Berlin. Polarlichter sind in Deutschland eher selten. Doch künftig könnten sie häufiger zu beobachten sein: Wann und wo die Chancen gut sind.

Polarlichter kann man eigentlich nur in sehr seltenen Fällen in Deutschland sehen

Allerdings wurden zuletzt immer mehr Sichtungen auch aus Deutschland gemeldet

Wir erklären, wann und wo man am besten in Deutschland Polarlichter sehen kann

Wabernde, grüne Polarlichter kennt man normalerweise nur aus dem hohen Norden – aus Ländern wie Finnland, Island oder Norwegen. Doch auch in Deutschland wurden jüngst vermehrt solche Naturspektakel gesichtet. An mehreren Orten im Norden Europas ließ ein Sonnensturm den Nachthimmel am Sonntag ungewöhnlich farbig leuchten. Fachleute benutzen dafür auch den lateinischen Begriff Aurora Borealis. Werden künftig häufiger solche Lichter hierzulande zu sehen sein? Woran liegt das? Und wo sind sie am besten zu sehen?

Warum sind in Deutschland auf ein mal immer häufiger Polarlichter zu sehen?

Der Grund dafür, dass auch in Deutschland aktuell häufiger Polarlichter zu sehen sind, sei laut Experten die gestiegene Aktivität der Sonne. Die Aktivität der Sonne hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie wird mit dem KP-Index („Planetary K-Index“) vorhergesagt. Der KP-Index ist eine Kennziffer, um magnetische Sonnenstürme zu messen. Damit Polarlichter auch in unseren Breitengraden zu sehen sind, muss ein KP-Index zwischen sechs (etwa in Hamburg) und acht (etwa in München) erreicht werden, heißt es auf der Webseite spaceweatherlive.com.

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Aufgrund des aktuellen Sonnenfleckenzyklus steigt die Wahrscheinlichkeit, das Naturphänomen beobachten zu können, gerade noch einmal an, wie der schwedische Tourismusverband Visit Sweden mitteilt. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch hierzulande Polarlichter zu beobachten sind, steigt mit der Intensität des Sonnensturms: Je stärker dieser ausfällt, desto höher die Wahrscheinlichkeit.

EntstehungPolarlichter entstehen, wenn geladene Teilchen des Sonnenwindes auf die Magnetosphäre der Erde treffen und die Atmosphäre zum Leuchten bringen.
SichtbarkeitIn Deutschland sind Polarlichter selten und vor allem in Zeiten hoher Sonnenaktivität und bei klarem Himmel in nördlichen Regionen sichtbar.
SonnenaktivitätDie Häufigkeit und Intensität von Polarlichtern hängt von der Sonnenaktivität ab, die in etwa 11-jährigen Zyklen variiert.
Beste BeobachtungszeitenDie besten Chancen, Polarlichter in Deutschland zu sehen, sind im Frühling und Herbst, zwischen 18 und 2 Uhr nachts.

Wie ein Sprecher des Instituts für Solar-Terrestrische Physik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bereits im Frühjahr mitteilte, sind die aktuell vermehrten Sichtungen nicht ganz ungewöhnlich. Etwa alle elf Jahre, in einem sogenannten Sonnenzyklus, gebe es Phasen mit schwacher und mit starker Sonnenaktivität. Aktuell nähere man sich einem Maximum. Das nächste Maximum werde im Jahr 2025 erwartet. Frühling und Herbst sind statistisch gesehen die besten Jahreszeiten, um in Deutschland Polarlichter zu entdecken.

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Wie entstehen Polarlichter?

Polarlichter entstehen laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD), wenn starke Sonnenwinde auf die Erdatmosphäre treffen. Beim Sonnenwind handelt es sich hauptsächlich um Protonen und Elektronen, die von der Sonne ausgestoßen werden. Durch den Eintritt in die Atmosphäre werden die elektrisch geladenen Teilchen erwärmt und beginnen zu leuchten. Durch magnetische Kurzschlüsse im Schweif des Erdmagnetfeldes werden Teilchenströme in die Polarregionen erzeugt, die die Luftteilchen zum Leuchten anregen, was als Polarlicht sichtbar wird.

Polarlichter über Norwegen.
Polarlichter über Norwegen. © dpa | Martial Trezzini

Wann wird es das nächste Mal Polarlichter in Deutschland zu sehen geben?

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) bestehe auch in den nächsten Nächten die Chance, die spektakulären Nordlichter am Nachthimmel zu sehen. „Man braucht aber Ausdauer und Geduld“, sagte der DWD-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Wegen der schnellen Geschwindigkeit der Sonnenpartikel kann das Auftreten von Polarlichtern nur kurzfristig vorhergesagt werden. Laut Experten dürfte die Sonne in den kommenden Monaten immer aktiver werden und somit Polarlichter häufiger zu sehen sein.

Polarlichter sind am Sonntagabend nach Einbruch der Dunkelheit auch in Sachsen in der Region Zwickau zu sehen.
Polarlichter sind am Sonntagabend nach Einbruch der Dunkelheit auch in Sachsen in der Region Zwickau zu sehen. © dpa | EHL Media

Wo kann man am besten Polarlichter beobachten?

Um Polarlichter beobachten zu können ist es wichtig, an einen dunklen Ort fernab von störenden Stadtlichtern zu gehen. Die besten Chancen, Aurora Borealis zu erleben, bieten sich laut Experten an klaren Winterabenden und -nächten zwischen 18 Uhr und 2 Uhr. Um die beste Uhrzeit zu ermitteln, können spezielle Vorhersage-Apps wie etwa „Hello Aurora“ helfen.

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Wo waren noch Polarlichter zu sehen?

Zu sehen waren Polarlichter unter anderem in England und Nordirland. Normalerweise sind Polarlichter in Großbritannien höchstens in Schottland zu sehen, nun aber haben die bunten Lichterscheinungen weite Teile des Vereinigten Königreichs verzaubert. Wie die Wetterbehörde Met Office am Montag mitteilte, gab es in der Nacht bestätigte Sichtungen von Aurora Borealis auch in Mittel- und Ostengland. Dabei sorgte auch ein ganz besonderes Himmelsleuchten für Begeisterung: „Steve“ zeichnete unter anderem in Nordirland ein leuchtend violettes Band an den Nachthimmel.

Nordlicht über Island. In nordischen Ländern sind die Polarlichter häufiger zu entdecken.
Nordlicht über Island. In nordischen Ländern sind die Polarlichter häufiger zu entdecken. © dpa | Owen Humphreys

„Steve“ steht für „Strong Thermal Emission Velocity Enhancement“ (etwa: starke Geschwindigkeitserhöhung mit thermischer Abstrahlung) und erinnert an ein Polarlicht, verhält sich jedoch anders und tritt in niedrigeren Breiten auf. Ursache war ein Sonnensturm, der in Nordeuropa außergewöhnliche Lichterscheinungen verursachte. Bereits am Samstagabend waren Polarlichter über Großbritannien und Irland zu sehen – sogar so weit südlich wie in Stonehenge, wie ein Foto auf dem offiziellen X-Account des steinzeitlichen Monuments in Südengland zeigte.