Berlin. TUI meldet mehr Buchungen, Skyscanner ein großes Suchinteresse: Der Herbst gewinnt als Reisezeit. Manche Länder sind besonders beliebt.

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. Viele Deutsche planen nach den Sommerferien bereits die nächste Auszeit im Herbst. Für den Tourismus ist diese Jahreszeit attraktiver denn je geworden.

Corona hat vieles verändert. Das gilt auch für die Urlaubsgewohnheiten. Dass der Herbst als Reisezeit immer beliebter wird, führt TUI-Kommunikationschef Aage Dünhaupt tatsächlich auf die Erfahrungen in der Pandemie zurück.

25 Prozent mehr Buchungen im Herbst

Als Mitte Juni 2020 – nach siebenwöchigem Lockdown – die ersten Ferienflieger starteten, haben viele Menschen gezögert. Sie warteten ab. Teils buchten sie ihren Urlaub um, teils terminierten sie ihn gleich für den Herbst. Und dabei hätten sie erkannt, wie der Tourismusexperte unserer Redaktion erzählt, "dass es eigentlich eine interessante Reisezeit ist".

Expedia führt die Entwicklung wiederum aktuell auf die Hitze zurück. Sollten Hitzewellen zur neuen Normalität werden, könnten sie "langfristig die Reisegewohnheiten beeinflussen".

Der Herbst liegt also im Trend. Das gilt für Pauschaltouristen wie für Individualreisende. Es wollen mehr Menschen im Herbst verreisen als noch im Vorjahr:

  • Für TUI zeichnet sich schon jetzt ab, dass für diesen Herbst mindestens 25 Prozent mehr Reisen gebucht werden als 2019, im letzten Jahr vor Corona.
  • Skyscanner, eine Suchmaschine für Flug- und Hotelbuchungen, erklärte unserer Redaktion, dass die Flugsuchen für Reisen im Oktober und November im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent gestiegen sind.
  • Bei Expedia stieg die Suchanfragen im Juli für Hotelaufenthalte in Rom im September und Oktober um 25 Prozent und für Ferienhausaufenthalte bei FeWo-direkt um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
  • Für Sevilla verzeichneten beide Portale im selben Zeitraum einen Anstieg von über 220 Prozent, die Suchanfragen für Athen, Madrid, Florenz und Thessaloniki stiegen zweistellig, teils dreistellig im Jahresvergleich auf beiden Plattformen.

Kinderlose Paare und Individualreisende haben vor allem ein Zeitfenster im Auge: Zwischen dem letzten Tag der Sommerferien – der 11. September in Bayern – und dem Beginn der Herbstferien in vielen Bundesländern am 2. Oktober, darunter in Nordrhein-Westfalen. Für dieses Zeitfenster spricht: weniger Andrang, günstigere Preise. Auch interessant: Italien: Dreiste Preise empören Urlauber – Wo Abzocke droht

Urlaub: Der Herbst ist eine klassische Zeit für Städtereisen

Davon profitieren beim Reiseveranstalter TUI aktuell die Ferienländer Griechenland und Türkei. Bei Skyscanner sieht die Top-Ten-Liste etwas anders aus: USA auf Platz eins, dahinter Thailand, Spanien, Japan, Indien, Portugal, Australien, die Türkei, Indonesien, Großbritannien.

Das hat zum einen damit zu tun, dass der Herbst eine klassische Zeit für Städtereisen ist: New York, London, Barcelona und unter den europäischen Metropolen zuletzt zunehmend auch die portugiesische Hauptstadt. "Lissabon ist im Trend ganz vorne", bestätigt Dünhaupt. "Portugal wird immer beliebter", heißt es bei Skycanner.

Fernreisen im Urlaub: Nach der Pandemie holen viele ihre verschobenen Japantouren nach

Es hat zum anderen aber auch damit zu tun, dass die Urlauber vermehrt Langstreckenflüge suchen: Thailand, Südafrika, Australien, Indonesien, Japan, wie die Daten von Skyscanner zeigen. Vor einem Jahr hat Japan seine Grenzen als eines der letzten Länder wieder für den internationalen Tourismus geöffnet, "und das Interesse ist immer noch sehr hoch", heißt es bei Skyscanner.

Derzeit holen viele Leute ihre Japan-Reisepläne nach. Im Jahr 2019 lag Japan im Herbst im Skyscanner-Ranking auf Platz 17 der meistgesuchten Länder aus Deutschland. Für Oktober und November dieses Jahres ist Japan den Suchanfragen zufolge das viertbeliebteste Land.

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Viele klassische Urlaubsländer in Europa kämpfen darum, die Saison über den Sommer hinaus zu verlängern. Für Fachleute ist die Türkei etwa längst eine Ganzjahresdestination. Das war nicht immer so.

Urlaub: Die treueste Klientel sind die Kreuzfahrtfans

"Die Städtereisen sind voll zurückgekommen", erzählt Dünhaupt. Im Hochsommer sind Klassiker wie Athen und Rom ein Härtetest bei Temperaturen von 40 Grad. Frühjahr und Herbst waren schon immer eine gute Zeit, um die Metropolen zu erkunden. Auch für New York gilt der Herbst, wenn sich im Central Park langsam die Blätter gelb färben, als perfekte Zeit.

Anbieter wie TUI forcieren den Trend zu Städtetouren. Neuerdings verkaufen sie bei TUI zentral Tickets für Ausflüge, für das Kolosseum in Rom oder die Opera Garnier in Paris etwa. TUI musement heißt der neue Service. In Deutschland gilt Hamburg seit Langem als Top-Destination wegen Attraktionen wie der Musicals oder der Elbphilharmonie.

Die bei Skyscanner meistgesuchten Städte sind vorneweg Bangkok und New York, dahinter Palma de Mallorca, Tokio, Denpasar auf Bali, Dubai, London, Kapstadt, Miami und Teneriffa. Meist Ziele, in denen es im Herbst wärmer als daheim ist.

Urlaub: Die Preise in der Türkei ziehen wegen der Inflation an

Dass die Kreuzfahrten wieder boomen, überrascht Fachleute nicht. "Die haben die treueste Klientel", erläutert Dünhaupt. Die Schiffe fahren zum Teil wieder mit einer 99-prozentigen Belegung.

Die Preise sind nach Auskunft von TUI zwar gestiegen, aber unterhalb der Inflationsrate von acht Prozent. Da kommt den Reiseveranstaltern zugute, dass sie ihre Kontingente an Hotels oder Flüge ein Jahr im voraus einkaufen. Als eines der preisstabilsten Länder gilt Tunesien.

Es gibt allerdings Ausnahmen. In der Türkei macht sich die extrem hohe Inflation bemerkbar. Manchmal schaukeln sich auch vereinzelt lokale Märkte hoch. Lesen Sie dazu: Urlaub: Preisexplosion in der Türkei - was steckt dahinter?

Albanien ist ein Newcomer, aber auch ein Geheim- und Spartipp

Ziemlich überraschend haben in diesem Jahr viele Amerikaner Europa als Urlaubsziel entdeckt. Griechenland, Mallorca, aber auch Portugal registrieren starke Zuwächse an US-Touristen. Aus New York können sie direkt nach Mallorca fliegen. Steigt die Nachfrage, steigen die Preise. Lesen Sie dazu: Balearen-Urlaub boomt – zum Nachteil für deutsche Touristen

Das ist dann womöglich der richtige Zeitpunkt, um ein ganz neues Land kennenzulernen: Für Skyscanner ist Albanien ein Spartipp, für TUI ein Newcomer" und eine "Trenddestination". Was zur Folge haben wird, dass es nicht mehr lange ein Geheimtipp bleiben dürfte.

Albanien ist halb so teuer wie Griechenland. Wer sparen will, fliegt nach Korfu und setzt von dort aus mit der Fähre nach Saranda an der albanischen Riviera mit ihrer zerklüfteten Küste und den idyllischen Buchten. Die Überfahrt dauert circa 30 Minuten und kostet nur 20 Euro.

Wie Venedig, nur kleiner und entspannter: Chiogga

Ein unterschätztes Ziel ist laut Skyscanner Asturien in Nordspanien, "ein verstecktes Juwel, das darauf wartet, entdeckt zu werden". Es sei perfekt für Alleinreisende, Gruppen und Familien.

Als weiterer Geheimtipp gilt Chioggia am südlichen Ende der Lagune von Venedig. Es bietet laut Skyscanner alles, was Venedig ausmacht, nur ist es "deutlich kleiner und weitaus weniger überlaufen." Man fliegt zum Flughafen Marco Polo, von dort sind es etwa 60 Kilometer mit dem Auto.

Skyscanner empfiehlt es als ruhigere und preiswerte Alternative zu Venedig. Mit den gleichen charmanten Kanälen, Booten und Architektur sei Chioggia "eine hervorragende Wahl". Wenn viele dem Tipp folgen – dann ist es wahrscheinlich bald vorbei mit der Ruhe und den günstigen Preisen.