien

Darüberhinaus verglichen die Forscher Proben des Ozeanbodens. In ihnen können sie einen Klimawechsel selbst vor Hunderttausenden Jahren in Form von Sauerstoff-Isotypen nachweisen. So sei das Sauerstoffverhältnis in tieferen Sedimentsschichten ein Indikator dafür, ob das Klima damals wärmer oder kälter war.

Andere wissenschaftliche Analysen konnten das Fast-Aussterben der Menschheit in der Genetik afrikanischer Bevölkerungen nachvollziehen. So bedeutete das Überleben von den nur rund 1300 Individuen einen Rückgang in der Vielfalt der Gene, von der auch noch die DNA dieser heutigen Menschen zeugt. Zusammen mit den archäologischen Überresten der großen Migration sind sich die Forscher nun sehr sicher, wann und wie die Frühmenschen aus Afrika vor der Trockenheit nach Europa und Asien flohen.

Glück im Unglück für die Frühmenschen: Der sinkende Meeresspiegel zur Zeit des globalen Klimawandels führte wohl auch dazu, dass Landbrücken nach Europa und Asien aus dem Ozean entstanden. Auf ihnen entkamen sie dem Ressourcenmangel in Afrika. Nur heiße das laut der Studie nicht, dass unsere Vorfahren erst vor 900.000 Jahren aus Afrika auswanderten. So wäre es möglich, dass sich auch andere Menschenarten schon früher auf anderen Kontinenten angesiedelt haben.

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