Berlin. Trockene Sommer, milde Winter: Können Zitrone, Kiwi & Co. auch bei uns gedeihen? Experten verraten, was beim Anbau zu beachten ist.

Exotische Früchte aus dem globalen Süden wie etwa Bananen, Papaya oder Feigen legen meist einen weiten Transportweg zurück, bis sie bei uns in die deutschen Supermärkte kommen. Dabei verändert sich auch in Deutschland zunehmends das Klima: Trockene heiße Sommer und milde Winter sind längst nicht mehr die Ausnahme. „Mit dem Klimawandel hat der Wunsch nach Pflanzen, die mit den veränderten Bedingungen gut klarkommen, jetzt aber weit größere Dimensionen erreicht“, sagt Oliver Fink, Vorsitzender des Verbands der GartenBaumschulen, der Deutschen Presse-Agentur. Sind ihre Überlebenschancen auch in nördlicheren Regionen gut genug?

Welche Überlebenschancen haben südländische Pflanzen in Deutschland?

Nicht alle Pflanzen aus wärmeren Regionen kommen in Deutschland klar. Auch wenn die vergangenen Jahren eher von milden Wintern geprägt waren, sind heftige Wintereinbrüche mit tiefen Frostgraden immer noch möglich. Exotische Früchte wie Feige, Kiwi oder Orange, die das nicht gewohnt sind, vertragen solche Bedingungen nicht. Bei tieferen Temperaturen unter minus zehn Grad können die Pflanzen absterben. „Zu lange, zu kalte und zu trockene Winter sind gar nicht gut für diese Pflanzen. Aber auch zu viel und anhaltende Nässe schadet ihnen, sie faulen dann weg“, sagt auch Oliver Fink. Dem stimmt auch Gartenberater Sven Görlitz zu. „Deutschland ist nicht Italien. In vielen Gegenden ist der Winter wesentlich kälter und feuchter als am Mittelmeer“, so Görlitz.

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In der Rheinebene im Süden Deutschlands wachsen Feigenbäume schon seit Jahrzehnten - und das auch richtig gut. In Norddeutschland oder in den Bergen hingegen sieht es anders aus. Der Grund, ob und wie mediterrane und exotische Pflanzen in Deutschland gedeihen, hängt laut Fink wesentlich vom Standort ab.

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Welche exotische Pflanzen sind winterhart?

Es gibt verschiedene Früchte aus den Tropen und Subtropen, die sich auch für den heimischen Garten eignen und mitunter sogar winterhart sind. Es gibt sogar Sorten, die aus dem Handel nicht bekannt sind, aber problemlos auch in der gemäßigten Zone gedeihen. Dazu gehören unter anderem:

  • Kiwi
  • Indianerbanane
  • Granatapfel
  • Physalis
  • Mispel

Können exotische Pflanzen einheimische ersetzen?

Experten raten, exotische Früchte nur als Ergänzung im Garten zu Pflanzen. „Auf keinen Fall sollten sie gegen einheimische Pflanzen ausgetauscht werden, nur weil sie besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen“, sagt Sven Görlitz. „Gegenteil: Es ist spannend zu beobachten, wie sich alle miteinander im Garten entwickeln.“

Welche Auswirkungen hat das auf die Umwelt?

Viele Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge samt ihrer Larven sind spezialisiert auf heimische Wildpflanzen. Entsprechend seien sie darauf angewiesen, dass diese weiterhin zahlreich in den Gärten wachsen. Als Ergänzung aber können die südländischen Pflanzen eine Bereicherung sein. „Je größer die Vielfalt im Garten, desto besser ist es für Insekten und Schmetterlinge“, sagt Oliver Fink. Besonders beliebt bei den Tieren seien etwa die Kiwiblüten.

Worauf sollte man beim Anbau von exotischen Pflanzen im Garten achten?

Wer exotische Pflanzen in seinem Garten anbauen will, sollte laut Experten bei der Auswahl beachten, dass diese Pflanzen einen Wasserbedarf haben, der an ihren natürlichen Standort angepasst ist. Bananen aus den Tropen etwa brauchen viel Wasser und dazu viel Wärme. Auch ein Oleander aus Sumpfgegenden hat einen hohen Wasserbedarf. Olive und Feige hingegen kommen mit weniger klar.

Auch auf den Boden kommt es an. „Die meisten Pflanzen aus dem Mittelmeerraum lieben durchlässigen mineralischen Boden“, ergänzt Gartenberater Sven Görlitz. Lehmiger Boden sei weniger geeignet, weil sich darin im Winter Staunässe bilden kann.

Deshalb rät der Experte, sich vorab Beratung zu suchen. Denn oft kommt es auf die feinen Unterschiede an. „Allein bei Feigen gibt es Hunderte Sorten, von denen viele, aber nicht alle mit starker Kälte zurechtkommen.“

Wer damit liebäugelt, sollte seinen Garten also danach beurteilen:

  • In welcher Region befindet er sich?
  • Welche Wetterbedingungen herrschen vor?
  • Wie ist der Boden beschaffen?
  • Was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Welche Gefahren gibt es?

Selbst geschnittene Olivenzweige oder Stecklinge von Oleander oder Feigen sollten laut Oliver Fink nicht nach einem Urlaub im Süden mit nach Deutschland gebracht werden. Denn mit ihnen könnten auch problematische Krankheiten in die heimischen Gärten gebracht werden.