Warum lag der reich beschmückte römische Soldat gefesselt in einem Feld in Wales? Archäologen wundern sich über einen besonderen Fund.

Archäologen sind auf einem Feld in Wales auf das Skelett eines römischen Soldaten gestoßen, dessen Todesumstände rätselhaft erscheinen. Im Grab des Römers fanden die Forscher eine Silbernadel und ein Schwert, die auf die römische Herkunft des Verstorbenen hindeuten. Der Körper wurde in gehockter Haltung mit dem Gesicht nach unten begraben. Außerdem gibt es Indizien dafür, dass er zum Zeitpunkt seines Todes gefesselt war. Der Fund lässt Archäologen rätseln.

Mitarbeiter des privaten Archäologie-Unternehmens "Red River Archeology" entdeckten die Überreste nahe einer vor bereits 50 Jahren ausgegrabenen ehemaligen römischen Villa. Das Unternehmen untersuchte die Gegend um das Skelett vorsorglich, bevor dort eine Straße entstehen sollte. Die Forscher datierten die Grabstätte auf die Mitte des 3. Jahrhunderts bis auf das späte 4. Jahrhundert nach Christus.

Das Skelett eines römischen Soldaten wurde auf einem Feld in Wales entdeckt. Seine Todesumstände sind mysteriös.
Das Skelett eines römischen Soldaten wurde auf einem Feld in Wales entdeckt. Seine Todesumstände sind mysteriös. © Red River Archaeology Group

Starb der römische Soldat wegen einer Beziehung zu einer Einheimischen?

Die armbrustförmige Silbernadel, die bei dem Toten lag, war typisch für höherrangige Soldaten oder Zivilangestellte der römischen Armee. Das lange Schwert unterstützt diese Vermutung ebenfalls.

Nur 2,5 Meter von dem Römer entfernt entdeckten die Archäologen außerdem das Skelett einer Frau. Eine eingehende Analyse zeigte, dass es sich wahrscheinlich um eine gebürtige Waliserin handelt, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 26 und 35 Jahre alt war.

Was verband die beiden? In einer Pressemitteilung mutmaßen die Experten von Red River Archeology, dass der Römer und die Einheimische eine Beziehung unterhielten und dafür mit ihrem Tod bezahlen mussten.

Grab eines römischen Soldaten in Wales: Todesumstände regen zu Spekulationen an

Der römische Verstorbene wird auf ein Alter zwischen 21 und 25 Jahren geschätzt. Die Silbernadel, das Eisenschwert und die ebenfalls im Grab gefundenen, mit Nägeln beschlagenen Stiefel seien laut den Forschern ein Zeichen für den Wohlstand des jungen Römers gewesen. Die gebückte Haltung und die sehr großen Nägel nahe des Halses, den Schultern und zwischen den Füßen würden auf Fesseln hindeuten, schrieb der leitende Archäologe Mark Collard dem Online-Medium "Live Science" in einer E-Mail.

Die Silbernadel war für höherrangige Soldaten und Zivilbeamte der römischen Armee bestimmt.
Die Silbernadel war für höherrangige Soldaten und Zivilbeamte der römischen Armee bestimmt. © Amgueddfa Cymru – Museum Wales

Bei der Silbernadel handelt es sich um die erste ihrer Art auf walisischem Boden, teilte Evan Chapman, Kurator des Museums Wales, mit. Der mutmaßliche römische Soldat war allerdings nur einer von fünf Toten, die bisher in unmittelbarer Nähe zur römischen Villa entdeckt wurden. Einer von ihnen war enthauptet worden. Archäologen fanden seinen Kopf neben seinen Füßen.

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Soldat starb zum Ende der Besatzung Britanniens durch Rom

Eine chemische Analyse der Überreste ergab außerdem, dass der Mann zum Zeitpunkt seines Todes an einer Mittelohrentzündung litt, die ihm wohl schwer zu schaffen machte. In der Antike war eine solche Entzündung lebensgefährlich. Wer den Römer in dieser seltsamen Pose beerdigt hatte, können die Archäologen nicht mehr mit Sicherheit beantworten. Wie er starb und warum er gefesselt war, bleibt vorerst ein Mysterium.

Das römische Imperium herrschte ab 40 nach Christus fast vier Jahrhundert lang über den größten Teil der Insel Britannien. In dieser Zeit entstanden Städte wie London (Londinium), in der die Kultur der ursprünglichen Einwohner im römischen Imperium aufging. Als das römische Kernland im 4. Jahrhundert zunehmend durch barbarische Invasionen zerfiel, ging auch das römische Britannien unter. (os)

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