Berlin. Datenschützer sind alarmiert: Die Plattform Grindr teilt hochsensible Daten mit externen Partnern, Experten raten von der Nutzung ab.

Es sind hochsensible Daten: Die Dating-Plattform Grindr erlaubt seinen Nutzern, in ihrem Profil den eigenen HIV-Status zu hinterlegen. Die Angabe ist freiwillig und wird oft sogar erwünscht. Schließlich laufen viele Dates, die sich über die App anbahnen, auf Sex hinaus. Zu wissen, wann der Partner etwa den letzten HIV-Test gemacht hat, kann mehr als hilfreich sein.

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Grindr gilt als weltweit populärste Dating-App für schwule und bisexuelle Männer sowie Transsexuelle. Doch wie das Unternehmen mit Nutzerdaten umgeht, stößt auf massive Kritik. Seit Jahren machen Datenschützer auf das Problem aufmerksam, nun geht das Unternehmen in die Offensive. In seinen neuen Richtlinien beschreibt Grindr, welche externen Partner mit den Gesundheitsdaten in Berührung kommen. Darunter befindet sich etwa auch Amazon Web Services (AWS), ein Tochterunternehmen des Shopping-Giganten. Es wird dort als technischer Dienstleister aufgeführt.

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Grindr: Datenschutz-Expertin spricht von "Erpressungspotential"

Gegenüber dem ZDF beteuert Grindr, dass die Nutzerdaten verschlüsselt und nicht etwa für Werbezwecke verwendet werden würden. "Amazon Web Services kann nicht auf die Daten zugreifen, die wir bei ihnen hinterlegen", wird Sprecher Patrick Lenihan zitiert. Datenschutz-Expertinnen wie Anke Domscheit-Berg (Linke) überzeugt das nicht. Als US-Firmen würden Grindr und AWS dem "Patriot Act" unterliegen. Selbst sensible Daten müssten sie gegenüber dem US-Geheimdienst offenlegen. Domscheit-Berg spricht in dem Bericht von "Erpressungspotential", etwa bei öffentlich nicht bekannter Homosexualität.

Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte Grindr in Norwegen eine Millionenstrafe zahlen müssen, weil das Unternehmen Nutzerdaten ohne rechtliche Grundlage mit einer Reihe von Drittparteien geteilt hatte. Das "Wall Street Journal" hatte im vergangenen Jahr berichtet, das Bewegungsdaten der Nutzerinnen und Nutzer von einem digitalen Werbenetzwerk gesammelt und verkauft worden seien.

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Datenschutzbeauftragter hält Grindr-App für "insgesamt problematisch"

Für den Hamburger Datenschutzbeauftragte Thomas Fuchs ist die Sache klar: Er rät von der Nutzung der App ab, er hält den Dienst für "insgesamt problematisch", wie er dem ZDF sagt. Seine Berliner Kollegin Meike Kamp gibt sich in dem Bericht etwas differenzierter: Sie weist darauf hin, wie wichtig Grindr für Menschen der LGBTQ-Community sei. Und HIV-Angaben wünschenswert seien könnten, "um sich selbst und andere zu schützen". (bee)