Berlin. Die Holzheizung wird als ökologisch angepriesen. Doch ein Faktencheck räumt jetzt mit Mythen rund um die Holzverbrennung auf.

Inmitten einer Welt, die nach nachhaltigen Lösungen für unsere Energiebedürfnisse sucht, erstrahlt die Holzheizung als die Antwort auf drängende Umweltprobleme und steigende Energiekosten. Immer mehr Menschen sehen darin eine klimaneutrale Alternative und wählen sie als ihre bevorzugte Heizquelle. Der Staat hat diesen Trend durch großzügige Förderungen lange unterstützt.

Doch nun hat ein Umdenken eingesetzt. Denn auch beim Verbrennen von Holz entsteht Kohlendioxid sowie gesundheitsschädlicher Feinstaub. Steht das alles in einem gesunden Verhältnis zum Umwelt- und Klimaschutz? Im Vergleich zu Öl oder Gas als fossilen Brennstoffen hat die Holzheizung einen besseren Ruf. Einige halten sie für ökologisch und klimaneutral. Aber stimmt das? Ein Faktencheck.

Behauptung: Die Holzheizung ist klimaneutral.

Bewertung: Eher nicht.

Fakten: Rund 1,1 Millionen Haushalte in Deutschland nutzen Scheitholz, Holzpellets oder Holzhackschnitzel in Heizkesseln als primäre Energiequelle zum Heizen des kompletten Wohnraums. So heißt es vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Darüber hinaus gibt es demnach rund 11,2 Millionen so genannte Einzelraumfeuerstätten als ergänzende Holzheizungen. Das sind überwiegend Kamin- und Kachelöfen. Insgesamt wird 65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien in Deutschland laut Ministerium bisher vor allem aus Holz gewonnen.

Doch auch die Verbrennung von Holz setzt Kohlendioxid frei. Die Klimabilanz dieser Heizungsart könne nur als ausgeglichen bezeichnet werden, wenn eine entsprechende Holzmenge zeitnah nachwachse und dabei ausreichend Kohlendioxid aus der Luft wieder aufnehme, heißt es vom Umweltbundesamt (UBA). In diese Bilanz eingerechnet werden müssten auch die Emissionen durch Fällen, Transport und Bearbeitung.

Das Nachwachsen von Holz kann aber je nach Baumart mehrere Jahrzehnte dauern. Das ist ein Zeitfaktor, der im Falle eines wachsenden Holzbedarfs fürs Heizen nicht immer für einen Ausgleich reichen könnte. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace entstehen durch rasanten Brennholzverbrauch inzwischen mehr Treibhausgase als in Wäldern zum gleichen Zeitpunkt durch Wachstum gebunden werden können.

Holzheizung: Verbrennung fördert die Erderwärmung

Der Fachverband Holzenergie argumentiert hingegen, für Heizungen etwa mit Holzpellets werde unter anderem Restholz verwendet, das sonst im Wald verrotten und auf natürlichem Wege ebenso viel CO2 freisetzen würde. Allerdings ist das (anders als beim Verbrennen) ein Prozess, der sich über eine lange Zeit hinzieht. Und zudem ist etwa den Angaben der Deutschen Wildtier Stiftung zufolge das Ökosystem Wald essenziell auf das Vorkommen von Alt- und Totholz angewiesen.

Rund 500 Wissenschaftler aus aller Welt sehen eine zunehmende Holzverbrennung zur Energiegewinnung deshalb kritisch: Bereits 2021 schrieben sie einen offenen Brief an Regierungen, darunter auch die Europäische Kommission: Selbst wenn Holz fossile Energieträger ersetze, werde seine Verbrennung die Erderwärmung verstärken. Denn durch das Verfeuern von Holz gelange für jede Kilowattstunde produzierter Wärme oder Strom wahrscheinlich zwei- bis dreimal so viel Kohlenstoff in die Luft wie bei der Verwendung von Kohle oder Gas. Die Forscher fordern deshalb, die Holzheizung und -verbrennung nicht mehr als klimaneutral zu bezeichnen.

Behauptung: Holzheizungen sind umweltfreundlicher als Öl und Gas.

Bewertung: Kaum haltbar.

Fakten: Das Umweltbundesamt spricht sich aus ökologischen Gründen inzwischen gegen den Einbau von Holzheizungen in Neubauten aus. "Mittlerweile entfallen mehr als 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen auf Holzheizungen. Das ist ungefähr die Größenordnung der Emissionen aus dem Straßenverkehr", sagt UBA-Präsident Dirk Messner. Dabei geht es vor allem um Holzverbrennung in privaten Haushalten – also zum Beispiel im Kamin.

Laut UBA entstehen bei der Holzverbrennung neben dem lungenschädigenden Feinstaub und giftigem Kohlenmonoxid auch die Gase Methan (CH4) und Lachgas (N2O), ein Stickoxid. Methan trage dabei 25-mal und Lachgas 298-mal stärker zur Erderwärmung bei als die gleiche Menge Kohlendioxid.

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    Anders sei das bei ganzen Baumstämmen. Statt sie zum Beispiel in Biomasseanlagen zu verfeuern, sei es ökologisch sinnvoller, sie zum Beispiel zu langlebigen Möbeln oder Dachbalken zu verarbeiten. Der Naturschutzbund Deutschland hat allerdings den Verdacht, dass auch in Deutschland viele Bäume als Feuerholz enden, zum Beispiel in Form von aus den USA importierten Pellets.

    Erderwärmung: Einige halten die Verwendung von Holz zum Heizen für klimaneutral. Doch ein Fünftel der Feinstaubemissionen stammen aus Holzheizungen
    Erderwärmung: Einige halten die Verwendung von Holz zum Heizen für klimaneutral. Doch ein Fünftel der Feinstaubemissionen stammen aus Holzheizungen © Boris Roessler/dpa

    Behauptung: Subventionen für Holzheizungen sind sinnvoll.

    Bewertung: Ein Umdenken hat begonnen.

    Fakten: Die rund 500 Wissenschaftler sind sich in ihrem offenen Brief an Regierungen einig: Die Holzheizung und -verbrennung sollte aus Klimaschutz-Gründen nicht mehr subventioniert werden, heißt es dort.

    Vom Umweltbundesamt heißt es, Holzheizungen sollten nicht mehr finanziell gefördert werden, um mittel- bis langfristig keine falschen Anreize zu setzen. Doch genau das ist in Deutschland bisher geschehen. Zwischen 2015 und 2019 wurden nach Angaben des UBA bundesweit rund 21 000 Holzheizungen durch das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien gefördert. Mit nochmals verbesserten Förderbedingungen waren es im Jahr 2020 bereits rund 95 000. Noch immer sind Biomasse-Heizungen, die oft auch Holzprodukte verbrennen, förderfähig – wenn auch in geringerem Maße als früher.

    Holzheizungen sollten nach Ansicht des UBA effiziente Heizkessel haben. Die Einhaltung überprüfe das Schornsteinfegerhandwerk. Durch den Einsatz von Staubabscheidern könnten zum Beispiel sehr niedrige Schadstoffemissionen bei Pelletkesseln erreicht werden. Pelletöfen und Pelletkessel gelten in der Regel als weniger belastend für die Umwelt als andere Holzverbrennung.

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      Der Städte- und Gemeindebund will bei der Energiewende weiter auch auf Holz zu setzen. Pelletheizungen seien über Jahre vom Bund gefördert worden, viele Kommunen beheizten damit Schulen, Rathäuser und Verwaltungsgebäude, hieß es zuletzt. Auch Privathaushalte setzten darauf. Was gestern noch staatlich gefördert worden sei, könne heute nicht Teufelswerk sein, heißt es. Sollten Holzheizungen ein Auslaufmodell werden, sehen Waldbesitzer die nachhaltige Waldpflege und damit auch die Vermarktung von Restholz für Brennholz in Gefahr.

      Der Fachverband Holzenergie hält den Rohstoff im Mix von Wind- und Wasserkraft, Sonnenenergie, Geothermie und Biomasse für gegenwärtig unabdingbar. Denn Holz sei eine der wenigen Ressourcen, mit denen dezentral zu jeder Tages- und Nachtzeit planbar und unabhängig Energie bereitgestellt werden könne.

      Die EU hat aber schon Ende März in ihrer Erneuerbare-Energien-Richtlinie ein Umsteuern bei der Subventionierung von Biomasse erkennen lassen. In der vorläufigen Einigung sind strengere Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse – und das heißt im Moment vor allem Holz – vorgesehen.