Berlin/Grünheide. Mit dem Brandanschlag auf einen Strommast haben Linksradikale die Tesla-Fabrik in Grünheide vom Netz genommen. Der Schaden ist enorm.

  • Ein Brandanschlag auf die Stromversorgung des Tesla-Werks bei Berlin hat zum kompletten Stillstand der Produktion geführt
  • Mitarbeiter der sogenannten „Gigafactory“ wurden nach Hause geschickt
  • Linksextremisten haben sich zu der Tat bekannt
  • In der Region im Osten Brandenburgs kam es zu Stromausfällen
  • Probleme mit der Stromversorgung gab es auch in südöstlichen Ortsteilen Berlins

Linksextremisten haben sich zu dem Brandanschlag auf die Stromversorgung des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin bekannt. „Gemeinsam zwingen wir Tesla in die Knie. Switch off für Tesla. Grüße an alle auf der Flucht, im Untergrund in den Gefängnissen und im Widerstand! Liebe und Kraft allen Antif@s!“, heißt es in dem Bekennerschreiben der sogenannten „Vulkangruppe“. Weiter schreibt die Gruppe: „Wir haben heute Tesla sabotiert.“

„Die komplette Zerstörung der Gigafactory“ und das „Absägen von Technofaschisten wie Elend Musk“ sei ein Schritt auf dem Weg der „Befreiung vom Patriarchat.“ Die Gruppe ruft zu Anschlägen auf Tesla-Fahrzeuge auf. „In dem heimlichen Poesiealbum einer jeden Aktivistin sollte ein abgewrackter Tesla nicht fehlen. Kein Tesla auf der Welt soll mehr sicher sein vor unserer flammenden Wut. Jeder Tesla, der brennt, sabotiert die imperiale Lebensweise.“ Die Polizei prüft die Echtheit des Bekennerschreibens.

Elon Musk übt scharfe Kritik

Am frühen Nachmittag äußerte sich Tesla-Gründer Elon Musk beim Kurznachrichtendienst X. Er kommentierte einen Post zum Brandanschlag auf das E-Autowerk: „Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen auf der Erde oder Marionetten jener, die keine guten Umweltziele verfolgen. Die Produktion von Elektrofahrzeugen anstatt von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen zu stoppen, ist extrem dumm.“ Dabei schrieb der Tesla-Chef die Wörter „extrem dumm“ auf Deutsch.

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Seitens des Unternehmens hieß es, der Produktionsstillstand verursache einen wirtschaftlichen Schaden im „hohen neunstelligen Bereich“. Dies teilte Tesla-Vertreter André Thierig am Dienstag mit. Man gehe von einer mehrtägigen Unterbrechung der Stromversorgung aus. Es sei unklar, wann die Produktion wieder aufgenommen werde. Es handele sich aus Sicht von Tesla klar um einen „Anschlag auf diese Industrieansiedlung“ in Brandenburg, sagte Thierig. Derzeit herrsche eine sehr kritische Grundstimmung gegen Tesla. Das sei sehr unschön. Ob dies Auswirkungen auf die Zukunft der Fabrik haben könnte, könne er derzeit nicht sagen. Aktuelle Drohschreiben habe es aber nicht gegeben.

Die „Vulkangruppe“ stand bereits im Jahr 2021 im Verdacht, einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt zu haben. Sie warf Tesla damals auf der linksradikalen Internetseite Indymedia.org vor, Tesla sei weder grün, ökologisch noch sozial. Der Verfassungsschutz Brandenburg schrieb in seinem Bericht 2021 über das Bekennerschreiben. Dort hieß es außerdem: „In den vergangenen Jahren hatten mehrmals Linksextremisten als ‚Vulkangruppen‘ Brandanschläge in Berlin verübt.“

Ein Fahrzeug der Feuerwehr steht auf dem Gelände der Tesla-Autofabrik in Grünheide bei Berlin, wo die Produktion wegen eines Stromausfalls stillsteht.
Ein Fahrzeug der Feuerwehr steht auf dem Gelände der Tesla-Autofabrik in Grünheide bei Berlin, wo die Produktion wegen eines Stromausfalls stillsteht. © dpa | Sebastian Gollnow

Tesla: Brandanschlag führt zu massiven Stromausfall in Brandenburg und Berlin

Durch den Brandanschlag auf einen Strommast kam es im Gebiet rund um Erkner im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree zu größeren Ausfällen bei der Stromversorgung. Das Elektroauto-Werk des US-Herstellers Tesla hat keinen Strom, die Produktion steht still, wie eine Tesla-Sprecherin bestätigte. Mitarbeiter der Fabrik wurden nach Hause geschickt. Zudem gab es Ausfälle in den Berliner Ortsteilen Müggelheim, Rahnsdorf und in Teilen Neuköllns. 2000 Haushalte waren auf Berliner Seite betroffen.

Laut Polizei brannte am frühen Dienstagmorgen ein freistehender Strommast zwischen Gosen-Neu Zittau und Steinfurt. Die Ermittler gehen von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Demnach wurde die Feuerwehr gegen 5.15 Uhr zu dem Brand gerufen und begann mit den Löscharbeiten. Auch ein Polizei-Hubschrauber war im Einsatz.

In Grünheide steht die einzige europäische Fabrik des Unternehmens von Milliardär Elon Musk. Dort kommt es am Dienstagvormittag nach einem Brandanschlag zu einem massiven Stromausfall.
In Grünheide steht die einzige europäische Fabrik des Unternehmens von Milliardär Elon Musk. Dort kommt es am Dienstagvormittag nach einem Brandanschlag zu einem massiven Stromausfall. © Patrick Pleul/dpa | Unbekannt

Die „Bild“-Zeitung berichtete, an der Brandstelle hätten die Einsatzkräfte außerdem ein Zelt von Aktivisten entdeckt, darauf die Warn-Aufschrift „Kampfmittel hier verbuddelt!“ In der Folge hätte sich die Feuerwehr zunächst zurückgezogen, der Kampfmittel-Räumdienst sei alarmiert worden. Dem widersprach die Polizei gegenüber unserer Redaktion. Ein Kampfmittelräumdienst sei nie vor Ort gewesen.

Der Verteilnetzbetreiber Edis meldete am Dienstagmittag, dass die umliegenden Gemeinden wieder mit Strom versorgt werden. Ausnahme seien die große Industrieanlage selbst sowie ein Logistikzentrum. Edis-Experten seien vor Ort und bereiteten die Reparatur des beschädigten Hochspannungsmasts vor, hieß es. Die Schadenstelle sei gesichert. Die Reparatur beginne nach Freigabe durch die Ermittlungsbehörden.

Tesla: Kein schnelles Wiederanlaufen der Produktion – „Perfider Anschlag“

Wie es bei Tesla hieß, wurden alle Maßnahmen zur Sicherung der Produktionsanlagen getroffen. Nach Rücksprache mit dem Stromanbieter Edis gehe Tesla nicht von einem schnellen Wiederanlaufen der Produktion aus. „Wir sind in der Lage, die Produktionsanlagen in einen sicheren Zustand zu versetzen“, sagte eine Tesla-Sprecherin. Die Produktion stehe still, die Mitarbeiter seien nach Hause geschickt worden. Das Unternehmen stehe in engem Kontakt mit den Behörden und mit dem Energiedienstleister Edis. Derzeit sei unklar, wann die Produktion wieder aufgenommen werden könne.

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sprach am Dienstag von einem „perfiden Anschlag“ auf die Strominfrastruktur. „Das wird Konsequenzen haben.“ Tausende Menschen seien von der Grundversorgung abgeschnitten und in Gefahr gebracht worden. „Der Rechtsstaat wird auf einen solchen Sabotageakt mit aller Härte reagieren“, erklärte der Innenminister.

Kurz darauf meldete sich auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke zu Wort. „Anschläge auf unsere kritische Infrastruktur sind eine Form von Terrorismus“, teilte der SPD-Politiker mit. Er forderte ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats. „Sollte sich der Verdacht eines terroristischen Anschlages erhärten, wird der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernehmen müssen“, so Woidke.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte den Brandanschlag und forderte eine umfassende Aufklärung. „Ein solcher Anschlag auf unsere Strominfrastruktur ist eine schwere Straftat, die durch nichts zu rechtfertigen ist.“ In den Ermittlungen müsse geprüft werden, ob es politische Motive gebe. „Wenn sich ein linksextremistisches Motiv bestätigt, dann ist das ein weiterer Beleg, dass in der linksextremistischen Szene vor Angriffen auf kritische Energie-Infrastrukturen nicht zurückgeschreckt wird.“ Das könne Tausende unbeteiligte Menschen betreffen. „Dies zeigt eine enorme kriminelle Energie.“

Tesla in Grünheide bei Berlin: Protestcamp gegen Ausbau der „Giga-Factory“

In der vergangenen Woche hatten Umweltaktivisten ein Protestcamp in einem Wald neben der sogenannten „Giga-Factory“ von Tesla aufgeschlagen. Sie wollen den Wald besetzt halten, um eine Rodung zu verhindern. Zuletzt harrten 80 bis 100 Aktivisten in zehn Baumhäusern aus. Zu einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Stromausfall und den Protesten äußerten sich die Behörden zunächst nicht.

Eine Protestaktion gegen die Erweiterung der Tesla-Autofabrik in Grünheide bei Berlin.
Eine Protestaktion gegen die Erweiterung der Tesla-Autofabrik in Grünheide bei Berlin. © dpa | Annette Riedl

Die Umweltgruppen wollen den Widerstand der Anwohner unterstützen. Die Bevölkerung der 9000-Einwohner-Gemeinde Grünheide sprach sich vor kurzem bei einer Befragung mehrheitlich gegen die Erweiterungspläne von Tesla aus. Die Politik müsse diesem Votum folgen, forderten die Umweltgruppen.

Tesla will sein Gelände, das teils im Wasserschutzgebiet liegt, erweitern und einen Güterbahnhof sowie Logistik- und Lagerhallen errichten. Es geht um ein etwa 120 Hektar großes Areal, das dafür gerodet werden soll. Die Erweiterungspläne sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Autobauer die Produktion steigern und die geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln will. Zuletzt waren es hochgerechnet 300.000 Autos im Jahr. Tesla argumentiert, dass mit dem Güterbahnhof Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert würde.

In dem Protest-Camp in einem Waldstück nahe des Tesla-Standortes sind Baumhäuser entstanden.
In dem Protest-Camp in einem Waldstück nahe des Tesla-Standortes sind Baumhäuser entstanden. © dpa | Annette Riedl